Rezension: Stephan Abarbanell, Morgenland

Wir schreiben das Jahr 1946. Die gesamte Welt liegt nach den Verwüstungen des Zweiten Weltkriegs in Trümmern. Genau in diese scheinbar postapokalyptische Welt versetzt Stephan Abarbanell den Leser in „Morgenland“. Es ist ein spannender Thriller mit kleinen Schwächen.

Quelle: www.randomhouse.de
Quelle: www.randomhouse.de

Der Inhalt
Der Leser begleitet die Protagonistin Lylia Wasserfall. Sie engagiert sich aktiv im palästinensischen Widerstand gegen die britische Mandatsmacht. Sie würde gern bei Sabotageakten eingesetzt werden, jedoch wird sie stattdessen auf eine sehr viel heiklere Mission geschickt: Sie soll im Nachkriegsdeutschland nach Raphael Lind suchen. Der jüdische Wissenschaftler soll angeblich in einem Konzentrationslager ermordet worden sein, allerdings gibt es Hinweise, dass er noch am Leben ist. Lylia Wasserfall macht sich auf die Reise durch das zerstörte Europa und hat neben dem britischen Geheimdienst zusätzlich einen mysteriösen Verfolger auf den Fersen. Jener will offensichtlich verhindern, dass sie den Wissenschaftler findet.

Ein Schmankerl für Geschichts-Fans?
Der rbb-Kulturchef Stephan Abarbanell begibt sich mit seinem Debütroman auf ein relativ gewagtes Terrain gewagt. Schließlich gibt es kaum belletristische Werke zur unmittelbaren Nachkriegszeit. Auf den ersten Blick meistert er dieses Terrain, das vor allem historisch interessierte Leser begeistert, scheinbar mit Bravour. Ich kann mich als Leser hervorragend in die Hauptfigur hineinversetzen, die Handlung verspricht pure Spannung. Allerdings scheint der Autor keinen rechten roten Faden für seine Geschichte gefunden zu haben. Denn je weiter der Roman fortschreitet, umso flacher wird die Geschichte. Abarbanell streift zahlreiche Themen und lässt sie wieder fallen. Und auch vielen handelnden Personen fehlt die rechte Tiefe. Selbst die Widerstandskämpferin Lylia Wasserfall lässt eine persönliche Entwicklung vermissen, was angesichts eines vielversprechenden Anfangs schade ist.

Mein Fazit
Der Autor spickt „Morgenland“ mit zahlreichen guten Ideen, setzt diese aber nur relativ dürftig um.  Dennoch ist das Buch eine empfehlenswerte Lektüre für historische interessierte Leser, die hier Anregungen für eigene Spurensuche erhalten.

Stephan Abarbanell, Morgenland
Karl Blessing Verlag, 2015
Online bestellen: https://www.buchhandel.de/buch/Morgenland-9783896675170
Autor der Rezension: Harry Pfliegl

Rezension: Marceline Loridan-Ivens, Und du bist nicht zurückgekommen

Mit „Und du bist nicht zurückgekommen“ hat Marceline Loridan-Ivens eine herzzerreißende Liebeserklärung einer Tochter an ihren Vater verfasst. Zusammen mit ihrem Vater wurde die Autorin 1944, im Alter mit 15 Jahren, von den Nationalsozialisten deportiert. Sie kam nach Birkenau, der Vater nach Auschwitz. Die Mutter entkam mit zwei Geschwistern dem Zugriff der Nazis nur knapp. Siebzig Jahre später schreibt die überlebende Tochter einen Brief an den Vater, den er nie lesen wird.

Quelle: www. suhrkamp.de
Quelle: www. suhrkamp.de

Der Inhalt
Die Autorin versucht etwas schier Unmögliches: Sie will dem unaussprechlichen Leid, das die nationalsozialistische Herrschaft vor allem über viele jüdische Familien brachte, eine Stimme geben. Schon kurz nach der gemeinsamen Ankunft in Auschwitz wird sie von ihrem Vater getrennt und landet im drei Kilometer entfernten Birkenau. Trotz der strengen Kontrollen im Konzentrationslager gelingt es ihrem Vater, Marceline noch eine Nachricht zukommen zu lassen, deren Inhalt sie jedoch wenig später vergessen hat.

