Die Publisher News haben mich mit einem Beitrag überrascht. Ich bin gerührt und dankbar.
„Es gibt nur einen Ort auf der Leipziger Buchmesse, den „gewöhnliche“ JournalistInnen nicht betreten dürfen: die Blogger-Lounge. „Ihnen fehlt das B“, sagt die Dame am Empfang. Detlef Plaisier – unermüdliches, fleißiges Urgestein der Buch-Blogszene – trägt das „B“ mit Leib und Herz. „Ähnliche Typen wie am Compact-Stand kannst auch auf der Leipziger PEGIDA-Demonstration treffen“, erklärt er. Plaisier hat neben seinem Buchblog einen Leipzig-Blog. Hinter ihm liegt ein Jahr der Verunglimpfung – bis hin zu Morddrohungen und Polizeischutz. Er verlässt Leipzig. „Habe ich verloren?“ fragt er mich … Nein. Wir haben verloren!
Andreas Artmann und das Kuratorium sind sicher: Irgendjemand mit dem „B“ wird die Arbeit fortsetzen. Danke Detlef Plaisier – für uns bist Du ein Sieger.“
Donnerstag, 17.3.: 10.142 gelaufene Schritte x 70 cm Schrittlänge = 7,10 km Laufleistung
Freitag, 18.3.: 6.555 gelaufene Schritte x 70 cm Schrittlänge = 4,59 km Laufleistung
Samstag, 19.3.: 5.586 gelaufene Schritte x 70 cm Schrittlänge = 3,91 km Laufleistung
Buchmesse ist mein Höhepunkt des Jahres. Buchmesse macht Spaß. Buchmesse kostet aber auch Kraft, spürbar spätestens am folgenden Morgen. In diesem Jahr will ich es genau wissen: Von Donnerstag bis Samstag nehme ich einen Schrittzähler mit in die Hallen und zu den Abendveranstaltungen.
Entspannt geplaudert (nicht über Gott, aber über die Welt) und entspannt das Manuskript übergeben, eingehüllt in ein ostfriesisches Prachtwappen. Danke, ich habe mich rundum wohl gefühlt!
Seit August 2014 vertritt Scott R. Riedmann als Generalkonsul die Vereinigten Staaten von Amerika in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Wie schon seine Vorgängerin im Amt, darf er einmal im Jahr aus der diplomatischen Routine ausbrechen: Mit einer Lesung vor Schülerinnen und Schülern der Hans-Christian-Andersen-Grundschule in der Bibliothek Volkmarsdorf wird die Leipziger Buchmesse inoffiziell eröffnet.
Drei Brüder, drei Schwestern, verheiratet, 50 Jahre alt, zwei Söhne, ein Border Collie: Die jungen Leser erfahren viel über das Privatleben von Scott Riedmann. Der Generalkonsul hat die „Imagine“-Trilogie von Sarah L. Thomson mit Illustrationen von Rob Gonsalves mitgebracht – poetisch, träumerisch und nur ein ganz wenig moralisierend. Er liest auf Englisch und Deutsch, geht herum und zeigt die Illustrationen. Der Funke springt sofort über. Jeder Autor wünschte sich, dass Zuhörer so an seinen Lippen hingen. Und welcher Autor kann von sich behaupten, dass seine Zuhörer ein Lied für ihn singen! Was für ein toller, lockerer Auftakt zur Leipziger Buchmesse 2016!
Nachtrag: Sollten Erziehungsberechtigte nicht damit einverstanden sein, dass ihre Kinder hier abgebildet sind, bitte bei mir melden. Das entsprechende Foto wird dann unverzüglich entfernt. Kontaktdaten stehen im Impressum.
