So kommt Leben auf „die Sooneck“

Während der sechs Monate Aufenthalt des Bloggers könnte Leben auf der Burg Sooneck einziehen. Das bringen schon die Besucher, die sich führen und gar schauerliche Geschichten erzählen lassen. Ziel sollte jedoch eine Begeisterung sein, die über einen einmaligen Besuch hinausgeht.

Dazu drei Anregungen:

IMAG0456Kinder lieben Ritter und Burgen. Auf einer Schnitzeljagd mit mehreren Etappen sind verschiedene Aufgaben zu lösen. Andere Burgen im Mittelrheintal werden einbezogen. Das Abschlussfest findet auf Burg Sooneck statt.

Konferenzen, Tagungen und andere Veranstaltungen verdienen einen außergewöhnlichen Rahmen – wie eine Burg. Um die Resonanz zu testen, werden ein Start up-Meeting für junge Gründer und ein Speed Dating auf Burg Sooneck durchgeführt. Die Kosten tragen die privaten Veranstalter.

Mittelrhein bedeutet Wein und Essen mit einer großen Auswahl regionaler Produkte. Auf Burg Sooneck wird zu einem Gourmettag mit Produzenten und Gastronomen eingeladen. Alte Rezepte werden dabei kombiniert mit den typischen Zutaten der Gegenwart vom Mittelrhein. So entsteht ein „Burgenschmaus Burg Sooneck„. Das Rezept kann in das Regionalmarketing einfließen.

Die trügerische Fährte Sooneck. Eine Positionsbestimmung und Abgrenzung.

Nachdem ich mich auf mehreren Social Media-Kanälen platziert und das Blog sooneck.com ins Leben gerufen habe, sage ich nun „Ja“, nach drei Wochen des Wägens und Hinterfragens der eigenen Motive. Ich werde mich bewerben.

In den letzten Tagen stellten sich mir immer wieder Alternativfragen: Hauptjob oder Hobby? Konferenz oder Kochshow? Dies hat mich zu der Einsicht geführt: Die Burg Sooneck ist eine trügerische Fährte. Sie ist Stützpunkt und Heim auf Zeit. Aber sie darf während des Aufenthaltes nie Mittelpunkt der Arbeit werden. Der Burgenblogger darf nicht in eine Wagenburgmentalität verfallen. Vielmehr soll er sich aufs Schild schreiben: Raus aus dem Turm! Ab in die Niederungen des Tals! Und natürlich: Offene Burg!

Inzwischen betrachte ich die feinfühligen Beschreibungen des Minnesangs, der Burghistorie und der Ausflüge zur Burg einschließlich der ausführlichen Kopien von fragwürdigen, weil wieder und wieder ungeprüft zitierten Wikipedia-Einträgen als nett, aber nicht zielführend. Es geht um Größeres. Es geht um eine mediale Revolution, die nach meiner Überzeugung viele Bewerber noch nicht erfasst haben. Das Trio der Initiatoren öffnet ein komplett neues Format im Regionalmarketing. Für das Mittelrheintal ist eben kein klassischer Reiseführer gewollt, der die Burgen mit präziser Stromkilometerangabe einschließlich vorhandener gastronomischer Angebote und der durchschnittlichen Steigung der Wanderwege auflistet. Es wäre so einfach, einen geübten Reisejournalisten zu beauftragen. Stattdessen wird auf einen Menschen gesetzt, der sich mit der gebotenen Distanz begeistern, mit anderen Menschen reden und sich in sie hineinfühlen kann. Kritische Worte sind ausdrücklich erwünscht. Das bedeutet: Viel Freiheit im Denken und Schreiben, abgeschmeckt mit einer Prise klassischem Journalismus und einem Teelöffel Bildungsbürgertum.