Für die heutige Generation sind die Zustände und Vorgänge in den Konzentrationslagern unvorstellbar. Dazu gehört auch eine Begegnung der Autorin mit Josef Mengele, der in Auschwitz als Lagerarzt tätig war und unmenschliche, grausame medizinische Experimente an den Häftlingen vornahm. Obwohl die Nachricht des Vaters in Vergessenheit geriet, bleiben die Erinnerungen an die Zeit der Nazi-Herrschaft für immer im Gedächtnis und auf der Haut der Autorin eingebrannt. Sie wurde mit der Zahl 78750 gebrandmarkt, die sie das ganze Leben über als schreckliche Gefährtin begleiten sollte, wie sie selbst sagt.

Die Autorin bedient sich in ihrem Werk einfacher und klarer Sätze. Genau das erzeugt Kälte und Schrecken. Einer der Schlüsselsätze dürfte das Bekenntnis sein „Ich liebte dich so sehr, dass ich glücklich war, mit dir deportiert zu werden“, das auf den heutigen Leser einfach nur erschütternd wirkt.

Mein Fazit
Der Autorin gelingt es auf nur knapp mehr als 100 Seiten eine komplexe Geschichte zu erzählen, die das Grauen des Dritten Reiches lebendig macht. Beeindruckend, bedrückend und ein wichtiges Dokument der jüngeren Geschichte.

Marceline Loridan-Ivens, Und du bist nicht zurückgekommen
In der Übersetzung von Eva Moldenhauer
Insel Verlag, 2015
Gespräch mit der Autorin: https://www.youtube.com/watch?v=zLLyeREWrrk
Gespräch mit der Autorin (französische Sprache): https://www.youtube.com/watch?v=jLa7Erf5eHI
Online bestellen: https://www.buchhandel.de/buch/Und-du-bist-nicht-zurueckgekommen-9783458176602
Autor der Rezension: Harry Pfliegl

Rezension: James D. Oswald, Die Dreamwalker-Reihe, Band 1 bis 3

Drachen sind grausame Monstrositäten, die ohne Rücksicht auf ihre Umwelt alles niederbrennen und Tod und Verderben säen. Sie sind gefürchtet und gehasst, und einem Ritter gebührt große Ehre, wenn er eines der Monster erschlägt. Gesetzt den Fall, Drachen wären doch vernunftbegabte und rücksichtsvolle Wesen: Würden sie dann immer noch gehasst und verfolgt? 

Die letzten Drachen der Welt leben zurückgezogen in einem Wald. Ein Zauber schützt ihre Siedlung, doch als eine junge ehrgeizige Drachendame ein mächtiges Zauberbuch findet, bringt sie alle in Gefahr. Gleichzeitig wird der Junge Errol gegen seinen Willen zu einem Kriegerpriester ausgebildet, dessen Bestimmung es sein wird, Drachen zu töten. Dabei ist es doch sein Wunsch, so viel wie möglich über Drachen zu lernen. Zu allem Unglück auch noch der alte König, welcher bis jetzt seine schützende Hand über die Drachen gehalten hatte, und seine Tochter Beulah lechzt nach Blut. Sie unterstützt den kriegerischen Orden des Hohen Fryd unter der Leitung des Inquisitors Melyn und nutzt ihn, um sowohl auf die Drachen Jagd zu machen als auch die angrenzenden Königreiche anzugreifen und zu erobern. Der Drache Benfro und Errol, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch nur gemeinsam ihren Feinden entkommen können, müssen lernen, Freund von Feind zu unterscheiden und die Zwistigkeiten ihrer Völker zu überwinden.

Bücher, die Drachen thematisieren, stellen diese meist in der üblichen Symbolik als Feinde dar, in der sie auch in der klassischen Mythologie zu finden sind. Daher präsentiert sich die Reihe James D. Oswalds als angenehme Abwechslung und wirft gleichzeitig einige interessante Fragen auf.

Seine Drachen sind weder stumpfsinnige Tiere noch verschlagene und grausame Jäger. Vielmehr sind sie kluge Wesen, die nichts mehr wollen, als in Frieden zu leben. Die Menschen halten jedoch die Erinnerungen an die blutigen Konflikte der Vergangenheit in ihren Sagen und Legenden wach. Erst königliche Edikte der jüngeren Vergangenheit haben eine Koexistenz von Mensch und Drache ermöglicht. Inquisitor Melyn ist jedoch an einem friedlichen Miteinander nicht interessiert und verteufelt die Drachen zu Bestien, die es auszurotten gibt. Wenn es keinen Feind gibt, wird eben einer geschaffen. Klingt vertraut, oder?

Leider nimmt der Prolog des ersten Bandes die besondere Herkunft Errols vorweg, sodass der Leser in diesem Moment schon mehr weiß als der Protagonist. Auch wenn sich damit von Anfang an ein Konfliktherd abzeichnet, nimmt es doch die Spannung, da man nicht mehr mit Errol gemeinsam herausfinden kann, wer er eigentlich ist.

