Fotos: Sandra Gräfenstein & Detlef M. Plaisier
Traditionsschiffertreffen
Man kennt sich und trifft sich
Fokko ist beliebt
Skulpturenenthüllung am Volksbank-Kreisel
Historische Festmeile
Festumzug
Schmuck der Wieken und der Nachbarn
Journalist | Autor | Verleger
Fotos: Sandra Gräfenstein & Detlef M. Plaisier
Traditionsschiffertreffen
Man kennt sich und trifft sich
Fokko ist beliebt
Skulpturenenthüllung am Volksbank-Kreisel
Historische Festmeile
Festumzug
Schmuck der Wieken und der Nachbarn
Vorab: Ich verabscheue es, mich für meinen Glauben rechtfertigen zu müssen. Und ich werde ihn auch nicht erklären. Er gehört zu mir, und ich erwarte, dass Menschen in meinem Umfeld dies akzeptieren.
Im vergangenen Jahr durfte ich zum 500jährigen Reformationsjubiläum eine Bibelausstellung im Gemeindehaus der Rhauderfehner Hoffnungskirche kuratieren. Mir wurde klar: Dieses Thema betrifft mich über das Feierjahr hinaus. In diesem Jahr, zu 500+1, stand der Gottedienst unter dem Motto „Reformationstag feiern?“. Ja, mit Fragezeichen. Der Anlass lag auf der Hand: Erstmals war der Reformationstag in diesem Jahr auch in Niedersachsen Feiertag. Was steht hinter dieser Entscheidung? Hätte es geeignetere Tage gegeben?
Zu einem kleinen Gedankenaustausch im Rahmen des Gottesdienstes hatte die Kirchengemeinde die Regionalpolitiker Johanne Modder, Ulf Thiele und Geert Müller eingeladen. Bei allen trennenden politischen Grundeinstellungen wurde schnell klar: Hinter dem Reformationstag als zusätzlichem Feiertag stehen alle, trotz gangbarer Alternativen wie dem Tag der Verfassung, dem Europatag, dem Tag der Menschenrechte oder dem Buß- und Bettag. „Ein Tag, an dem man sich reiben kann und der dauerhaft zur Diskussion anregt“, meinte Ulf Thiele. Johanne Modder rief zur Einkehr auf, „was die Reformation mit uns gemacht hat.“
Nachdenklicher äußerte sich Rhauderfehns Bürgermeister Geert Müller. Man müsse den Sinn des Reformationstages sicher noch lange erklären, so seine Einschätzung, „weil viele Menschen eben recht einfach denken“. Sein Wunsch sei es, immer das Verbindende zwischen den Menschen und den Religionen zu erkennen: „Wenn wir im Geist von Matthäus 7,12 leben, entsteht ein christliches Schneeballsystem, und das hilft uns allen.“
Und der Gottesdienst? Ostfriesland ist anders im Glauben. Rhauderfehn auch. Und die Hoffnungskirche erst recht. Ohne Soli Deo Gloria (wie es zum Beispiel in Ihren auf der Orgel in der Kapelle der Evangelisch-freikirchlichen Gemeinde Westoverledingen steht und wie Johann Sebastian Bach jede seiner Kompositionen zeichnete), ohne „Eine feste Burg ist unser Gott“, ohne Talare fehlt mir etwas an diesem Tag. Ich kann mich mit Gospel und modernen Kirchenliedern nur schwer anfreunden zu so einem festlichen Anlass – trotz meiner Worte zur Eröffnung der Bibelausstellung im vergangenen Jahr:
„Kern des Wortes „Reformation“ ist Reform.
Reform – das geht immer nach vorne.
Reform, das muss nicht gleich so eine Revolution bedeuten wie bei Luther. Reform kann auch heißen: Jeder schaue in sich hinein, was er in seinem Umfeld ändern kann, schon länger ändern wollte, wozu ihm bislang der Mut fehlte.“
Zugegeben: Ich bin von Leipzig vorbelastet. Dass ich von dem Namen „Ostfrieslandschau“ nicht das gleiche Spektrum erwarten durfte wie von Verbrauchsschauen in der Messestadt, hätte mir klar sein müssen. So war es denn eine Präsentation regionaler Dienstleister und Organisationen mit den üblichen Messeprofis wie Vorwerk, Thermomix, ADAC und Pallhuber Wein. Fein, aber klein. Ich verstehe jetzt, warum die infa in Hannover im Volksmund „Hausfrauenmesse“ heißt.
