Aber bitte mit Sahne: Lesungen im Café Grundmann

kunstmannDer Verlag Antje Kunstmann hat sich für die Buchmessetage 2016 eine der schönsten Leipziger Locations gesichert: Das Café Grundmann als Wiener Kaffeehaus mit eigener Konditorei ist das einzige im Art-Deco Stil erhaltene Café im mitteldeutschen Raum. Ich liebe den Kakao mit Sahne und die üppigen Tortenstücke. Und zur Buchmesse gibt’s dreimal geistige Nahrung dazu von Religion bis Liebe. Alle Veranstaltungen beginnen um 20:30 Uhr.

www.kunstmann.de
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Donnerstag, den 17. März liest Björn Bicker aus seinem Buch „Was glaubt ihr denn“. Der Untertitel „Urban Prayers“ bringt das Anliegen näher: Wie verhalten sich Menschen verschiedener Glaubensrichtungen im Stadtdschungel? Björn Bicker hat ihnen zugehört und ihren Alltag begleitet.

Freitag, den 18. März bringt Christian Maintz komische Verse unter dem Titel „Liebe in Lokalen“ zu Gehör. Bisher eher nur ein Geheimtipp, hat der Autor zweimal den Wilhelm-Busch-Preis für humoristische Versdichtung erhalten und mit Harry Rowohlt zwei Hörbücher aufgenommen.

Samstag, den 19. März berichten Michaela Vieser und Irmela Schautz über Liebesbräuche rund um die Welt. „Für immer und jetzt“ vereint Geschichten von Poesie bis Wahnwitz. So unterschiedlich können große Gefühle sein. Ich habe das Buch bereits gelesen und konnte mich kaum losreißen. Eine Rezension stelle ich hier in den nächsten Tagen ein.

Sicherheit auf der Buchmesse: „Dies ist kein besonderes Jahr“

Foto: Detlef M. Plaisier
Foto: Detlef M. Plaisier

Die Sicherheitslage in der Welt hat sich verändert. Überall, wo größere Menschenansammlungen zusammenkommen, wird die Sicherheitsstufe erhöht. Inwieweit berührt das auch die Leipziger Buchmesse?  Immerhin wurden während der vier Buchmessetage 2015 über 180.000 Besucher in den Hallen gezählt.

„Es gibt zu jeder Messe ein Sicherheitskonzept, unabhängig von Inhalten“, sagt mir dazu Pressesprecherin Julia Lücke. Wo viele Menschen auf engem Raum mit politisch brisanten Themen zusammenkommen, bedürfe es einer besonderen Abstimmung mit Polizei und Behörden. Darum kümmere sich eine komplette Abteilung der Leipziger Messe. Julia Lücke: „Auch wenn es von außen nicht so aussieht: Dies ist für uns in Sicherheitsfragen kein besonderes Jahr.“

Der Epilog ist fertig

Einer der vielen bedenkenswerten Sätze:

„… ein großes Danke an die Familie Plaisier für ein ehrliches Antikriegs- und Antifanatismusbuch, welches aber seine Stärke nicht im Heroischen, sondern in entwaffnender Ehrlichkeit herüberbringt.“

Danke. Erst nach und nach erkenne ich, was hinter einer Biografie Großes stecken kann.

Rezension: Antoine Laurain, Der Hut des Präsidenten. Wie eine Kopfbedeckung das Leben verändern kann.

Der französische Autor Antoine Laurain nimmt den Leser mit auf eine Zeitreise ins Frankreich des Jahres 1986. Er schildert die Träume verschiedener Menschen und wie sie durch scheinbar wundersame Begebenheiten wahr werden können.