Dreamwalker - Der Zauber des Drachenvolkes von James OswaldDer erste Band der Reihe, „Der Zauber des Drachenvolkes“, ist ein Aufgalopp. Die Handlung braucht lange, um in Fahrt zu kommen und tritt teilweise auf der Stelle. Dadurch fehlt die Spannung, da lange nicht ersichtlich wird, wo der Konfliktherd liegt. Der letzte Teil ist dafür umso rasanter und gipfelt in einem sehr gelungen Cliffhanger hin zum Folgeband.

Stattdessen verwendet der Autor viel Zeit, um seine Welt aufzubauen und dem Leser nahezubringen. Lobend sind die Texte zu Beginn eines jeden Kapitels hervorzuheben, die Auszüge aus der Literatur seiner Welt darstellen und dieser dadurch mehr Substanz verleihen.

J.D. Oswalds Sprache ist gelungen. Er schreibt sehr bildhaft, sodass Umgebung und Charaktere deutlich vor die Augen des Lesers treten. Insbesondere das Aussehen seiner Drachen beschreibt der nicht, sondern macht deutlich, was sie tun. Dies ist definitiv eine angenehme Abwechslung zu einer stupiden Aneinanderreihung von Eigenschaften.

Dreamwalker - Das Geheimnis des Magierordens von James OswaldBand 2, „Das Geheimnis des Magierordens“, knüpft nahtlos an den ersten Teil der Reihe an. Wurde Benfro am Ende des ersten Bandes gerade mit Inquisitor Melyn konfrontiert, so ist er hier sogleich auf der Flucht. Der Leser ist von Anfang an mitten im Geschehen und hofft natürlich, dass es dem jungen Drachen gelingt, seinen Häschern zu entkommen.

Leider ist es dem Autor dieses Mal nicht so gut gelungen, den Leser bei der Stange zu halten. Prinzipiell ist es immer gut, wenn etwas Sonderbares passiert und das Geschehen nicht gleich auf den nächsten Seiten aufgelöst wird. In diesem Fall häufen sich jedoch rätselhafte Dinge, von denen die Protagonisten zudem auch jedes Mal aus dem Schlamassel gerettet werden.

Mehrmals droht Errol unmittelbar der Tod und doch entkommt er auf eine Weise, die er selbst nicht erklären kann. Leider geht dadurch einiges an Spannung verloren, wenn Errol wieder und wieder dem Tod von der Schippe springt. Benfro kann plötzlich auf wundersame Weise fliegen, und es wird leider viel zu spät erklärt, wie er diese Fähigkeit bekam. Bis dahin bleibt nur Verwunderung über die scheinbare Unlogik, was den Lesegenuss trübt.

Dreamwalker - Die Gefangene des Drachenturms von James OswaldKlare Kritik am dritten Band, „Die Gefangene des Drachenturms“: Das Lektorat hat hier schlicht geschlampt. Da werden immer wieder Kommata oder Anführungszeichen vergessen, ganze Wortgruppen wiederholen sich direkt hintereinander und Namen werden vertauscht. Bereits in den ersten Bänden fielen gelegentlich kleine Fehler auf, hier jedoch häufen sie sich so sehr, dass sie stören.

Inhaltlich ist hier jedoch nichts auszusetzen. Da jetzt noch eine zweite Welt ins Spiel kommt, wird der Weltenbau komplexer als in den Vorgängerteilen. Plötzlich sind die Drachen der anderen Welt  wieder eine Bedrohung sowohl für die Menschen als auch für die letzten ihrer Artgenossen. Man fragt sich als Leser, woher die Drachen plötzlich auftauchen. Das Buch wirft allerhand Fragen auf für die kommenden Bände, die noch nicht auf Deutsch vorliegen – und das macht viel Lust.

Auch charakterlich tut sich einiges. Nachdem Beulah am Anfang der Reihe vor allem als skrupellose Königin gezeichnet wurde, die in erster Linie an ihrer eigenen Macht und weniger am Wohlergehen anderer interessiert ist, wandelt sich diese Haltung zunehmend mit ihrer Liebe zu Clun. Er stammt aus einfachen Verhältnissen, Beulah jedoch riskiert eine Menge, als sie ihn in den Adelsstand erhebt und ihn heiratet. Sie zeigt ihm gegenüber sogar romantische Attitüden, was ihr mehr Vielschichtigkeit verleiht und sie als Charakter interessanter macht.