Es ist gut, dass Websites und Blogs nicht dem Zwang zur schnellen Berichterstattung unterliegen wie Tageszeitungen. So bleibt, wenn nötig, Zeit zur Besinnung und zum Nachwirken. So wie bei diesem Beitrag.
Die ostfriesische Kleinstadt Aurich ist bundesweit Vorbild bei der Aufarbeitung der jüdischen Vergangenheit vor der eigenen Haustür. An Jom Kippur fand dort die 13. Verlegung von Stolpersteinen im Stadtgebiet statt. Beachtlich: Jetzt gibt es 339 kleine Denkmäler für vertriebene, verschleppte, deportierte und ermordete Juden im Pflaster. Eine Arbeitsgruppe arbeitet unermüdlich daran, den Entrechteten Namen und Gesicht zurückzugeben. Wie absurd erscheint da doch das „Argument“, Stolpersteine seien zum Gedenken nicht geeignet, weil man die Opfer so mit Füßen trete. Aber das ist eine andere Geschichte…
Geputzt habe ich sie schon mehrmals, doch ich war zum ersten Mal bei einer Verlegung von Stolpersteinen dabei. Ich kenne keines der Opfer, keine der Opferfamilien. Ich habe keine Juden in meinem Freundeskreis, die ihren Glauben leben und mir davon erzählen. Und doch war ich so betroffen, als stürben dort Mitglieder meiner Familie. Es ist gut, wenn man unter Gleichfühlenden Tränen nicht verbergen muss. Ich lernte in einem kurzen Gespräch Levy (genannt Tito) Wolff kennen, der 1938 als Dreijähriger Aurich noch verlassen konnte und jetzt in Argentinien lebt. Für acht Mitglieder seiner Familie und für ihn selbst wurden an Jom Kippur Stolpersteine vor dem ehemaligen Wohnhaus in der Auricher Wallstraße gelegt. Ich werde ihm nach Buenos Aires schreiben.
Nach einem langen Tag war ich bestärkt: Niemand soll vergessen werden aus der schwärzesten Zeit Deutschlands. Die Arbeit des Erinnerns und Mahnens darf nie nachlassen. In diesem Sinne hat der Eckhaus Verlag Weimar ein Buch mit Stolperstein Geschichten aus Aurich aufgelegt. Der Band versammelt ausgewählte Biografien Auricher Opfer des Nationalsozialismus, die jetzt mit einem Stolperstein geehrt wurden. Die Bücher werden durch das Engagement großzügiger Sponsoren kostenlos an Auricher Schulen verteilt und sind außerdem für alle Leser frei im Handel erhältlich. Der Verlag arbeitet dabei ehrenamtlich ohne Gewinn.
Alle Fotos: © Detlef M. Plaisier
Wer sich für den Erhalt einer Mühle engagiert, weiß: An einem alten Gemäuer ist immer etwas zu tun – und es ist immer ein Zuschussgeschäft. Doch wenn es etwas zu feiern gibt, dann darf man das mal getrost beiseite schieben. So feierten alle, die sich für die Hilter Mühle (für Kenner: die Dürkensche Mühle) in Lathen engagieren, am Wochenende ein Familienfest auf dem Hilter Berg. Höhepunkte an zwei sonnigen Tagen waren ein historisches Riesenrad, der Besuch einer Majestät und Buchweizen.
Buchweizen? Auf dem weitläufigen Mühlengelände steht nahe dem Eingang die Gastronomie „Hilter Mühle“, frisch auf Vordermann gebracht und betrieben von Patrick Bruns gemeinsam mit seiner Frau Lisa. Empfehlung von mir: Erst einkehren, dann die Mühle besichtigen. Die Preiselbeer-Buchweizen-Torte ist die beste ihrer Art mindestens im ganzen Emsland – ich schwöre!
Der Jubilar, ein Erdholländer mit zwei funktionstüchtigen Mahlgängen, erwies sich als Magnet für Familien. Mit großer Geduld und viel Herzblut erläuterten die ausgebildeten Freiwilligen Müller die Funktionweise der Mühle. Viele Besucher wagten sich die steile Treppe herauf, um das Mahlen mit Unterstützung des Motorantriebs zu erleben.