„Die diesjährige Leipziger Buchmesse kommt ohne Länderschwerpunkt aus und setzt lieber einen programmatischen Fokus. Unter dem Titel „Europa21. Denk-Raum für die Gesellschaft von morgen“ widmen sich rund sechzig Lesungen und Diskussionen dem Thema Zuwanderung und Integration. An Hörstationen kann man Flüchtlingsberichten lauschen. Dass die Massenflucht nach einem kräftigen Akzent an der Messe verlange, war den Verantwortlichen schon im letzten Sommer klar. Im Herbst wurde die Halle 4 vorübergehend zu einem Flüchtlingslager. Da hatte man das Problem anschaulich direkt vor der Nase… Die Programmmacher bewegt die Hoffnung, die Diskussion über die Flüchtlinge zu versachlichen. Zurzeit werde sie zu sehr am linken und rechten Rand der Gesellschaft geführt. Nicht dem Schlagabtausch, sondern Gesprächen will man Podien bieten. Tatsächlich lehrt die Erfahrung, dass der Verzicht auf Pro-und-Contra-Pingpong im Messetrubel erstaunlicherweise oft besser möglich ist als in den Talkshow-Runden des Fernsehens.“
Wir schreiben das Jahr 1946. Die gesamte Welt liegt nach den Verwüstungen des Zweiten Weltkriegs in Trümmern. Genau in diese scheinbar postapokalyptische Welt versetzt Stephan Abarbanell den Leser in „Morgenland“, einem spannenden Thriller mit kleinen Schwächen.
Die Geschichte von Morgenland
Der Leser begleitet die Protagonistin Lylia Wasserfall auf ihrem Abenteuer. Lylia engagiert sich aktiv im palästinensischen Widerstand gegen die britische Mandatsmacht. Sie würde gern bei Sabotageakten eingesetzt werden, jedoch wird sie stattdessen auf eine sehr viel heiklere Mission geschickt: Sie soll im Nachkriegsdeutschland nach Raphael Lind suchen. Der jüdische Wissenschaftler soll angeblich in einem Konzentrationslager ermordet worden sein, allerdings gibt es Hinweise, dass er noch am Leben ist. Lylia Wasserfall macht sich auf die Reise durch das zerstörte Europa und hat neben dem britischen Geheimdienst zusätzlich einen mysteriösen Verfolger auf den Fersen. Er will offensichtlich verhindern, dass Lylia den Wissenschaftler findet.
Ein Schmankerl für Geschichts-Fans?
Der rbb-Kulturchef Stephan Abarbanell hat sich mit seinem Debütroman auf ein relativ gewagtes Terrain begeben. Schließlich gibt es kaum belletristische Werke, die sich mit der unmittelbaren Nachkriegszeit beschäftigen.
Auf den ersten Blick meistert er dieses Terrain, das vor allem historisch interessierte Leser begeistert, mit Bravour. Der Leser kann sich hervorragend in die Hauptfigur hineinversetzen, die Handlung verspricht pure Spannung. Allerdings findet der Autor keinen roten Faden für seine Geschichte. Je weiter der Roman fortschreitet, umso flacher wird die Geschichte. Abarbanell streift zahlreiche Themen und bricht sie dann ab. Vielen der handelnden Personen fehlt Tiefe. Und auch die Widerstandskämpferin Lylia Wasserfall lässt eine persönliche Entwicklung vermissen, was besonders angesichts eines vielversprechenden Anfangs schade ist.
Mein Fazit
Der Autor hat „Morgenland“ gespickt mit zahlreichen guten Ideen, diese aber nur dürftig umgesetzt. Dennoch ist „Morgenland“ eine lohnenswerte Lektüre für historische interessierte Leser.
Ein weiteres Buch über Liebe – braucht es das im Jahr 2016 überhaupt noch? Wir kennen Hollywoodfilme, unzählige Lieder, Bücher, Studien und Ratgeber. Dennoch wird das Thema niemals alt. Wir staunen immer wieder, wie facettenreich man sich dem Mysterium nähern kann. Einen weiteren Versuch unternehmen Michaela Vieser und Irmela Schautz mit ihrem Buch „Für immer und jetzt – wie man hier und anderswo die Liebe feiert“.
Autorin Michaela Vieser ist eine Weltenbummlerin aus dem Bilderbuch: Schulausbildung in New York, Studium der Japanologie in London und später Formatentwicklerin für chinesische Medien. So erklärt sich wohl die aufmerksame, fast schon anthropologische Sichtweise, mit der sie in diesem Buch Bräuche, Traditionen und Rituale aus aller Welt vorstellt: Liebe suchen, finden und feiern. Leidenschaft mit allen Sinnen erleben, aushalten und zur Schau stellen. Emotionen im digitalen Zeitalter und sich selbst lieben.