Das Buch endet wie Band 1 mit einem ähnlich gelungenen Cliffhanger, der dazu animiert, sogleich Band 4 zu lesen. Nachdem die ersten beiden Bände durchaus gute, wenn auch nicht die allerbeste Unterhaltungsliteratur waren, weist Band 3 eine deutliche Tendenz nach oben auf. Er lässt die Ernüchterung nach dem zweiten Teil rasch wieder vergessen und darauf hoffen, dass die Reihe sich einem packenden Finale entgegenneigt.

Die ersten drei Bände liegen bereits auf Deutsch vor. Die Bände 4 und 5 sollen bei guten Verkaufszahlen folgen.

James D. Oswald, Der Zauber des Drachenvolkes, Orig. Dreamwalker, Dreamwalker 1: ISBN 978-3-570-40306-8, cbj, 2015
James D. Oswald, Das Geheimnis des Magierordens, Orig. The Rose Cord, Dreamwalker 2: ISBN 978-3-570-40307-5, cbj, 2016
James D. Oswald, Die Gefangene des Drachenturms, Orig. The Golden Cage, Dreamwalker 3: ISBN 978-3-570-40308-2, cbj, 2016
Alle Bände in der Übersetzung von Gabriele Haefs
Rechte aller Cover by www.randomhouse.de
Autorin der Rezension: Maria Schönberg

Bubis Kinnertied in der „krudebude“

Die „krudebude“ ist eine Drei-Raum-Projektwohnung im Leipziger Osten mit künstlerisch partizipatorischem Ansatz. Jedes Jahr findet ein OPEN CALL statt: Künstler aller Genres können sich zu einem Leitthema für eine Gruppenausstellung bewerben. Dieses Jahr dreht sich ab 9. Juni alles um das Thema „konform“. Ich bin stolz, dass ein Abschnitt der Biografie als Ausstellungsbeitrag ausgewählt wurde. Er behandelt das „konforme“ Verhalten meiner Großeltern bei ihren Arbeiten für die NSDAP. Ein Auszug:

„Wir wendeten auf unserer Wiese gerade das Heu, als ein Auto anhielt und der Kreisleiter ausstieg.Er kam auf meine Eltern zu und begrüßte sie. Als ich näher kam, hörte ich Folgendes: Der Ortsgruppenleiter der NSDAP ist zur Wehrmacht eingezogen worden. Jetzt muss diese Aufgabe ein anderer übernehmen. Ich übertrage Ihnen dieses Amt mit sofortiger Wirkung. Ihre Frau übernimmt das Amt der Frauenschaft. Heute muss jeder Deutsche seine Pflicht erfüllen.

Wer heute sagt, jeder, der bei den Nazis ein Amt übernommen habe, trage eine Mitschuld an den Verbrechen der damaligen Zeit, hat von der Wirklichkeit keine Ahnung.“

1. Internationale Autorenmesse in Frankfurt/M am 4. Juni 2016 (II): Zwischen Ablehnung und Hoffnung

www.scherer-academy.com
www.scherer-academy.com

Das Hörsaalzentrum auf dem Uni Campus im Frankfurter Westend ist am 4. Juni Schauplatz der „1. Internationalen Autorenmesse“.  Die Tagesveranstaltung von 10 bis 17 Uhr richtet sich an „alle Autoren und die, die es werden wollen“. Versprochen wird „die Chance, sich umfassend zu informieren sowie inspirieren zu lassen.“ Schreibende, so die Ankündigung, könnten mit Lektoren, Grafikern, Illustratoren, Verlagsvertretern, Marketingfachleuten und Medienanwälten in Kontakt treten. Eine Lektoratssprechstunde ist ebenso angekündigt wie eine Erstberatung für Autoren, Schreibtraining sowie „Top-Referenten“ und Workshops. Der Eintrittspreis für Vollzahler beträgt ambitionierte 44 Euro, es gibt zahlreiche Rabatt- und Gratisaktionen. Veranstalter der Autorenmesse ist kein Akteur der Buchbranche, sondern die „Unternehmen Erfolg AG“ im bayerischen Freising. Dahinter steht Hermann Scherer, einer der gefragtesten und bestdotierten Motivationscoaches und Top-Speaker.

Was meinen Profis der Buchbranche und Autoren zu dem neuen Format? Ich habe mich umgehört.