Am Sonntag stattete Ihre Majestät Johanna I., ihres Zeiches erste Kornkönigin Deutschlands, dem Mühlenfest einen Besuch ab. Die Tourismusfachwirtin aus Börger amtiert seit 2015 als Teil einer cleveren Marketingstrategie der Edelkorn-Brennerei Josef Rosche aus Haselünne. So gelangt Emsländer Schluck charmant bis zur EU-Kommission nach Brüssel…
Der Heimatbegriff wird in Deutschland wieder öffentlich kontrovers diskutiert. Die Initiatoren des Jubiläums-Mühlenfestes in Hilter haben gezeigt, wie unverkrampft das gehen kann: Ein Festzelt mit Live-Musik für die Großen, ein Riesenrad von 1902 und „Hau den Lukas“ für die Kleinen, dazu Vorführungen traditionellen Handwerks, und mittendrin ein stolzes Stück Heimatgeschichte.
Ich wünsche „Glück zu! Loat de Möhl wäer draien!“ Und als kleinenTrost für die Freiwilligen Müller, wenn das Engagement einmal schwerfällt, ein italienisches Sprichwort: „Bei Mühlen und Frauen fehlt immer irgend etwas.“
Alle Fotos: © Detlef M. Plaisier
www.hilter-muehle.de
Hilter Mühlenlied: https://www.youtube.com/watch?v=XAA7b-DjEn4
Kopterrundflug: https://www.youtube.com/watch?v=NgA0_5N8XE0
Johanna I.: www.korn-koenigin.de
Noch einmal hatte ich die Gelegenheit, den Ausbildungslehrgang der Freiwilligen Müller auf einer ganztägigen Bustour zu begleiten. Diesmal ging es, von der Sonne begleitet, entlang der Niedersächsichen Mühlenstraße ins Emsland. Aus den ursprünglich drei geplanten Zielen wurden am Ende vier.
Station 1: Wippinger Mühle
Infos zur Mühle: https://www.noz.de/lokales/doerpen/artikel/41027/wippinger-muhle-zu-neuem-leben-erweckt#gallery&0&0&41027
Heinz Schulte begrüßt uns mit einem deftigen Frühstück an der ersten Station der Mühlenrundfahrt. Das am Vortag selbst gebackene Brot ist etwas Besonderes: Das Mehl stammt aus der Naturkost-Mühle Wintering in Börger. Gerne erinnert sich Heinz Schulte an seinen Lehrgang als Freiwilliger Müller und die Hahnentanger Mühle: Er war 1997 einer der ersten zertifizierten Freiwilligen Müller, unter anderem zusammen mit den vier Wichers-Mädels aus Stapelmoor. Die Wippinger Mühle, ein Durchfahrtholländer als Sonderform des Galerieholländers, ist heute als Ensemble vielbesuchter Mittelpunkt des Ortsbildes. Das ist maßgeblich den unermüdlichen Bemühungen des Kreisheimatvereins Aschendorf-Hümmling und des 1992 gegründeten Heimatvereins Wippingen zu verdanken. 115.000 Euro wurden aus verschiedenen Quellen zusammengekratzt, bis die Mühle im März 2011 erstmals wieder Korn mahlen konnte. Gibt es noch Wünsche? „Wir hätten gern noch eine Remise mit Werkstatt als Tagungs- und Aufenthaltsraum für die Vereine“, sagt Heinz Schulte. Die Idee, eine historische Schmiede aufzubauen, wurde wieder aufgegeben: „Durch die technischen Vorschriften ginge das Ursprüngliche verloren.“ An jedem ersten Sonntag im Monat von Mai bis Oktober gibts in der Mühle Kaffee und Kuchen. Als wir uns verabschieden und umgeräumt werden muss, weil kurz vor Mittag eine standesamtliche Trauung in der Mühle stattfindet, wird Heinz Schulte noch einmal ernst: „Für Sport und Oldtimer finden sich immer Begeisterte. Um den Erhalt der Mühle müssen wir ständig bangen.“
Station 2: Hüvener Mühle
Infos zur Mühle mit Öffnungszeiten: http://www.huevener-muehle.de/home
Flug um die Hüvener Mühle mit Octocopter zum Dt. Mühlentag 2017 mit drehendem Wasserrad: https://www.youtube.com/watch?v=VZzeUmPEjVo (Länge zehn Minuten)
Unser Besuch beginnt mit einem Einführungsfilm in Infozentrum neben der Mühle. Die Hüvener Mühle ist eine der letzten komplett erhaltenen kombinierten Wind- und Wassermühlen Europas. Im Juni 1852 wurde so erstmals gemahlen. Der damalige Müllermeister hatte auf die vorhandene Wassermühle einfach einen Galerieholländer aufsetzen lassen. Er mahlte das Getreide mithilfe der Wasserkraft des Flüsschens Radde und schaltete bei Bedarf die Windkraft durch eine Kupplung zu. Als 1950 das Stauwehr nicht mehr funktionstüchtig war, wurde der Mahlbetrieb eingestellt. Nach einer Sanierung in den 1950er Jahren wurde zu Beginn des neuen Jahrtausends erneut eine Sanierung notwendig. Die war innerhalb der Dorfgemeinschaft umstritten, nicht wenige plädierten für einen Abriss. Mühlenfreunde sammelten über eine Million Euro, und seit 2006 wird wieder gemahlen. Insgesamt neun Müller betreuen heute die Mühle. Nachwuchssorgen gibt es bei den aktiven Mühlenfreunden in Hüven nicht, Schüler betreuen von März bis Oktober den Tresen im Infozentrum.
