Schon eine halbe Stunde vor seinem Gespräch im Schweizer Forum sitzt Franz Hohler gemütlich am Rand, hört zu und signiert erste Bücher von Besuchern. Mit „Gleis 4“ hat Hohler einen Text vorgelegt, der mich in den Bann gezogen und eine Nacht gefesselt hat. Die Geschichte ist so einfach: Eine junge Frau wird am Bahnhof Oerlikon von einem älteren Herrn gefragt, ob er ihr den Koffer tragen könne. Sie willigt ein, und wenige Augenblicke später bricht der freundliche Helfer mit der Last ihres Gepäcks tot zusammen. Was sich aus dieser Situation entwickelt, war für mich vielschichtig, spannend und überraschend. Übermorgen, wenn die Buchmesse vorbei ist, werde ich das Buch noch einmal beginnen, und ich bin sicher, ich werde weitere Facetten der handelnden Personen entdecken.
„Wenn man als Autor lebt und erzählt, findet man überall Anfänge von Geschichten. Ich vertraue darauf, dass eine Idee, die etwas von mir will, auch öfter zu mir kommt“, sagt Franz Hohler. Es habe keinen konkreten Anlass für die Handlung von „Gleis 4“ gegeben. Als er aber auf demselben Bahnhof Oerlikon einer behinderten Frau geholfen und die ihn erkannt habe, wusste er, es sei nun an der Zeit, das Eingangsmotiv auszuarbeiten.
Nach dem Gespräch signiert Franz Hohler weitere Bücher und liest im kleinen Kreis einige seiner bezaubernden Kinderverse. Da ist das Getümmel der Buchmesse für einige Minuten vergessen.
Franz Hohler, Gleis 4. Luchterhand, 2014.