Frieling Bild
http://www.ruprechtfrieling.de/

Seine Anhänger aus der Selfpublishing-Szene nennen ihn ehrfurchtsvoll „Prinz Rupi“: Wilhelm Ruprecht Frieling schreibt, inszeniert, moderiert, bloggt und berät. Zur Autorenmesse in Frankfurt hat er eine knackige klare Meinung: „Eine Veranstaltung mit drittklassigem Personal. Da ist keiner dabei, der im Selfpublishing wirklich Erfolg hat.“ Die Messe sei nicht mehr „als ein Abklatsch des Self-Publishing-Days in München.“

„Drittklassig“ ist Karla Paul dann doch zu hoch gegriffen. Die Verlegerin (Edel eBooks, edel & electric), Bloggerin, Buchtuberin und Kolumnistin hatte zuletzt auf der Leipziger Buchmesse 2016 durch eine provokative Keynote Aufsehen erregt, als sie Literaturblogger aufforderte, mehr Selbstbewusstsein zu zeigen und die „Emo-Flauschzone“ zu verlassen. Auch ihr Urteil zur Frankfurter Autorenmesse ist eindeutig: „Ich sehe für mich persönlich keinen Grund, sie als Privatperson zu besuchen oder aber als Verlegerin dort mit meinen Projekten zu präsentieren. Sie bietet keinen Mehrwert zu den bereits existierenden Messen und Cons, die mit sehr viel Liebe und Leidenschaft organisiert werden.“

Karla Paul
http://wasmitbuechern.de / Karla Paul

Die Preise der Frankfurter Autorenmesse seien, gerade für die erste Veranstaltung, sehr hoch. Größter Kritikpunkt ist für Karla Paul die Werbung mit unternehmen-erfolg.de: „Das hat ja nun rein gar nichts mehr mit Literatur zu tun, sondern wirkt auf mich billig und unseriös.“ Den Frankfurter Machern empfiehlt die Ikone der neuen Digitalgeneration einen Blick auf das Publishers’ Forum in Berlin: „Das sieht von der Webseite bis zur tatsächlichen Umsetzung ganz anders aus und beweist Kenntnis und Interesse des Buchmarkts bis ins Detail.“ Da überrascht das Endurteil von Karla Paul nicht mehr: „Ich würde von der Autorenmesse eher Abstand nehmen. Vielleicht irre ich mich auch – das ist immer der beste Fall, wenn man positiv überrascht wird.“

http://leanderwattig.com
http://leanderwattig.com

Versöhnlicher urteilt Leander Wattig. Sein Name ist verbunden mit Projekten wie #wasmitbuechern, #pubnpub und dem Virenschleuderpreis. Leander Wattig sieht das gesamte Thema Professionalisierung und Marketing für Autoren in Deutschland als noch unterentwickelt an und begrüßt deshalb Initiativen, die das adressieren: „Es gibt da großen Bedarf und großes Potenzial, weshalb so eine Autorenmesse grundsätzlich sicher gute Chancen hat.“ Allerdings kritisiert er, dass weder bei den Referenten noch bei den Ausstellern die Internationalität zu erkennen sei, welche der hochgestochene Name suggeriere, und dass inhaltlich bisher auch ein Alleinstellungsmerkmal im Vergleich zu Events ähnlicher Ausrichtung fehle.

www.autorentag.com
www.autorentag.com

Caroline Funke betreut im Hause Ullstein seit Oktober 2015 als Lektorin die beiden Imprints Midnight und Forever an der Schnittstelle zwischen traditionellem Verlegen und Self-Publishing. Auf der Frankfurter Autorenmesse wird sie in einem Vortrag erläutern, wie digitales Publizieren im Verlag abläuft und als Jurorin im Buchcontest mitwirken.  „Wir schätzen den  direkten Austausch mit Autoren“, so Caroline Funke, „und sind deshalb immer wieder bei Events auch abseits der beiden großen Buchmessen in Frankfurt und Leipzig vertreten“, so in diesem Jahr als Sponsor bei der LoveLetter Convention in Berlin und bei der Electric Book Fair. Für den Buchcontest der Frankfurter Autorenmesse hat Ullstein als Preis ein Beratungsgespräch zum Manuskript ausgelobt. Caroline Funke unterstützt das Konzept, Autoren bei ihren ersten Schritten von der Buchidee bis zur Veröfffentlichung zu begleiten. Dass der Veranstalter keiner der „üblichen Verdächtigen“ der Buchbranche ist, stört sie nicht: „Hermann Scherer ist selbst Autor verschiedener Bücher. Ich vertraue auf seine Expertise und ein atraktives Programm.“ Allerdings bliebe auf Messen über den Erstkontakt hinaus wenig Zeit für tiefe Beratungsgespräche. Deswegen ihr Rat an Autoren: „Bringen Sie Ihre Buchidee im Kopf mit, aber bitte keine Exposés, Leseproben und Manuskripte.“

