Der Verwalter von Burg Sooneck erzählt in diesem Video (07:20 bis 11:40) vom Tod des Burgherrn Siebold von Sooneck, der durch den Armbrustpfeil seines Widersachers und Nachbarn Hans Veit von Fürstenberg qualvoll starb. Allerdings war Siebold auch nicht gerade ein zartbesaiteter Burgfürst.
Das Video stammt vom März 2014. Es könnte also sein, dass der künftige Burgenblogger genau diesen Verwalter als Ansprechpartner hat. Er scheint zu Speis und Trank der Region ein guter Ratgeber zu sein…
Wer die Sage des Burgherrn Siebold ausführlich lesen möchte, kann hier nachschlagen. Und auch zu dieser Burgepisode habe ich eine Karte in meiner Sammlung.
Die Deutschen mussten ihre Spitzenposition als Reiseweltmeister an China und die USA abtreten, hat die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. (FUR) für das Jahr 2012 ermittelt. Der Deutschen liebstes Urlaubsziel bleibt aber das eigene Land. Nun ist die Vorliebe für Deutschlands Urlaubsregionen recht unterschiedlich verteilt. Nord- und Ostsee, Thüringer Wald, Bayerische Alpen, Bodensee und Rügen – aber fährt auch jemand an den Mittelrhein? Und wo genau ist das eigentlich?
Geographisch verortet, bezeichnet das Mittelrheintal den Streckenabschnitt des Rheins zwischen Bingen/Rüdesheim und Bonn. Die Grenze zum Oberrhein wird durch die Nahemündung markiert. Das Mittelrheintal erstreckt sich durch drei Bundesländer, nämlich Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Hessen. Zu Hessen gehört allerdings nur das rechte Rheinufer zwischen Rüdesheim und Lorch.
Zugegeben, so ganz sattelfest war ich da auch nicht. Aber wie steht es mit denen, die das von Berufs wegen wissen sollten, wie zum Beispiel Weinhändler? Auf geht’s zum ersten Teil meiner kleinen Erprobung „Wo bitte liegt denn der Mittelrhein?“!
Gourmétage ist ein exklusiver Händler für Feinkost, Weine, Sekte und Champagner mit zwei Ladengeschäften in Leipzigs feinen Passagen. Versuch eins: „Ich hätte gern einen Wein vom Mittelrhein.“ Längeres Schweigen. „Das ist doch da bei Cochem.“ Erhobene Stimme am Satzende. „Da haben wir leider nichts. Ich könnte Ihnen einen Sekt aus Eltville anbieten oder etwas von der Nahe…“.
In der Filiale um die Ecke erst noch längeres Schweigen. Dann ein cleverer Schachzug: „Ich guck mal bei Google, wo das genau ist.“ Der Cursor fährt den Rhein rauf und runter und wieder rauf… und dann landen wir auch hier bei der Nahe. Ich entscheide mich für zwei Flaschen vom Prinz zu Salm-Dalberg’schen Weingut aus Wallhausen. Die Gemeinde gehört zur Verbandsgemeinde Rüdesheim, und die Familie der Prinzen von Salm-Salm vertritt Wallhausen in der Rheinischen Ritterschaft. Hat ja auch was mit Burgen zu tun.
Obwohl sich der Leipziger Sommer heute mit Nieselregen bei 12° vorübergehend verabschiedet hat, trinke ich zum Abend einen 2012 Spätburgunder Blanc de Noir trocken, begleitet von einem Ofenkäse und frischem Bauernbrot. Ein frischer, runder Sommerwein, der sicher auch in der Kemanate gut mundete. Ob es wohl in den Wirtschaften des Mittelrheintales wohlfeile Viertele gibt, wie ich sie aus den Besenschänken des Schwäbischen schätze?
Wer Skurrilitäten und schwarzen, österreichischen Humor à la Ludwig Hirsch mag, wird Anita Augustins „Alles Amok“ lieben: Die Autorin, die als freie Dramaturgin arbeitet und dem Studium der Theaterwissenschaft in Wien eine Ausbildung zur Barkeeperin anschloss, schickt ihren Protagonisten Jakob auf eine aberwitzige Reise durch den ganz normalen Wahnsinn des alltäglichen Lebens.
Die Handlung
Eigentlich ist Jakob ein ganz normaler, junger Mann, der auf einen sicheren Arbeitsplatz hofft und sich als Profi-Demonstrant durchs Leben schlägt. Er macht den Job und seinen Nebenjob, das Sammeln von Pfandgut gemeinsam mit dem Penner Paul, mehr schlecht als recht. So kann er wenigstens die Rechnungen für die Residenz bezahlen, in welcher seine Mutter in zunehmender Senilität dem Tod entgegen dämmert. Seitdem Jakobs Mutter bei einer Operation im Alter von neun Jahren das Böse aus ihm herausnehmen ließ, trägt Jakob ein dunkles Geheimnis mit sich herum, von dem auch sein näheres Umfeld nichts weiß. Das besteht neben dem Penner Paul, von dem er viele seiner Lebensweisheiten bezieht, aus dem Sicherheitsmann Sigi, einem koreanischen Dichter, dem vermutlich homosexuellen Verkäufer in der Herrenabteilung eines Modehauses und der blonden Nachbarin Babsi, die verzweifelt eine vergebliche Bewerbung nach der anderen schreibt.
