„Vor einiger Zeit haben Sie sich bei uns als Burgenblogger beziehungsweise Burgenbloggerin beworben. Weit mehr als 700 Bewerbungen trafen bei uns ein.
Heute möchten wir Ihnen die erfreuliche Nachricht übermitteln, dass wir Ihre Bewerbung zu den 50 interessantesten zählen! Mein Kollege Lars Wienand und ich haben diese Auswahl getroffen.
Wie geht es nun weiter?
Eine dreiköpfige Jury wird als nächstes diese 50 ausgewählten Bewerbungen sichten und auf zehn reduzieren. Wir informieren Sie zu gegebener Zeit über den weiteren Verlauf des Auswahlverfahrens.“
Die Jury hat entschieden und soeben alle Bewerber benachrichtigt. Ich habe folgende Nachricht bekommen:
„Liebe Leserin, lieber Leser,
vor einiger Zeit haben Sie sich bei uns als Burgenblogger beziehungsweise Burgenbloggerin beworben. Weit mehr als 700 Bewerbungen trafen bei uns ein. Dies übertraf unsere Erwartungen bei Weitem.
Mein Kollege Lars Wienand und ich haben jede Bewerbung einzeln gesichtet und uns die Vorentscheidung nicht leicht gemacht. Es galt, 50 besonders geeignete Bewerbungen auszuwählen.
Leider müssen wir Ihnen heute eine Absage für Ihre Bewerbung mitteilen. Wir möchten uns für Ihre Bemühungen ganz herzlich bedanken. Und wir würden uns freuen, wenn Sie auch weiterhin unsere Berichterstattung über den Burgenblogger verfolgen.“
Ich bin sehr enttäuscht und traurig.
Danke an alle, die an mich geglaubt haben.
… und zwar für „Milka Edel-Margarine“. Ich habe gerade eine ergattert. Sie stammt wahrscheinlich aus den Jahren vor dem ersten Weltkrieg. Reklamemarken sind Werbeträger für Unternehmen, in der Regel auch gummiert und etwas größer als Briefmarken. Reklamemarken werben für ein Produkt, wobei das Produkt selber nur selten abgebildet ist. Stattdessen findet man Tiere, Stadtwappen, Bauwerke – wie eben auch die Burg Sooneck.
Konventioneller Reiseführer? Revolutionäres Regionalmarketing? Alles Quatsch: Der Rhein ist nicht der „deutscheste“ aller deutschen Flüsse, er ist der mörderischste. Glauben Sie nicht? Dann gehen Sie auf Verbrecherjagd von der Quelle bis zur Mündung mit fünfzehn regionalen Rhein-Kurzkrimis, gesammelt in der Anthologie „Mörderischer Rhein.“
Dies ist kein Buch, das den Müllberg von dilettantischen Selfpublishing-Versuchen noch erhöht. Hier schreiben Profis der Krimizunft, die schon veröffentlicht haben und mit Preisen ausgezeichnet wurden. Für die Anthologie entstanden fünfzehn neue spannende literarische Reisebegleiter. In der Jury saßen Buchhändler, Verleger, Autoren und Krimileser.
Burg Sooneck ist als blutiger Schauplatz übrigens nicht vertreten.
Andreas Kaminski (Hg.), Mörderischer Rhein
edition oberkassel, 1. Auflage Juni 2014
Link zu Amazon: http://amzn.to/1mdkzao
… wenn es nach den Vorstellungen des „Burgennetzwerkes Romantischer Rhein“ geht, das bei der „Romantischer Rhein Tourismus GmbH“ im Loreley Besucherzentrum angesiedelt ist. Dies ist die touristische Regionalagentur, die unter anderem für die Vermarktung des Rheintals zwischen Bingen/Rüdesheim und Remagen/Unkel inklusive der UNESCO Welterbestätten und des Oberen Mittelrheintals (Achtung Burgenblogger!) sowie der Prädikatswanderwege zuständig ist. Das Burgennetzwerk wiederum wird ideell betrieben von eben jener Tourismus Gesellschaft und der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (die kennen Burgenblogger-Bewerber ja auch schon). Leider kann der künftige Burgenblogger nicht mehr davon profitieren, denn das Netzwerk schließt seine Pforten exakt am ersten Tag des Burgenbloggeramtes.
Das Netzwerk hat die vom Namen unverfängliche Homepage www.der-rheinreisende.de eingerichtet und lädt hier unter dem Motto „Das Geheimnis der Kletterrosen“ zu „Märchentagen auf der Burg Sooneck“ ein. Die Rosen, so heißt es dort, seien die letzten Erkennungszeichen der Burg Sooneck nach dem Abzug der Ritter und Burgfräulein. Kinder zwischen fünf und zehn Jahren sollen in eineinhalb Stunden bei einer Märchenführung erfahren, welche Geheimnisse die Rosen bergen. Schließlich bleibt etwas für immer geheim, wenn man es „sub rosa“, also unter einer Rose, sagt…
Eine schöne Idee. Die ersten Führungen vom 19. bis 22. August sollen demnächst fortgeführt werden.
.. an alle, die mich ermutigt und unterstützt haben, an Menschen in meiner Umgebung, aber auch an einige faire Mitbewerber. Ich freue mich über 1.730 Pageviews aus 29 Ländern einschließlich Australien, Pazifik, China und Japan auf meinem Blog http://sooneck.com und über 30 neue Twitter-Follower. Und nun kommt eine meiner schwersten Übungen: Geduld.