Claudia Strobl. Quelle: privat
Claudia Strobl. Quelle: privat

Claudia Strobl wird zur Frankfurter Autorenmesse mit vier Personen im Auto aus Österreich anreisen: „Meine Family und Helfer, alles tolle Leute“. Sie hat im vergangenen Jahr ihr erstes Buch fertiggestellt, ein sehr emotionales Buch über das späte Kennenlernen des Vaters. Ein weiteres Jahr beanspruchten dann Lektorat und Korrektorat. Mit dem überarbeiteten Text will Claudia Strobl zum Buchcontest der Frankfurter Autorenmesse antreten. Das Buch liegt bisher nur als Onlinedruck vor. Kontakte zu Verlagen hat Claudia Strobl noch nicht geknüpft, auch eine Buchmesse hat sie noch nie besucht: „Schließlich habe ich fünf Jahre selbst geschrieben.“ Claudia Strobl setzt große Hoffnungen auf die Autorenmesse: „Das ist genau das, was ich brauche. Ich suche einen Verlag, der zu mir passt. Und ich denke, dass die Messe eine Superchance ist, um mit Fachleuten und Gleichgesinnten zu sprechen.“

Im kommenden Teil werde ich mit dem Veranstalter der Autorenmesse sprechen. Wie entstand die Idee, und wie geht man mit dem Gegenwind aus der Buchbranche um?

1. Internationale Autorenmesse in Frankfurt/M am 4. Juni 2016 (I): Ich bin dabei – Freikarten!

1. Internationale Autorenmesse-FreikartenSamstag, den 4. Juni findet in Frankfurt/M. die 1. Internationale Autorenmesse statt (Tagesmesse von 10 bis 17 Uhr). Bestandteil ist ein Buchcontest. Autoren können in einem Vortragswettbewerb ihr Manuskript vor Publikum und einer Jury vorstellen. Ich habe mich mit der Biografie „Bubis Kinnertied“ (nachzulesen unter https://www.facebook.com/autor.detlefplaisier) beworben, die erste Auswahl bestanden und stehe in der Vorschlussrunde.

Für alle, die an der Autorenmesse Interesse haben und mich bei einer Teilnahme im Finale unterstützen möchten, kann ich Freikarten im Wert von jeweils 44 Euro zur Verfügung stellen (solange Vorrat reicht). Bitte einfach hier oder auf den anderen Social Media Kanälen kommentieren „Ich will!“ – und mir die Daumen drücken!

Ich werde auf dem Blog in mehreren Tranchen über die Autorenmesse berichten und habe dafür mit Beteiligten gesprochen. Was sind die Erwartungen  von Autoren? Was meinen Akteure der Buchbranche? Und kann das wirklich funktionieren, wenn ein Privater eine Autorenmesse anbietet?

Rezension: Chris Nolde, Eigentlich ist mein Leben gar nicht so übel

Der Autor Chris Nolde hat in Bonn und Berlin u.a. Literatur und Philosophie studiert. In seinem Roman „Eigentlich ist mein Leben gar nicht so übel“ beschreibt er auf humorvolle Weise das Leben eines Schriftstellers in Berlin.

www.keinundaber.ch
www.keinundaber.ch

Der Inhalt
Max Baum ist Autor und Lebenskünstler, wohnt in Berlin und tritt seinen Problemen mit Witz und Ironie entgegen. Davon hat er genug. Mit seiner Art zu leben und seinen Panikattacken kann er keine Frau halten. Mit seinem veröffentlichten Roman hat er den Hass seiner Leser provoziert und muss täglich mit Beschimpfungen und Bedrohungen leben. Das Schreiben des nächsten Romans fällt schwer. Er verliert seine Arbeit. Doch dann begegnet er Emma, die seinen Humor nicht versteht und Max den Kopf verdreht. Kann er sich selbst treu bleiben ohne Emma zu vergraulen?

Meine Beurteilung
Der Leser begleitet den Schriftsteller Max ein Jahr lang auf seinem Lebensweg und bei der Entstehung seines neuen Romans. Zu Beginn hatte ich Schwierigkeiten, den Protagonisten sympathisch zu finden. Doch im Laufe des Romans verstand ich ihn immer besser und erkannte sogar einige seiner Eigenschaften in mir wieder.

Chris Nolde versteht es, seine Leser einerseits mit seiner humorvollen Geschichte zu amüsieren, andererseits zum Überdenken des eigenen Lebens anzuregen. Dieser Tiefgang ist zu Beginn der Geschichte noch nicht ersichtlich, nimmt jedoch in dessen Verlauf stetig zu. Auch das Verständnis für Max wächst, der trotz aller Widrigkeiten an seinem Lebenstraum, als Schriftsteller zu leben, festhält.