Sorry, liebe Hüvener Müller: Für einen gestandenen Zwei-Meter-Mann ist euer Schätzchen einfach zu eng gebaut. So komme ich auf der Bank vor der Mühle mit Günther ins Gespräch. Der kam vor 20 Jahren mit seiner Frau aus Berlin hierher und wußte nichts von Mühlen. Inzwischen hat er mit 82 Jahren fast jeden Handgriff in der Mühle ausgeführt und säubert außerdem mit seiner „Rentnergang“ jeden Mittwoch Friedhof und Kirchplatz in Hüven. Seine Frau kümmert sich um den Brotverkauf an den Backtagen. Darauf einen Hüvener Mühlentropfen!
Station 3: Wasser- und Ölmühle Lage
Infos zur Mühle: https://www.neuenhaus.de/staticsite/staticsite.php?menuid=88&topmenu=11#
Video: https://www.youtube.com/watch?v=kAVkzC1fDHU
Die Chronik der Mühle in Lage gleicht der vieler anderer Mühlen: Eine jahrhundertelange Geschichte, dann stillgelegt. Schließlich bemühen sich Mühlenfreunde um einen Erhalt, sammeln Gelder ein und pflegen den Erhalt ehrenamtlich. In Lage war die Ölmühle bis nach dem Ersten Weltkrieg, die Kornmühle bis zum Tod des letzten Müllers 1957 in Betrieb.
Lage gehört zur Grafschaft Bentheim und ist zu großen Teilen seit Jahrhunderten in niederländischem Besitz. Das trifft auch auf das Ensemble von Burgruine, Herrenhaus, Wassermühle, ehemaligem Müllerhaus und den Landarbeiterhäusern an der Eichenallee zu. Letzte Eigentümerin war Baronin Marie van Heeckeren van Wassenaar, die 1977 im Alter von 96 Jahren auf Schloß Twickel in der Provinz Overijssel verstarb. Ihr Besitz ging auf die Stiftung (Stichting) Twickel über. Für die Freiwilligen Müller in Lage ist diese Verbindung von Vorteil: Notwendige Reparaturen und Instandsetzungen werden bei der Stichting angemeldet und von dort ausgeführt. Den Nachteil der Nähe zu den Niederlanden konnten wir vor Ort erleben: Seit Ende Mai gibt es kein Wasser mehr. Auch die kräftigen Niederschläge der letzten Tage kamen in Lage nicht an: Die Nachbarn machten einfach die Schotten dicht, während ihre eigenen Flussarme überliefen. So blieb den Freiwilligen Müllern auf Reisen das Schauspiel des Ölschlagens verwehrt, das Wasserrad zum Antrieb des Hammers und für den Kollergang stand still.
Station 4: Windmühle Uelsen
Infos zur Mühle: http://www.uelsen.de/staticsite/staticsite.php?menuid=73&topmenu=5
Video: http://sk-fotostyle.de/videos/Menschen/Neue_Videos/Muehle.play
Zwei Mühlenfreunde aus Uelsen baten uns in der Lager Mühle, ob wir ihre „unfertige“ Mühle in Uelsen einmal ansehen und uns dort austauschen könnten. So kam auf der Reise noch eine vierte Station hinzu.