Ich werde nach einem halben Jahr auf der Burg Sooneck etwas hinterlassen. Neben dem Entwurf eines Marketingkonzeptes für das Mittelrheintal entsteht ein Manuskript mit den geführten Interviews. Dies wäre ein wunderbarer Beitrag zur Initiative der Rhein-Zeitung, in Zusammenarbeit mit epubli E-Books am Markt zu platzieren.

Ich meine: Wer die Zielsetzung gemeinsam mit den Initiatoren verwirklichen und gleichzeitig seinem Profil ein einmaliges Projekt hinzufügen will, der muss klare Kante zeigen. Von Burgfrolleins dargereichte Törtchen haben da nichts zu suchen.

„Burgenblogger soll kein Hauptberuf sein“

Gestern habe ich mit Rainer Zeimentz von der Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz e.V. telefoniert. Ich hatte eine Frage zur Ausgestaltung des Werkvertrages.

Ich war überrascht zu hören, dass der Burgenblogger diese Tätigkeit für sechs Monate nicht als Hauptberuf ausüben solle. Es sei gewünscht, dass er auch seine bisherige Tätigkeit fortführe. Dies hatte ich bisher nicht so verstanden. Meine Lesart war bisher, dass er dies fortführen „könne“, was ja weniger restriktiv ist.

Praktisch gesehen: Ich werde nur sehr beschränkt Artikel meiner Autoren lektorieren, an den Auftraggeber weiterleiten, mit dem Auftraggeber telefonieren, Honorare an meine Autoren anweisen, die Abrechnungen erstellen …. können, wenn ich mich in das Kennenlernen des Mittelrheins hineinknie. Ist das wirklich so gewollt?

Test II: Wo bitte liegt denn der Mittelrhein?

Heute frage ich Menschen aus meinem Adress- und Telefonbuch. Bedingung: Nicht googeln!

Harry, Autor, Tulln/Österreich: Rheinland-Pfalz, denk ich. So die Ecke Trier?

Antje, Journalistin, Leipzig: Ich bin eine topographische Niete. Vielleicht bei Bonn? Auf jeden Fall gibt’s da Wein.

Andreas, Versicherungsspezialist, Leipzig: In der Nähe der Loreley? Auf jeden Fall südlich von Köln!

Frank, Gastronom, Vigo/Spanien: Vielleicht bei Köln?

Silvia, Immobilienmaklerin, Hannover: Geht auf jeden Fall bei Assmannshausen lang…… Von wo bis wo weiß ich nicht genau….. Aber NRW!

Kathrin, Autorin und Übersetzerin, Allendorf/Eder: Zwischen Köln und weiter oben?

Andreas, Fotograf, Leipzig: NRW? Oder ist es doch schon Elsass?

Hanno, Journalist, Leipzig: Zwischen Koblenz und Mainz (außer Konkurrenz… kommt aus Köln und hat Geographie studiert)

Fazit, wenn auch nicht repräsentativ: Für die Marke „Mittelrheintal“ ist noch einiges aufzuholen. Der Burgenblogger könnte Teil eines abgestimmten Marketingkonzeptes sein.

Gar Schauerliches von Burg Sooneck

Siebold von Sooneck
Quelle: Postkartenarchiv Plaisier

Der Verwalter von Burg Sooneck erzählt in diesem Video (07:20 bis 11:40) vom Tod des Burgherrn Siebold von Sooneck, der durch den Armbrustpfeil seines Widersachers und Nachbarn Hans Veit von Fürstenberg qualvoll starb. Allerdings war Siebold auch nicht gerade ein zartbesaiteter Burgfürst.

Das Video stammt vom März 2014. Es könnte also sein, dass der künftige Burgenblogger genau diesen Verwalter als Ansprechpartner hat. Er scheint zu Speis und Trank der Region ein guter Ratgeber zu sein…

Wer die Sage des Burgherrn Siebold ausführlich lesen möchte, kann hier nachschlagen. Und auch zu dieser Burgepisode habe ich eine Karte in meiner Sammlung.

Test I: Wo bitte liegt denn der Mittelrhein?