Das Gefühl der Liebe scheint universell zu sein, funktioniert aber überall ein bisschen anders. Man staunt schon sehr über Traditionen wie den Brautraub in Kirgistan, Besuchsehen in China, Penislollis und thailändische Großfamilien, die vor dem Ehebett wachen. Bei den AbaGusii in Kenia werden frisch Getraute drei Tage lang aufs Übelste gedemütigt – wer das aushält, übersteht wohl auch die Ehe. Doch um auf sonderbare Rituale zu treffen, muss man noch nicht einmal weit reisen: Bei unseren Nachbarn in Niederösterreich stecken sich Mädchen beim Tanzen Apfelschnitze unter die Achselhöhlen, die der Angebetete dann verspeisen darf. Autorin Michaela Vieser erklärt die Bräuche mit einer humorvollen, aber keineswegs albernen Art und schließt jedes der 16 Kapitel mit eigenen Ideen zur Umsetzung der Rituale sowie einem passendem Rezept. Besonders hervorzuheben sind die liebevollen Illustrationen von Irmela Schautz.
Mein Fazit: Ja, ein weiteres Buch über die Liebe braucht es unbedingt! Und zwar dieses! „Für immer und jetzt“ zeigt, wie unterschiedlich und kreativ der Weg der Liebe aussehen kann. Jedoch darf der Leser keineswegs einen Ratgeber erwarten, da die meisten Ideen eher zur Unterhaltung als zur Nachahmung geeignet sind. Dank der entzückenden Illustrationen ist das Buch auch als Geschenk geeignet – nicht nur für frisch Verliebte.
Sie werden als die Fantasy-Sensation des Jahres gefeiert: Bereits mit „Orks vs. Zwerge“ betrat das Autorenduo Tom und Stephan Orgel die deutsche Phantastik-Bühne. Nun machen sie mit den Blausteinkriegen, dem Auftakt ihrer neuen Reihe, erneut auf sich aufmerksam.
Ein Reich vor dem Verfall
Einst war Berun ein mächtiges Kaiserreich. Die „Löwen von Berun“ nennt man seine Kaiser, die mit ihrem schlagkräftigen Heer eine Eroberung nach der anderen verzeichnen. Magie, gewirkt durch die sogenannten Blausteine, betrachten die Beruner als verachtenswert, den Glauben an die Götter haben sie untersagt. Das schafft natürlich auch Feinde. Als sich der neue Kaiser, nicht zuletzt durch Intrigen in den eigenen Reihen, als schwach erweist, wittern sie ihre Chance und setzen zum Gegenschlag an.
Deutlich Luft nach oben
Die „Sensation“ hält nicht, was sie verspricht. Die ersten Kapitel stellen einen interessanten Einstieg in die Handlung und in die Welt dar und machen neugierig auf das, was die Orgel-Brüder erschufen. Das Magiesystem wirkt interessant und kreativ, Potenzial für Konflikte ist da. Allein schon der religiöse Aspekt eröffnet dabei allerhand Möglichkeiten. Das eindeutig weltlich veranlagte Berun hat den Glauben an die alten Götter abgeschafft und das Wirken von Magie als abnormal eingestuft. Freilich stößt das vor allem unter den eroberten Völkern auf Widerwillen, die dadurch durch den Usurpator ihre eigene Kultur bedroht sehen.
Dennoch bleibt der Roman hinter seinen Möglichkeiten zurück. Nicht zuletzt die namensgebenden Blausteine kommen dabei zu kurz. Magie spielt nur eine nebengeordnete Rolle, sodass der Leser lediglich einen oberflächlichen Eindruck von ihrer Wirkungsweise und ihren Möglichkeiten erfährt. Nach einem interessanten Einstieg flacht die Handlung ab und dümpelt gemächlich vor sich hin. Erst gegen Ende hin steigert sich die Spannung wieder. Die Handlung wird mit einem interessanten Cliffhanger abgeschlossen, der durchaus neugierig auf den Folgeband macht und hoffen lässt, dass sich Teil 2 als spannender erweist.
Peinlicherweise lassen sich auch einige formale Fehler ausmachen. So wechselt in den ersten Kapiteln die Anrede des sonst üblichen „Ihr“ ohne erkennbaren Grund auf das „Sie“. An anderer Stelle werden Wälder südlich der Stadt Tiburone erwähnt, obwohl die Karte dort nur Meer ausweist.
Fazit
Die Blausteinkriege sind leichte, nicht gerade anspruchsvolle Kost. Wer nicht allzu viel von diesem Roman erwartet, wird abends beim Einschlafen gute Unterhaltung finden. Ansonsten hat er wenig verpasst. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Folgebände zeigen.