Frida ist ‚Geräuschemacherin‘, sie liefert Töne zu Filmen und hört mehr als andere Menschen. Sie weiß, wie es klingt, eine Jacke zu schließen, aus einem Sessel aufzustehen, eine Zigarette zu rauchen. Denn sie ist die Beste ihres Fachs. Zusammen mit Robert hat sie sich in ihrem Leben eingerichtet und alles könnte so weitergehen. Doch nun liegt ein Film auf ihrem Tisch, den ihr ein junger Regisseur ungefragt geschickt hat. Das Problem: Der Tontechniker ist mitsamt der Tonspur verschwunden, und der Film spielt in Japan.
Fremdes Land und fremde Geräusche
Nach langem Zögern schaut Frida den Film und sieht eine futuristische, apokalyptische Szenerie. Mit widerwilliger Faszination stimmt sie zu, in Japan auf Geräuschejagd zu gehen. Der Regisseur stellt ihr in Japan einen jungen Mann zur Seite. Takeshi soll sie an die Orte des Films bringen. In Kyoto ist Frida schnell begeistert von der Umgebung, den Menschen und den vielen neuen Tönen und Geräuschen – doch etwas stimmt nicht. Sie hört ein für sie neues Geräusch im Hintergrund aller Aufnahmen, ein Dröhnen, das sie sich nicht erklären kann. Während sie immer tiefer einsinkt in die Kultur und Faszination des fremden Landes, taucht Frida auch tiefer ein in ihre Gefühle für Takeshi.
Ein Beben in beiden Welten
Je länger Frida in Japan ist, desto mehr wird ihr bisheriges Leben erschüttert. Deutschland ist nun ein ferner Traum, die Anrufe und SMS von Richard stören, die Anziehung zu Takeshi bestimmt ihr Handeln. Als dann am 11. März 2011 aus dem Dröhnen ein Erdbeben wird, dem ein gigantischer Tsunami folgt, spiegelt die Katastrophe außen Fridas innere Katastrophe wieder. Ein paar Sekunden nur, und nichts ist mehr, wie es war. Dass der Tsunami das Kernkraftwerk in Fukushima beschädigt hat, erfährt Frida nur über die internationalen Medien, und über Richard, der sie anfleht, das Land zu verlassen. Frida ist hin- und hergerissen zwischen ihrem alten Leben und ihren Gefühlen für Takeshi.
Ein kleines, großes Buch
Selten hat mich ein Buch so berührt, zum Lachen und Nachdenken, fast zum Weinen gebracht. Keine 200 Seiten umfasst Takeshis Haut, und jede einzelne Seite ist wunderbar in Sprache, Aussage und Bildern. Als Leser weiß man kaum, welches Beben erschütternder ist: Das äußere in Japan, oder das innere in Frida. Trotz des schweren Themas ist das Buch voller Leichtigkeit, Trost und Zuversicht. Ein sehr empfehlenswertes Buch, das ich sicher noch öfter lesen werde.
Lucy Fricke, Takeshis Haut
Rowohlt Verlag, 2014
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Autorin: Dorothee Bluhm
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