Die Deutschen mussten ihre Spitzenposition als Reiseweltmeister an China und die USA abtreten, hat die  Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. (FUR) für das Jahr 2012 ermittelt. Der Deutschen liebstes Urlaubsziel bleibt aber das eigene Land. Nun ist die Vorliebe für Deutschlands Urlaubsregionen recht unterschiedlich verteilt. Nord- und Ostsee, Thüringer Wald, Bayerische Alpen, Bodensee und Rügen – aber fährt auch jemand an den Mittelrhein? Und wo genau ist das eigentlich?

Karte_Mittelrhein
Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AKarte_Mittelrhein.png by Lencer [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html)], via Wikimedia Commons from Wikimedia Commons
Geographisch verortet, bezeichnet das Mittelrheintal den Streckenabschnitt des Rheins zwischen Bingen/Rüdesheim und Bonn. Die Grenze zum Oberrhein wird durch die Nahemündung markiert. Das Mittelrheintal erstreckt sich durch drei Bundesländer, nämlich Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Hessen. Zu Hessen gehört allerdings nur das rechte Rheinufer zwischen Rüdesheim und Lorch.

Zugegeben, so ganz sattelfest war ich da auch nicht. Aber wie steht es mit denen, die das von Berufs wegen wissen sollten, wie zum Beispiel Weinhändler? Auf geht’s zum ersten Teil meiner kleinen Erprobung „Wo bitte liegt denn der Mittelrhein?“!

Gourmétage ist ein exklusiver Händler für Feinkost, Weine, Sekte und Champagner mit zwei Ladengeschäften in Leipzigs feinen Passagen. Versuch eins: „Ich hätte gern einen Wein vom Mittelrhein.“ Längeres Schweigen. „Das ist doch da bei Cochem.“ Erhobene Stimme am Satzende. „Da haben wir leider nichts. Ich könnte Ihnen einen Sekt aus Eltville anbieten oder etwas von der Nahe…“.

In der Filiale um die Ecke erst noch längeres Schweigen. Dann ein cleverer Schachzug: „Ich guck mal bei Google, wo das genau ist.“ Der Cursor fährt den Rhein rauf und runter und wieder rauf…  und dann landen wir auch hier bei der Nahe. Ich entscheide mich für zwei Flaschen vom Prinz zu Salm-Dalberg’schen Weingut aus Wallhausen. Die Gemeinde gehört zur Verbandsgemeinde Rüdesheim, und die Familie der Prinzen von Salm-Salm vertritt Wallhausen in der Rheinischen Ritterschaft. Hat ja auch was mit Burgen zu tun.

Obwohl sich der Leipziger Sommer heute mit Nieselregen bei 12° vorübergehend verabschiedet hat, trinke ich zum Abend einen 2012 Spätburgunder Blanc de Noir trocken, begleitet von einem Ofenkäse und frischem Bauernbrot. Ein frischer, runder Sommerwein, der sicher auch in der Kemanate gut mundete. Ob es wohl in den Wirtschaften des Mittelrheintales wohlfeile Viertele gibt, wie ich sie aus den Besenschänken des Schwäbischen schätze?

Morgen folgt Teil II des Tests.

Das zieht sich ….

Niederheimbach am Fuße der Burg Sooneck hat so etwa 760 Einwohner. Klingt beschaulich, und da ist man doch sicher schnell durch. Wenn man zur Burg hinaufstapft, kann sich das allerdings ganz schön ziehen. Auch so mancher Burgenblogger dürfte dann ins Schnaufen kommen. Einen Eindruck von der langgestreckten Ortslage gibt dieses Video (mit IC und Vogelgezwitscher):

 

[youtube=http://youtu.be/0kT3XSBzXUg]

 

Wer es in Niederheimbach so schön findet, dass er hier begraben werden möchte: Die Friedhofsgebühr beträgt 20 Euro pro Grabstelle. Ein Kampfhund kostet 560 Euro Steuer im Jahr.