Rezension zu Oliver Kuhn: Alles, was man wissen muss in 140 Zeichen

Die Bemühungen, das aktuelle Wissen der Menschheit kurz und prägnant zu präsentieren, sind vermutlich noch älter als die schriftliche Form der Wissensübermittlung. Und die Gier nach Allgemeinbildung scheint im Zuge von Erfolgssendungen wie „Wer wird Millionär?“ sogar noch gestiegen zu sein. Diesen Anspruch überträgt Oliver Kuhn mit seinem Werk „Alles, was man wissen muss in 140 Zeichen“ auf eine erfrischende Weise in die Gegenwart. Darauf weist auch der Untertitel „Umfassende Allgemeinbildung in Twitter-Länge“ hin, weil in diesem Kurznachrichtendienst maximal Posts mit einer Länge von 140 Zeichen verschickt werden können.

Quelle: www.m-vg.de
Quelle: www.m-vg.de

Von Pontius bis Pilatus und noch viel weiter
Oliver Kuhn präsentiert in seinem Buch kurze Informationshäppchen über die Geschichte der Menschheit, die hellen und dunklen Kapitel der vergangenen 2.000 Jahre und kulturelle Errungenschaften des Menschen. Dabei erhebt der Autor nicht den Anspruch, den Leser selbst umfassend informieren zu wollen. Vielmehr will er seinem Gegenüber Anregungen geben, den persönlichen Wissensschatz in Eigenregie zu erweitern. Dabei fällt wohltuend auf, dass Oliver Kuhn sich vom Kanon der europäischen Geschichtsschreibung entfernt und beispielsweise auch die Wiege der Menschheit oder die Neue Welt mit ihrer Vorgeschichte in eigenen Kapiteln würdigt.

Der Stil: Kurz und prägnant
Der Autor präsentiert seine Informationshäppchen gemäß der Absicht, Wissen in 140 Zeichen präsentieren zu wollen, eher im Stil von Schlagzeilen. Das mag zwar zunächst etwas gewöhnungsbedürftig erscheinen, regt den Leser aber dennoch dazu an, sich tiefergehend mit dem einen oder anderen Thema des Buches auseinanderzusetzen. Kuhn ergänzt seine Häppchen durch einführende Vorworte zu den einzelnen Kapiteln. Dadurch wird es dem Leser erleichtert, den Inhalt in einen größeren Zusammenhang einzuordnen, sich weitergehend zu informieren oder – bei Desinteresse – das jeweilige Kapitel zu ignorieren.

Mein Fazit
Mit „Alles, was man wissen muss in 140 Zeichen“ ist Oliver Kuhn eine amüsante Parodie auf die angeblich notwendige, breit gefächerte Allgemeinbildung gelungen. Es macht Spaß, immer wieder in dem Werk zu schmökern und die eine oder andere Information weitergehend zu recherchieren. So entstand ein kurzweiliges Werk für Leser, die ihr Allgemeinwissen testen oder erweitern wollen.

Oliver Kuhn: Alles, was man wissen muss in 140 Zeichen
riva Verlag, 2015
Online bestellen: https://www.buchhandel.de/buch/Alles-was-man-wissen-muss-in-140-Zeichen-9783868837049
Autor der Rezension: Harry Pfliegl

Heute habe ich „Oll Willm“ kennengelernt

Natürlich nicht im wirklichen Leben, sondern im Text meines Vaters. Er war ein ostfriesischer Einsiedler, der allen Annehmlichkeiten des Lebens entsagte und in einer Moorkate lebte. Erst in seinen letzten Lebenstagen, in den 1960er Jahren, zog er in ein festes Haus, schlief aber weiter nicht im Bett. Sein Großneffe hat auf seinem Blog einige wunderbare Fotos von ihm veröffentlicht.

Rezension: Boris Fishman, Der Biograf von Brooklyn

Ist es ein Schelmenroman? Oder vielleicht ein Sittengemälde über das New York des 21. Jahrhunderts? Oder vielleicht doch eine Neuinterpretation des American Dream? All das mag man in Boris Fishmans Debüt auf der großen literarischen Bühne hineininterpretieren. Doch im Grunde macht er nur eines: eine mit Komik und skurrilen Situationen gespickte Geschichte mit einem Schuss Realität zu garnieren, sodass der Leser nur ungern das Wort ENDE am Schluss liest.

Quelle: www.randomhouse.de
Quelle: www.randomhouse.de

Wie aus einem Loser ein Betrüger wird
Eigentlich ist Slava Gelman ein kompletter Loser: Trotz aller Bemühungen schafft er es nicht, aus dem Nachwuchs-Pool der Zeitschrift Century in den erlesenen Kreis der Stammautoren aufzusteigen. Und auch der Kontakt zur Familie im jüdisch geprägten Teil Brooklyns beschränkt sich auf ein Minimum, sodass Slava Gelman auch keine allzu erfüllte Freizeit hat. Das ändert sich erst, als seine Großmutter Sofia stirbt. Bedauerlicherweise hat just ein paar Tage zuvor die Konferenz für jüdische Schadensersatzansprüche gegen Deutschland die Familie angeschrieben. Die Kommission will herausfinden, ob Sofia möglicherweise eine Entschädigung für die Zeit des Nationalsozialismus zusteht. Und weil der Enkel ja schließlich so etwas wie ein Schriftsteller ist, bittet Slavas Großvater ihn darum, die Geschichte der jüdischen Familie aufzuschreiben, um eine Entschädigung zu erhalten.