www.hoffmann-und-campe.de
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Wie ein Abendessen das Leben verändert
Eine der tragenden Figuren der Geschichte ist der unscheinbare Buchhalter Daniel Mercier. Er träumt davon, selbst Chef zu werden, jedoch mangelt es ihm an dem nötigen Selbstbewusstsein für eine Karriere. Das ändert sich schlagartig, als er sich zu einem spontanen Abendessen in einer vornehmen Brasserie entschließt. Denn plötzlich setzt sich Präsident François Mitterrand, von dem Daniel Mercier äußerst fasziniert ist, mit zwei Begleitern an den Nebentisch. Der Präsident vergisst jedoch nach dem Essen seinen Hut, den Daniel Mercier kurzerhand an sich nimmt – und schon bald soll sich Leben schlagartig ändern: Allein das Wissen, dass er den Hut des Präsidenten trägt, gibt Daniel Mercier Selbstbewusstsein und Zuversicht. Doch der Hut bleibt nicht in seinem Besitz. Wie von Zauberhand geführt, wechselt der Hut seine Träger in rascher Folge und zeigt immer dieselbe Wirkung: Das Leben der jeweiligen Besitzer ändert sich radikal zum Besseren.

Eine charmante Erzählung
Es gelingt Antoine Laurain, nicht zuletzt dank seiner knappen und dennoch präzisen Erzählweise, die Schicksale von fünf Menschen zu einer kurzweiligen Geschichte zu verweben. Ich habe mich in so manchem Charakter und dessen rascher Verhaltensänderung wiedererkannt. Der eigentliche Held der Geschichte ist der rote Filzhut des Präsidenten, um den Antoine Laurain den roten Handlungsfaden webt. Dass der Autor gegen Ende der Erzählung noch einen Bogen über alle handelnden Charaktere spannt, rundet die Geschichte gelungen ab.

Mein Fazit
Antoine Laurain ist ein kurzweiliges Buch gelungen, in das sich der Leser schnell hinein findet. Vor allem Liebhaber des französischen Charmes in Erzählungen dürften ihre wahre Freude haben.

Antoine Laurain, Der Hut des Präsidenten
Aus dem Französischen übersetzt von Claudia Kalscheuer
Hoffmann und Campe, Hamburg 2016
Online bestellen: https://www.buchhandel.de/buch/Der-Hut-des-Praesidenten-9783455650228
Autor der Rezension: Harry Pfliegl

Rezension: Rebecca Maria Salentin, Schuld war Elvis. Die Geschichte einer skurrilen Großfamilie.

Rebecca Maria Salentin erzählt die Geschichte der jungen Hebron, die fast an der Verantwortung für ihre Geschwister zerbricht, letztlich aber doch ihren Weg findet. Angereichert ist die Geschichte mit zahlreichen Skurrilitäten, die sich eben in einer großen Familie mit facettenreichen Persönlichkeiten zutragen.

Quelle: www.randomhouse.de
Quelle: www.randomhouse.de

Immer nur Pech mit Männern
Dass Hebron, die in den 1970er Jahren in der Eifel aufwächst, auf diesen eigenwilligen Namen getauft wurde, verdankt sie ihrem Vater. Er hat Hebrons Mutter Peggy nach der Zeugung verlassen. Doch auch die weiteren Versuche, Glück in der Liebe zu finden, sind für Peggy zum Scheitern verurteilt: Der örtliche Friseur liebt sie zwar aufrichtig, stirbt jedoch bei einem Autorennen. Nach einer amourösen Affäre mit einem katholischen Mönch und einer Ehe mit einem Rastafari, der mehr Wert auf das Gedeihen seiner Haschplantage legt als auf seine Familie, muss Peggy die Familie alleine ernähren. Hebron kümmert sich um den Haushalt und die kleineren Geschwister. An dieser Last zerbricht sie fast und reist nach Israel, um sich auf die Spuren ihres Vaters zu machen. Dort kommt alles anders als erwartet…

Die Story: zu verschachtelt
Ein Blick in den Anhang des Buches, wo die handelnden Personen kurz vorgestellt werden und ein Stammbaum abgebildet ist, lässt schon erahnen, dass den Leser nicht unbedingt leichte Kost erwartet: An die 50 Personen spielen eine Rolle im Roman. Für jede dieser Figuren hat sich Rebecca Maria Salentin einen eigenen Hintergrund und eigene Plots einfallen lassen. Lobenswert, doch genau das macht es für den Leser schwierig, sich in die Handlung einzufinden und den Überblick zu behalten. Hier wäre im Sinne der Lesefreundlichkeit weniger mehr gewesen.