Jakob empfindet vermutlich eine Art Freundschaft zu diesen Personen. Er pflegt den Kontakt allerdings nur, weil er sie nach Kräften ausnutzt: Herbert stattet ihn mit der Kleidung für die Demonstrationen aus, die Gedichte des nordkoreanischen Dichters rezensiert er für das mittägliche Bratwurstbrötchen, und Babsi schleppt er regelmäßig in den Baumarkt, um im dortigen Musterhaus vermeintliche Familienfotos zu machen, die er regelmäßig seiner Mutter schickt.
Eine dramatische Wende
Jeder dieser Charaktere hat sich scheinbar im mühseligen Hamsterrad des eigenen Lebens eingerichtet, als der geheimnisvolle Jürgen auftritt und mysteriöse Einladungen ins Paradies verteilt. Jakob, der als einziger keine Einladung erhalten hat, ist trotzdem rechtzeitig am Treffpunkt und fährt mit seinen Gefährten schließlich ins Paradies. Dieses entpuppt sich als Vergnügungspark, in welchem die Angestellten jeden Tag glücklich zu sein haben, um widerum die Besucher glücklich zu machen. Jakob und seine Gefährten bekommen dort feste Jobs: Sie sind die Akteure in der Abteilung „Freakshow“. Jakob, dessen dunkles Geheimnis im Lauf des Buches gelüftet wird, ist von Jürgen als künftiger Star der Show ausersehen. Doch dann geschieht etwas, das die Freaks zum Aufstand gegen die schier allmächtige Parkleitung bewegt. Ist das Paradies nun am Ende?
Der Erzählstil
Temporeich hetzt Anita Augustin vor allem im ersten Teil von „Alles Amok“ von einer skurrilen Szene zur nächsten. Die Absurdität des Geschehens wird oft erst ersichtlich, sobald der Leser die kursiv gesetzten Gedanken des Protagonisten gelesen hat. Bei aller Komik darf der Roman durchaus als gesellschaftskritisch gelten, wobei die Autorin keine eigene Position bezieht, sondern das Geschehen als Beobachter schildert.
Mein Fazit
„Alles Amok“ ist ein Roman, der von der ersten bis zur letzten Seite einfach nur Spaß macht. Wie schon in ihrem Erstling „Der Zwerg reinigt den Kittel“ beweist Anita Augustin auch diesmal wieder gekonnt, dass Humor aus Deutschland durchaus sehr weit oberhalb der Gürtellinie angesiedelt sein kann.
Anita Augustin, Alles Amok
Ullstein Buchverlage, 2014
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Niederheimbach am Fuße der Burg Sooneck hat so etwa 760 Einwohner. Klingt beschaulich, und da ist man doch sicher schnell durch. Wenn man zur Burg hinaufstapft, kann sich das allerdings ganz schön ziehen. Auch so mancher Burgenblogger dürfte dann ins Schnaufen kommen. Einen Eindruck von der langgestreckten Ortslage gibt dieses Video (mit IC und Vogelgezwitscher):
[youtube=http://youtu.be/0kT3XSBzXUg]
Wer es in Niederheimbach so schön findet, dass er hier begraben werden möchte: Die Friedhofsgebühr beträgt 20 Euro pro Grabstelle. Ein Kampfhund kostet 560 Euro Steuer im Jahr.
Siegfried Wittwer wurde 1950 geboren. Er studierte evangelische Theologie und war Pastor in Braunschweig, Hamburg und einigen weiteren großen deutschen Städten. Im Moment leitet er das internationale Bibelstudieninstitut in Darmstadt. „Das Lächeln der Gerberstochter“ ist sein zweiter historischer Roman.
Zum Inhalt
Magdeburg im Jahre 1631. Die schöne Gerberstochter Rosa findet eine Leiche in der Elbe. Der Tote ist ein Kaufmann aus Magdeburg, der augenscheinlich ermordet wurde. Der junge Advokat Benno wird mit der Aufklärung des Mordes betraut.
Flammende Liebe und die Suche nach dem Mörder
Benno und Rosa sind sich von Anfang an mehr als sympathisch. Durch einen kleinen Unfall lernt er dann Anneliese kennen. Sie ist die Tochter eines Ratsherren, sehr gebildet und ebenfalls sehr schön. Er muss sich auf kurz oder lang entscheiden, ob er sein Herz der schönen blonden Gerberstochter Rosa schenkt oder der brünetten, sehr belesenen und politisch interessierten Ratsherrentochter Anneliese, die aus der gleichen Gesellschaftsschicht wie er kommt. Benno, Rosa und Anneliese sind fest davon überzeugt, dass hinter dem Tod des Kaufmanns noch viel mehr steckt. Sie forschen mit viel Abenteuerlust nach des Rätsels Lösung, ohne sich anfangs bewusst zu sein, in welche Gefahr sie sich damit begeben.