Wenn ich als Burgenblogger mit Menschen am Mittelrhein spreche und dann deren Geschichten erzähle, werden mir Herzen und Türen offenstehen. Nicht nur, weil ich ein gewinnendes und freundliches Wesen habe. Die Rhein-Zeitung wird dem Burgenblogger im Mittelrheintal rechtzeitig den Boden bereiten, so dass mein Begrüßungssatz „Guten Tag, ich bin der Burgenblogger“ ein Lächeln in die Gesichter zaubern wird.
Doch warum soll ich immer allein unterwegs sein?
Ich freue mich darauf, dass mich Menschen der Region an die Hand nehmen und mir ihre Heimat zeigen.
Ja, Heimat.
Als junger Journalist in Hannover habe ich meinen ersten Zeitungsartikel mit der Headline „Der Heimatbegriff zwischen Arbeit und Landschaftsidyll“ veröffentlicht. Das war im Juli 1984. Seitdem hat sich nicht viel geändert: Viele Menschen scheuen sich vor dem Begriff Heimat, sprechen darüber nur leise und verstohlen. Mein Ziel ist es, als Burgenblogger dem Heimatbegriff durch emotionale Berichte wieder einen höheren Stellenwert zu verleihen.
Bei Verbündeten, die mich begleiten, denke ich auch an mediale Verbündete. Als junger Journalist hatte ich so viele Ideen und konnte nur wenige davon umsetzen. Der Burgenblogger bietet jetzt die Möglichkeit, den Redaktionsalltag ein Stück aufzubrechen. Meine Idee: Die Rhein-Zeitung stellt mir für Themen nach Absprache einen Nachwuchskollegen zur Seite. Er zeigt mir „sein Tal“, hilft mir aus erster Hand, die Mentalität besser zu verstehen, und erstellt mit mir gemeinsam auch den Schlussbeitrag für den Blog. Natürlich ist Kollege hier geschlechtsneutral gemeint.
Und eine zweite Idee: Ich bin [Der Mann für den Text]. So heißt auch mein Journalistenbüro. Mit bewegten Bildern habe ich wenig Erfahrung. Ich kann mir vorstellen, die Video-AG einer Schule als Partner für den Burgenblogger zu gewinnen. Interviews und die Erkundung des Mittelrheins werden von den jungen Leuten punktuell filmisch begleitet. Eine spannende Kombination: Erfahrener Journalismus und frische Ideen ohne Vorgabe und Zensur.
mein Name ist Joachim Rudolph Plaisier. Ich wurde am fünften October des Jahres 1816 in Stickhausen geboren. Es sei Ihnen nachgesehen, werte Herren, wenn Sie dieses schöne Fleckchen Erde nicht kennen. Stickhausen liegt in Ostfriesland gerade mal drei Meter über dem Meeresspiegel. Der Ausdruck „sticke“ bedeutet so viel wie Stecken oder Pfahl. Das Taufregister verzeichnet meine Geburt „auf Stickhausen“, was davon herrührt, dass mein Geburtshaus im Lüttje Pad hundert Meter östlich der Burg Stickhausen liegt. Mein Vater, der Handarbeiter Johann Oeltjen Plaisier, hatte das Haus 1810 gekauft. „Lüttje Pad“ ist übrigens Plattdeutsch und heißt „Kleiner Pfad“, ein Trampelpfad sozusagen. Und mein französischer Familienname Plaisier hat mit der ungeliebten Besatzung meiner ostfriesischen Heimat durch den Franzosenkaiser Napoleon zu tun. Aber das ist eine andere Geschichte…
Nun ward mir kundgetan, dass sich mein Ur-Ur-Enkel Detlef Martin Hans Plaisier für mehrere Monate auf eine Burg begeben will. Er soll dort als Stadtschreiber auf das Tal hinabblicken und eine Chronik verfassen über die Menschen und Geschehnisse. Ach, wie beneide ich ihn. Er wird es sicher ruhiger haben als ich. Im tollen Jahr 1848 trat ich im April als Gardist in die Bürgerwehr Stickhausen ein. Abends war es meine Aufgabe, die Brücke über die Jümme hochzuziehen, um die wilden Nachbarn aus dem Ort Burlage fernzuhalten. Sonntags zogen wir mit Piken und Gewehren zur Übung in die Felder und ließen uns dann mit feinstem Gänsebraten belohnen.
Als Schmiedegesell auf dem Dorf brauche ich Kraft und ein gutes, waches Auge. Das hat mein Ur-Ur-Enkel wohl von mir mitbekommen. Schließlich streift er seit vielen Jahren durch seine Heimatstadt und schreibt auf, was ihm begegnet, ob es ihn nun ärgert oder freut. Und weil seine Mitmenschen so eitel sind, hält er sie auch noch als Portrait fest, das sie dann aufbewahren und herumzeigen können. Und mit Menschen umgehen kann mein Enkel allemal. Schließlich gibt er mehreren Menschen Lohn und Brot, und das schon viele Jahre. Freunde hat er übrigens nicht viele, aber gute.
Ich kann das alles nicht. Ich kann gut mit Weibsbildern umgehen. Mit meiner treuen Frau Dortje habe ich inzwischen fünf Kinder, und alle sind wohlgeraten. Unser Erstgeborener kam sogar auf die Welt, bevor wir copuliert wurden. Und auch da hat es mir mein Ur-Ur-Enkel wohl gleichgetan, wie mir berichtet wurde…
So empfehle ich Euch, werte Herren, meinen Ur-Ur-Enkel als Stadtschreiber auf der fernen Burg. Mit Wahrheit, Wissen und Witz wird er dem hehren Zweck der Bekanntmachung dienen und Euren Zielen zu Ruhm verhelfen.
Untertänigst bin ich Euer
Joachim Rudolph Plaisier
Schmiedegesell zu Stickhausen