Mein Fazit
Trotz des schwierigen Zugangs zur Handlung erweist sich Rebecca Maria Salentin als große Erzählerin mit leichtem und lockerem Stil. „Schuld war Elvis“ empfiehlt sich allerdings nicht für Leser, die täglich nur ein paar Seiten lesen möchten. Dieses Buch sollte besser in einem Rutsch gelesen werden.

Rebecca Maria Salentin, Schuld war Elvis
Bertelsmann Verlag München, 2015
Online bestellen: https://www.buchhandel.de/buch/Schuld-war-Elvis-9783570102121
Autor der Rezension: Harry Pfliegl

Autorennetzwerk Qindie: Mit Selbstkontrolle zu höherer Professionalität

Cover-212x300Das Autorennetzwerk Qindie hatte ich schon 2015 am Buchmessestand besucht (Bericht hier). Neben zahlreichen Lesungen gibt es 2016 ein geselliges Beisammensein und zwei Schulungen.

Am Starttag der Buchmesse lädt Qindie Autoren (ausdrücklich auch Nichtmitglieder des Netzwerks) zu einem geselligen Beisammensein ein.  Plätze sind hier noch verfügbar (nur mit Reservierung). Nach dem Essen gibt der Autor, Coach und gelernte Schauspieler Florian Tietgen einen Kurzworkshop „über die Kunst, eine Lesung zu halten“. Pantomimische Übungen gehören ebenso dazu wie das Einüben typischer Zungenbrecher. Die Gebühr für Nichtmitglieder beträgt fünf Euro.

Am Freitag referiert Florian Tietgen zusammen mit Autor und Coach Hans Peter Roentgen zum Thema „Was dem Lektor auffällt – Die häufigsten Fehler auf den ersten vier Seiten“ (11:30 – 12:00 in Halle 5 / D 430). Auch die Teilnehmer der Leipziger Autorenrunde am Samstag werden in den Genuss dieser Präsentation kommen.

4. Leipziger Autorenrunde: Jetzt noch Resttickets sichern!

UPDATE 1. März 2016: Die Autorenrunde ist ausgebucht!

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Nach drei Jahren ist die Leipziger Autorenrunde bereits fester Bestandteil des Buchmesse-Programms. In mehr als 50 Tischgesprächsrunden vermitteln hockkarätige Referenten das gesamte Spektrum vom Schreib-Handwerk über die erfolgreiche Vermarktung bis zu gestalterischen und rechtlichen Fragen.  Die Leipziger Autorenrunde ist für Autoren jeder Art offen: klassische und neue Verlage, etablierte Autoren und Jungautoren, Self-Publisher, Blogger, Texter und Publizisten.

Quelle: Leipziger Autorenrunde
Quelle: Leipziger Autorenrunde

Ein Auszug aus den Themen:

  • Selfpublishing: Warum Selbstverleger Malochermentalität besitzen sollten
  • Von der Romanidee zum Verlagsvertrag – die Arbeit einer Literaturagentur
  • Professionelles Lektorat im Praxistest
  • Brigitte, Lanz und Hochfeuilleton oder: Wie kommt ein Buch in die Medien?
  • Wo ein Buch, da ein Lektor? Sinn und Funktion des Buchlektorats
  • Wie Autoren in die Buchhandlung kommen
  • Wie man sich als Autor als Marke aufbaut

Die Regeln sind effektiv und einfach:

  • ein Referent pro Runde
  • ca. acht bis zwölf Teilnehmer pro Runde
  • Gesamtdauer einer Runde: 45 Minuten
  • kurze Vorstellung der Teilnehmer
  • ca. 15 Minuten Kurzvortrag
  • ca. 30 Minuten moderiertes Gespräch mit Fragen und Diskussion
  • Wechseln der Tische ist während der Runden erlaubt

Es sind noch wenige Resttickets verfügbar:  www.leipziger-autorenrunde.de/anmeldung

Mit Amazon in fünf Minuten zum Bestseller: Noch bis zum 28. Februar bewerben!

amazon-kindle-express-590x118Kindle Direct Publishing und CreateSpace suchen im Rahmen der Buchmesse Leipzig die Autoren von morgen. Das Format „Bestseller-Express“ gibt Nachwuchsautoren die einmalige Gelegenheit, ihr Erstlingswerk einer Jury zu präsentieren. Die Herausforderung: Jeder Autor hat nur fünf Minuten Zeit, die Juroren zu überzeugen.