Die Windmühle Uelsen steht als Turmholländer auf einem Erdwall mit Blick auf den Kirchhof (was bei Mühlen nicht selten ist). Die Kappe mit (unbesegelten) Flügeln ist aufgesetzt, Achse und König sind montiert. Es fehlen noch Achsrad, Korbrad, Bunkler, Stochennest und der Mahlgang. Müllermeister Jan Eiklenborg, Dozent des Ausbildungslehrgangs der Freiwilligen Müller, lobte die bisherige Arbeit zum Erhalt der Mühle und bot seine Zusammenarbeit an.
Vielen Dank an alle Mühlenfreunde, bei denen wir auf unserer Reise zu Gast sein durften.
Glück zu!
Auf meiner Tagesfahrt nach Bad Zwischenahn mit Sandra Gräfenstein machte ich einen Ausflug in die Geschichte: Zum ersten Mal besichtigte ich das Stammhaus meiner Familie (siehe gesonderten Bericht). Am frühen Nachmittag ließen wir uns durch zwei Mühlen führen. Deren Konzepte haben nichts gemeinsam und doch beide ihre Berechtigung.
Einer, der sich noch althergebracht Müller nennen darf und weiß, was traditionelles Handwerk bedeutet, so wie Jan Eiklenborg von der Mühle Frisia in Logabirum, wird sich für die Rügenwalder Mühle nur schwer begeistern können. Auch wenn hier Holz in Holz greift, auch wenn hier mit einem funktionierenden Mahlwerk Salz gemahlen werden kann, auch wenn Freiwillige Müller in die Segel klettern und fachkundig durch die Mühle führen – die 20 Meter hohe Turmwindmühle ist ein reines Schauobjekt, strategisch günstig auf dem Gelände des Charlottenhofes zur Straße hin ausgerichtet mit den aus der Werbung bekannten roten Segeln. Ein netter Ort, für Müller und Freiwillige Müller aber , die traditionelles Handwerk pflegen, eher eine ärgerliche Randnotiz.
Zweite Station war die Hüllsteder Mühle auf dem Gelände des Freilichtmuseums direkt am Seeufer. Da geht das Herz auf! Im Verlauf seiner über 200jährigen Geschichte dreimal umgesetzt, wird der zweigeschossige Galerieholländer jetzt vom Zwischenahner Verein für Heimatpflege betreut. In der Mühle gibt es einen funktionsfähigen Mahlgang zum Schroten und einen Kollergang zur Ölherstellung, eine einmalige Kombination Interessierte können viele alte Geräte des Müllerhandwerks besichtigen. Wer sich bis dahin noch nicht mit den Abmessungen einer Mühle auseinandergesetzt hatte, dem wird auf der begehbaren Galerieebene die Dimension des Gebäudes bewusst.
www.ruegenwalder.de/unsere-muehle
www.ammerlaender-bauernhaus.de/
Alle Fotos: Detlef M. Plaisier
Mein Kopf schwirrt von Fachbegriffen rund um historische Mühlen, die jetzt meinen Wortschatz bereichern: Billhammer und Luftfurche, Läuferstein und Bodenstein, Haue und Schluckloch… Gestern kamen die Teilnehmer am Ausbildungskurs für Freiwillige Müller der Mühlenvereinigung Niedersachsen-Bremen zu einem Übungstag in der Hahnentanger Mühle Westrhauderfehn zusammen. Auf dem Programm stand Steineschärfen. Weil der Bodenstein in Hahnentange in exzellentem Zustand ist und sicher noch eine Generation ohne Nachbearbeitung übersteht, mussten die Teilnehmer mit dem Billhammer nur wenige Furchen ausarbeiten.
Ausruhen war dennoch nicht angesagt: Um den Bodenstein schärfen zu können, musste der darüber liegende Läuferstein mit dem Steinkran angehoben und zum Ablegen um 180° gedreht werden. Da heißt es schon mal eine Etage höher klettern, balancieren und die nötige Kraft mit viel Fingerspitzengefühl dosieren – Handwerk im besten ursprünglichen Sinn.