Die Figuren sind liebevoll gezeichnet, manchmal vielleicht etwas überzeichnet, wie beispielsweise der Verleger, der Bauchkrämpfe bekommt, wenn er die neuen Texte von Max liest. Doch dies ist der Situationskomik geschuldet und daher verzeihbar. Sehr gelungen fand ich die Ausdrucksweise, Metaphern und Beschreibungen, durch die sich der Roman sehr flüssig liest und der Geschichte Leben einhaucht.

Offen bleibt, was Max Baums Erstling so schrecklich macht, dass er nicht nur beschimpft, sondern auch bedroht wird. Ebenso vermisse ich die Entwicklung des Protagonisten, der am Ende noch immer seinen Lebenstraum lebt, ohne sich den Anforderungen seiner Familie und der Gesellschaft zu beugen. Doch gerade dadurch erhält der Roman seine tiefere Bedeutung, durch die man über sein Leben und seine Träume nachdenkt.

Mein Fazit
„Eigentlich ist mein Leben gar nicht so übel“ ist eine humorvolle Geschichte über das Schreiben, die Liebe und das Leben in Berlin. Empfehlenswert für Leser, die Humor und Geschichten über das Schreiben mögen.

Chris Nolde, Eigentlich ist mein Leben gar nicht so übel
Kein & Aber Zürich, 2016
Website des Autors: www.chris-nolde.de
Der Autor liest: https://keinundaber.ch/de/literary-work/eigentlich-ist-mein-leben-gar-nicht-so-ubel/
Online bestellen: https://www.buchhandel.de/buch/Eigentlich-ist-mein-Leben-gar-nicht-so-uebel-9783036957364
Autorin der Rezension: Sarina Wood
www.sarina-wood.de

Rezension: Susanne Beyer und Martin Doerry (Hrsg.), Mich hat Auschwitz nie verlassen – Überlebende des Konzentrationslagers berichten

Die Flüchtlingskrise spaltet unsere Gesellschaft. Gleichzeitig sterben Zeitzeugen aus, die aus der Zeit des Nationalsozialismus erzählen können. Um Erlebnisberichte für künftige Generationen zu erhalten, besuchten Redakteure und Mitarbeiter des SPIEGEL anlässlich des 70. Jahrestags der Befreiung von Auschwitz ehemalige Häftlinge und zeichneten ihre Erinnerungen auf.

www.randomhouse.de
www.randomhouse.de

Das Buch beginnt mit einer kurzen Einführung über Auschwitz und dieses Buchprojekt. Einfühlsam wird mit einem kurzen Text und einem Porträtbild in die jeweilige Geschichte eingeleitet. Anschließend kommen die Zeitzeugen zu Wort, die nach der Methode „Oral History“ ohne Zwischenfragen erzählen. Die Berichte geben Zeugnis über die katastrophalen Zustände, die Misshandlungen und Erniedrigungen in Auschwitz. Der Leser wird nicht geschont: Er erfährt von Diebstahl und Prügeleien der Gefangenen untereinander, vom Gefangenenorchester und von der Arbeit an den Verbrennungsöfen. Auch ihre Erfahrungen mit Lagerarzt Josef Mengele muss der Leser noch einmal beklemmend nah durchleben.

Die Erzählungen sind sehr berührend und gingen mir sehr nahe. Doch ich habe auch Hoffnung gefunden: Es gab im Konzentrationslager auch Zusammenhalt und gegenseitige Hilfe zum Überleben bis zur Befreiung. „Mich hat Auschwitz nie verlassen“ gibt das große Dilemma der ehemaligen gefangenen wieder: Auch wenn sie das Leben bis ins hohe Alter gemeistert haben, eine Familie gründeten und sich liebevoll um Enkel kümmern: Die Bilder der Vernichtung werden immer bleiben,Tag und Nacht.

Ich bedaure, dass die einzelnen Erinnerungen nur über wenige Seiten gehen. Einige Berichte, wie etwa bei dem Musiker Coco Schumann, hätte ich gern ausführlicher gelesen. Positiv hervorheben möchte ich, dass nicht nur jüdische Opfer zu Wort kamen, sondern auch Christen, Sinti/Zigeuner und Widerständler. Die Ausstattung des Buches mit alten und aktuellen Fotos, Kurzbiografien der Zeitzeugen, einem Autorenverzeichnis und Literaturempfehlungen wurde mit Liebe zum Detail zusammengestellt.

Mein Fazit
„Mich hat Auschwitz nie verlassen“ ist ein kostbares Zeugnis einer furchtbaren Zeit, berührend und schockierend. Absolut empfehlenswert.