Voraussetzung für die Teilnahme ist, dass die Bewerber noch nie zuvor ein Buch (eBook oder Printversion) veröffentlicht haben und auf der Leipziger Buchmesse vor Ort sein können, sollten sie unter den Finalisten sein. Gewinnerpreis ist ein Amazon-Marketing Paket im Gesamtwert von 10.000 Euro. Zur Jury gehören die Indie-Erfolgsautoren Klaus Seibel, Poppy J. Anderson, Kira Gembri, Michael Meisheit und Elke Bergsma.

Wer teilnehmen will, füllt bis zum 28. Februar 2016 online ein Anmeldeformular aus. Aus allen Einsendungen werden die vielversprechendsten Buchvorstellungen für eine Präsentation am Buchmesse-Sonntag ausgewählt. Bewerber erhalten zwei Wochen vor der Endausscheidung eine Benachrichtigung, ob sie unter den Finalisten sind.

Der „Bestseller-Express“ findet auf dem Kindle Direct Publishing und CreateSpace Stand in Halle 5 / D 206 statt. Präsentation der Finalisten am 20.03.2016, 13:00 Uhr bis 14:00 Uhr, anschließend Siegerehrung.

Hier bewerben: www.amazon.de/bestseller-express-DE

Die Gretchenfrage auf der Buchmesse: Nun sag, wie hast du’s mit der Religion?

Ein feste Burg... Lutherdenkmal in Lutherstadt Wittenberg. Foto: Detlef M. Plaisier
Ein feste Burg… Lutherdenkmal in Lutherstadt Wittenberg. Foto: Detlef M. Plaisier

Die aktuelle Weltlage wird maßgeblich von Fragen der Religion und des Glaubens bestimmt. So bin ich diesem Jahr auf die Neuerscheinungen und die Menschen rund um die Leseinsel Religion gespannt. 

Ich werde am Messesamstag versuchen, einmal Friedrich Schorlemmer zuzuhören. Im vergangenen Jahr habe ich ihn auf dem Reformationsfest in Lutherstadt Wittenberg erstmals länger erlebt und war fasziniert. Um 16:30 Uhr gibt Schorlemmer in der LVZ-Autorenarena unter dem Titel „Unsere Erde ist zu retten“ seine Antwort auf „Laudato si’“, die zweite Enzyklika von Papst Franziskus. „Außer Haus“ erläutert Schorlemmer am Abend seine Sicht auf die Frage „Was ist heute protestantisch?“ (19:30 Uhr im Zeitgeschichtlichen Forum).

Zum Themenbereich Islam und Islamisierung gibt es zahlreiche Veranstaltungen auf dem Messegelände und in der Stadt. Angeboten werden unter anderem eine Lesung aus dem Koran und Diskussionen zu aktuellen politischen Fragen: Warum ist der IS für junge Menschen so faszinierend? Wie ist es mit der Emanzipation von Frauen im Islam bestellt? Und wie weit darf Satire zum Islam gehen?

Demonstration gegen den Moscheebau in Leipzig, November 2013. Foto: Detlef M. Plaisier
Demonstration gegen den Moscheebau in Leipzig, November 2013. Foto: Detlef M. Plaisier

Mein Tipp: Auf der Leseinsel Religion erläutert Abdullah Uwe Wagishauser am Sonntag um 14 Uhr, warum der Islam eine Quelle für den Frieden ist. Wagishauser ist Emir (Vorsitzender) der Ahmadiyya Muslim Jamaat Religionsgemeinschaft in Deutschland. In Leipzig ist er bekannt durch die erbitterten Diskussionen um den geplanten Moscheebau im Stadtteil Gohlis.

Zum vollständigen Überblick über das Themenfeld einfach das Stichwort Islam in das Online Programm von „Leipzig liest“ eingeben.