Christian Burchardt und Hartmut Heinen, seit vielen Jahren aktive Freiwillige Müller in Hahnentange, unterstützen den Nachwuchs mit ihrem Praxiswissen. Mit sanfter Hand, nur machmal mit lauter Ungeduld, gab Müllermeister Jan Eiklenborg den Ton an. Er hat inzwischen mehr als 300 Freiwillige Müller erfolgreich zur Prüfung geführt – ein Beitrag zur Kulturgeschichte der Region, der gar nicht hoch genug bewertet werden kann. Glück zu!
Alle Fotos: © Detlef M. Plaisier
«Manche Bilder entstehen einfach aus Zufall im richtigen Moment.» Martin Stromann ist Bildredakteur des Ostfriesland Magazins in Norden und seit über zwei Jahrzehnten einer der profiliertesten Fotografen der ostfriesischen Heimat. Bis zu siebenmal im Jahr steigt er in eine Cessna (mit Piloten) und hält die Wattenlandschaft zwischen Ems und Jade in einzigartigen Fotografien fest. Das Fehn- und Schiffahrtsmuseum Westrhauderfehn zeigt jetzt in der Sonderausstellung „Wattenflug“ eine Auswahl davon.
„Eine herausragende Ausstellung!“ urteilte Jörg Furch, ehemaliger (und für immer einziger) Gemeindedirektor von Westrhauderfehn, in seiner Laudatio. Furch weiß, wovon er spricht: Mit acht Jahren machte ihn sein Großvater mit einer Plattenkamera mit doppeltem Bodenauszug bekannt (Kenner werden mit der Zunge schnalzen) und zeigte ihm das Entwickeln und Vergrößern monochromer Aufnahmen mit einem selbstgebauten Gerät. Mit zehn Jahren bekam Jörg Furch seine erste Kamera geschenkt, eine 24×24 mm Bilora Radix Kleinbildkamera, die immer noch funktioniert. Das Sammeln von Fotoapparaten hat Jörg Furch inzwischen aufgegeben. Sein Urteil aber hat sich über Jahrzehnte verfestigt: „Heute kann fast jeder fotografieren, aber Fotografie war und bleibt eine Kunst.“
„Mal eben von oben was fotografieren“ – so einfach ist das nicht, erzählt Martin Stromann. Das Flugzeug startet nur bis Windstärke sechs, „und bei offenem Fenster oder noch besser einer Maschine ohne Tür musst du dich da oben anziehen wie im Winter, mit Mütze und Schal.“ Eine Stunde Flug mit Fotografieren, so Stromann, sei wie eine Stunde Karussellfahrt – kein klarer Gedanke mehr möglich. „Und am schlimmsten ist das Gefühl, wenn du von oben Seehunde zählst – immer schön in Zehnerpaketen.“ Was entschädigt dafür? „Der ostfriesische Indian Summer“, meint Martin Stromann, wenn der Queller der Salzwiesen sich im Herbst rot färbt, oder das Gebiet zwischen Borkum und Juist, dass er liebevoll „ostfriesische Südsee“ nennt.
Himmel und Wolken, Mensch und Tier – die Fotografie von Martin Stromann aus der Luft und „erdverwachsen“ bewegt sich zwischen Reportage, Dokumentation und Kunst. Was heute in der Ausstellung „Wattenflug“ fasziniert, kann morgen bei einem Besuch vor Ort schon wieder ganz anders aussehen.
Die Ausstellung „Wattenflug“ ist bis einschließlich 30. September 2018 im Fehn- und Schiffahrtsmuseum Westrhauderfehn, Rajen 5, während der allgemeinen Öffnungszeiten zu sehen.
Fehn- und Schiffahrtsmuseum
Ostfriesland Magazin
Alle Fotos: © Detlef M. Plaisier
Überall in Deutschland gibt es in den Sommermonaten die Möglichkeit, private Gärten zu besichtigen. Heute öffneten im Rhauderfehner Ortsteil Collinghorst fünf private Eigentümer ihre Grünanlagen. Schon früh waren die Zufahrtwege besetzt, viele Fahrräder standen vor den Eingängen. Weil hier noch sechzig Umzugskartons gepackt werden müssen, schauten wir nur in zwei Gärten im Gasteweg vorbei. Wir nahmen viele Anregungen mit und freuen uns in drei Wochen auf unser eigenes Stück Garten. Hier einige Impressionen:
Fotos: Sandra Gräfenstein & Detlef M. Plaisier. Plakat: Marion Lünswilken @ Malix Media Rhauderfehn