Susanne Beyer und Martin Doerry (Herausgeber): Mich hat Auschwitz nie verlassen – Überlebende des Konzentrationslagers berichten
DVA, 2015
Online bestellen: https://www.buchhandel.de/buch/-Mich-hat-Auschwitz-nie-verlassen–9783421047144
Autorin der Rezension: Sarina Wood
www.sarina-wood.de

Rezension: Jennifer Niven, All die verdammt perfekten Tage

Auf den ersten Blick ist „All die verdammt perfekten Tage“ eine typische Teenager-Lovestory. Doch dieser Eindruck täuscht gewaltig: Jennifer Niven erzählt in dieser eindringlich düsteren Geschichte von einem Mädchen, das von einem Jungen mit Todessehnsucht lernt, das Leben zu lieben und zu genießen.

www.randomhouse.de
www.randomhouse.de

Der Inhalt
Jennifer Niven präsentiert zwei Protagonisten: Da ist Finch, ein Junge, dessen Gedanken sich nur allzu oft um den Tod drehen. Eigentlich ist er hochintelligent, literarisch bewandert und schreibt selbst Songs. Doch leider hat er Depressionen, die scheinbar bis in die früheste Kindheit zurückreichen. Diese Krankheit führt ihn eines Tages auf einen Glockenturm, wo er sich fragt, ob heute ein guter Tag zum Sterben sei. Jedoch ist Finch nicht allein an diesem Ort. Oben auf der Spitze des Turmes steht Violet, die zu den beliebtesten Mädchen in der Schule gehört. Sie denkt über die gleiche Frage nach wie Finch. Bald entsteht zwischen diesen beiden unterschiedlichen Charakteren eine ganz besondere Verbindung. Gemeinsam führen sie den Kampf gegen die Dunkelheit ihres Lebens.

Mehr als nur die typischen Klischees
Zugegeben: Die Autorin spielt gekonnt mit den typischen Klischees, die Leser von einem Teenagerroman erwarten. So ist Violet das beliebteste Mädchen in der Schule, während Finch eher für den geheimnisvollen Außenseiter steht. Jedoch verleiht Jennifer Niven ihren Figuren ein hohes Maß an Individualität, etwa durch das Stilmittel, ihre Protagonisten abwechselnd aus der Ich-Perspektive erzählen zu lassen. Dadurch werden die Emotionen und inneren Konflikte, die Violet und Finch quälen, offensichtlich.

Obwohl Jennifer Niven ein ernstes Thema aufgreift, mit dem zahlreiche Jugendliche kämpfen, erzählt sie die Geschichte mit leichter Feder. Es gelingt ihr meisterhaft, die oft sehr ernsten und tiefgründigen Gespräche der Protagonisten mit witzigen Dialogen aufzulockern, sodass Violet und Finch mir als Leser schnell ans Herz wachsen.

Mein Fazit
„All die verdammt perfekten Tage“ ist ein absolut lesenswerter Roman. Jennifer Niven greift nicht allein ein schwieriges Thema äußerst sensibel auf, sondern stellt auch die Liebesgeschichte – die innerhalb der Handlung aber eher eine untergeordnete Rolle spielt – einfühlsam dar.

Jennifer Niven, All die verdammt perfekten Tage
Limes Verlag München, 2015
Die Autorin Jennifer Niven ist Gründerin und Betreiberin von „Germ“, einem Online-Magazin für Bücher und Lifestyle-Themen. Klick hier: www.germmagazine.com
Interview mit der Autorin: http://www.randomhouse.de/webarticle/aid62865.rhd
Trailer zum Buch hier
Online bestellen: https://www.buchhandel.de/buch/All-die-verdammt-perfekten-Tage-9783809026570
Autor der Rezension: Harry Pfliegl

1. Internationale Autorenmesse in Frankfurt/M

Samstag, den 4. Juni findet in Frankfurt/M. die 1. Internationale Autorenmesse statt (Tagesmesse von 10 bis 17 Uhr). Bestandteil ist ein Buchcontest. Autoren können in einem Vortragswettbewerb ihr Manuskript vor Publikum und einer Jury vorstellen. Ich habe mich mit der Biografie beworben, die erste Auswahl bestanden und stehe in der Vorschlussrunde. Für alle, die an der Buchmesse Interesse haben und mich bei einer Teilnahme im Finale unterstützen möchten, kann ich Freikarten im Wert von jeweils 44 Euro zur Verfügung stellen. Bitte einfach unten kommentieren „Ich will!“.
Link zur Autorenmesse: http://www.autorentag.com/