Rezension: Hanna Rackwitz, Ich tick nicht richtig

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Die Autorin Hanka Rackwitz hat einige Bekanntheit durch ihre TV-Auftritte bei „Big Brother“, „mieten, kaufen, wohnen“ und zuletzt im “Dschungelcamp“ erlangt. Das Buch „Ich tick nicht richtig – Geschichten aus meinem Neurosengarten“ ist das erste Buch der Immobilienmaklerin, das sie zusammen mit der Journalistin Petra Cnyrim verfasste. Es erschien 2016 im mvg Verlag. Ich persönlich kannte Hanka Rackwitz nicht, bevor ich ihr Buch in die Hände bekam. Das ist jedoch nicht weiter wichtig für das Verständnis des Buches, da sie ihre Biografie dort recht ausführlich darlegt. Aber dazu später.

Wie der Titel vermuten lässt, beschreibt Hanka Rackwitz in diesem Buch ihre Angst- und Zwangsstörungen. Die Schilderungen ihrer diversen Zwänge sind sehr ehrlich, zumal sie offen zugibt, diese noch nicht vollständig überwunden zu haben und die Bewältigung ihres Alltags wirklich sehr kräftezehrend ist. Sie beschreibt einige persönliche und auch peinliche Situationen aus ihrem Leben auf sehr humorvolle Weise, was einerseits sehr mutig und andererseits sehr sympathisch ist. Hanka Rackwitz erklärt, warum sie nagelneue Designermöbel wegschmeißt, einige Zimmer ihrer Wohnung aus Angst nicht betreten kann und ihre Gummistiefel sie beruhigen. Das Schreiben des Buches stellt eine Art Selbsttherapie dar und richtet sich an Betroffene und Angehörige.

Ich als Leserin, die weder an Angst- und Zwangsstörungen leidet, noch Kontakt mit Betroffenen hat, fand es hochinteressant, mehr über diese Problematik zu erfahren. Hanka Rackwitz beschreibt nicht nur, wie und warum ihre Zwänge auftreten, sondern auch, wie sie damit umgeht und was ihr hilft. Ihre Therapeutin kommt in einigen Kapiteln zu Wort und ergänzt eine Perspektive von außen. Wie das Buch auf Betroffene wirkt, kann ich nicht einschätzen. Mir hat es einen sehr guten ersten Einblick in das Krankheitsbild gegeben.

Weniger interessant fand ich die viel zu ausführlichen biographischen Details. Sicher, die eigene Vergangenheit ist eng verbunden mit psychischen Störungen, aber die seitenlange Beschreibung von chronologisch aufgelisteten Exfreunden und Familiengeschichten haben mich doch sehr gelangweilt. Zumal, und das ist meiner Meinung nach das große Manko an diesem Buch, der Stil des Buches überhaupt nicht überzeugt: viel zu salopp und etliche Floskeln, die absolut nichts aussagen. Vielleicht mag sich das an ihren frechen Charakter anlehnen, durch den sie im TV bekannt geworden ist. Jedoch waren einige Absätze so grausig und flapsig formuliert, dass ich den Eindruck hatte, die Rohfassung des Textes wurde ohne jegliche Korrektur übernommen. So konnte ich schwer über inhaltlich öde Stellen hinwegsehen und die thematisch spannenden Kapitel litten auch darunter.

Fazit: Hanka Rackwitz schildert ihre Angst- und Zwangsstörung in einer sehr ehrlichen und persönlichen Art. Leider war das Lesen des Buches aufgrund des Schreibstils und langatmiger Detailbeschreibungen dennoch kein großes Vergnügen.

Hanna Rackwitz, Ich tick nicht richtig
mvg Verlag, 2016

Autorin der Rezension: Franziska Schmidt – Danke nach Sofia!