Der Sturm auf die Stadt
Vor den Toren Magdeburgs tobt unterdessen der Dreißigjährige Krieg. Die kaiserlichen Heerführer Tilly und Pappenheim stehen mit ihren Söldnern kurz davor, die Stadt zu stürmen. Dem ranghohen Offizier Georg Ackermann, der sich mit seinen Leuten Tillys Heer anschließt, wird von Tag zu Tag mehr bewusst, dass es bei diesem Krieg nicht mehr um die Religion, sondern nur noch um die Gier nach Reichtum und Macht geht. Der Leser sieht durch Ackermanns Augen die grausame und blutige Welt der kämpfenden Truppen im Krieg.
Mein Fazit
Ich fand das Buch toll und würde es jedem weiterempfehlen. Die Mischung aus Religionskrieg, einem Mord und der großen wahren Liebe, die wächst und am Ende doch siegt, fesselt von der ersten bis zur letzten Seite. Es ist weit mehr als eine langatmige Niederschrift über die Kriegswirren um Magdeburg. Autor Siegfried Wittwer beschreibt sehr anschaulich, wie die Menschen auf beiden Seiten der Stadtmauer die Zeit des Krieges erleben.
Siegfried Wittwer, Das Lächeln der Gerberstochter
Verlag: SCM Hänssler, 2012
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So steht es im 2. Buch Mose. So versuche ich es auch im Berufsalltag zu halten (nicht immer konsequent), und so soll es auch auf der Burg bleiben. Ein Frühschoppen im Ort nach dem Kirchgang ist ja keine Sünde… Der wirklich freie Tag des Burgenbloggers ist der Montag. Dann ist die Burg für Besucher geschlossen, und er kann sich als wirklicher Burgherr fühlen, wenn er von der Zinne ins Tal blickt. Ob die Besucher in der Woche wohl auch mal an seine Tür klopfen? Gibt es da eine Klingel? Oder sogar ein Namensschild?
Ich sammle Postkarten. Inzwischen sind es fast 10.000 Exemplare geworden aus über 160 Staaten und Regionen der Welt, dazu Spezialsammlungen von Architektur bis Zoologie. Noch sind nicht alle Karten katalogisiert und eingeordnet. Die deutschen Bundesländer haben schon einen festen Platz. Ob wohl auch Burg Sooneck… Tatsächlich ist eine Karte der künftigen Heimat auf Zeit des Burgenbloggers darunter. Es ist eine handgeschöpfte Büttenkarte mit einer original Radierung. Auf der Rückseite steht gut lesbar mit Graphitmine notiert:
„3. August 1922. Grosse Schleife des Rheins bei Boppard – Braubach mit der Marksburg, Lahneck, Stolzenfels, Coblenz (reizend gelegen), gegenüber die Festung Ehrenbreitstein. Von Coblenz bis zum Drachenfels im Damensalon geschlafen. Rolandseck, Drachenfels, Bonn. Um 1/2 7 h in Köln angekommen, das Gepäck auf die Bahn befördert, den Kölner Dom besichtigt. Herrlicher gotischer Bau, prachtvolle Glasmalereien. Nachtmahlessen in einem netten Restaurant, dann auf die Bahn, um 1/2 12 h nachts nach Hamburg gefahren.“
Die Idee des Burgenbloggers findet national und international Aufmerksamkeit – national von nachdenklich in diesem Podcast (0:58 bis 3:00) bis kritisch als „Billig-Burgenblogger“ auf burgerbe.de. Auch mein Netzwerk verfolgt die Einträge. Fünf Tage nach Einrichtung meines Blogs freue ich mich über Zugriffe aus den USA, Kanada, Singapur, Japan, Armenien, Kasachstan, Moldau, Frankreich, Spanien, Polen, Belgien, Österreich, Irland und von der Pazifikinsel Tonga.
Gelegentlich verlasse ich meine geschützte Wörterwelt und schaue zu den Nachbarn. Vor einer Woche war ich Komparse bei den Dreharbeiten zum Film „Der schwarze Nazi“ und habe darüber auf meinem Blog berichtet. Gestern habe ich noch einmal einige Stunden beim Filmteam verbracht. Und so soll es auch bei meiner Aufgabe als Burgenblogger sein: Ich möchte Standpunkte erforschen, sie ausloten, Meinungen und Lösungen zueinander bringen und dort, wo es nötig ist, auch Position beziehen – aber nie als Schiedsrichter oder gar Scharfrichter.
Dass ich die Mitnahme einer zweiten Person erwäge, hat neben der intellektuellen Bereicherung auch einen ganz praktischen Grund: Ich habe weder Führerschein noch Auto. Eine Begleitung sichert meine Mobilität. Mich in einer unbekannten Region mit Fahrrad, Bus und Bahn zu bewegen, kann ich mir nur schwer vorstellen.