Slavas Brief ist zwar herzzerreißend und erregt Mitleid, entspricht aber in keiner Weise den Tatsachen. In den folgenden Tagen kann sich Slava vor Anfragen aus der Bekanntschaft – allesamt russische Juden – nicht mehr retten. Doch dann droht der Schwindel aufzufliegen. Slava entschließt sich zu einer Lüge, welche die vorherigen Unwahrheiten relativiert, jedoch sein Leben aus den Fugen geraten lässt.

Ein Feuerwerk an skurrilen Situationen
Boris Fishman gibt in seinem ersten Roman einen facettenreichen Einblick in den von russischstämmigen Juden geprägten New Yorker Stadtteil Brooklyn. Dabei bedient der Autor auch so manche klischeehafte Vorstellung, jedoch stets mit einem Augenzwinkern. Damit wird das Lesen über die kleinen Tricksereien, die das Leben etwas einfacher machen, zu einem Vergnügen. Der Leser erhält so einen heiter-leichten Zugang zu einem dunklen Kapitel der jüngeren Geschichte.

Fazit
Mit „Der Biograf von Brooklyn“ präsentiert der Autor das zentrale Thema, die Verfolgung der Juden durch Nazis und Stalinisten, aus einem gänzlich anderen Blickwinkel als die meisten Autoren. Dass er trotzdem authentisch bleibt, verdankt er der eigenen Biographie: Boris Fishman wurde in Minsk geboren und kam als Neunjähriger in die USA. Insgesamt ist das Werk eine der wohl interessantesten Neuerscheinungen zu diesem sensiblen Thema.

Boris Fishman: Der Biograf von Brooklyn
Karl Blessing Verlag, 2015
Online bestellen: https://www.buchhandel.de/buch/Der-Biograf-von-Brooklyn-9783896675514
Autor der Rezension: Harry Pfliegl

Was essen wir an Heiligabend?

Morgen ist Heiligabend. Da geht es wieder um die Frage: Was essen wir? Viele bevorzugen Kartoffelsalat mit Würstchen und essen erst die beiden folgenden Tage Fleisch. So auch die Familie aus der Weihnachtsgeschichte, die von Christa Stumpe in Plattdeutsch verfasst wurde. Einige von euch kennen Christa aus dem Bürgerbüro in Westrhauderfehn und als Plattdeutsch-Beauftragte. Danke für das Lächeln, Christa!

Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern frohe, ruhige und gesegnete Festtage!

„Eeen, twee, dree is ’t al weer Wiehnachten, wo de Tied docht henflügggt”, Anna kricht Tassen up Tafel. „In de Ladens stahnt de Weihnachtsmannen al lang weer up de Boorden un wachten. Un waar wi nett bi Wiehnachten bünd, wat will wi denn dit Jahr to Heilig Avend eten, wat meenst du, Vader?” De Ogen van Hein, de al dicht wassen, gahnt en Gliev weer open. Hein brummt: „Tuffelsalat mit Würstchen!” „Och nee, dat harr wi vergangen Jahr.” „En Haas?” „Nee, de is mi nich so good bekomen un mit al de Schrootkugels daar in, dat was mi gaar nix to.” „Denn maak Rolladen un nu laat mi slapen!”

Hier geht’s weiter:
https://www.dropbox.com/s/xzono0wkoksromf/Tuffelsalat%20mit%20W%C3%BCrstchen%20Christa%20Stumpe.docx?dl=0

Erste Vorfreude auf die Leipziger Buchmesse 2016: Die Welt zu Gast bei Lehmanns

Bücherfreunden legt Lehmanns noch mal eben etwas Vorfreude unter den Baum: Schon jetzt steht das Leseprogramm zur Leipziger Buchmesse vom 17. bis 20. März 2016 fest. Dabei gibt es gleich zwei Premieren.

Quelle: www.randomhouse.de
Quelle: www.randomhouse.de

Erster Debutant ist Dominique Horwitz, Jahrgang 1957. Der Schauspieler, Regisseur und Sänger ist unter anderem bekannt durch „Der große Bellheim“) und Engagements am Thalia-Theater in Hamburg, am Berliner Ensemble und am Schauspielhaus Zürich. Seine Ehefrau führte ihn nach Weimar, wo er nun lebt, dreht, inszeniert und schreibt. So ist es keine Überraschung, dass sein erster Roman „Tod in Weimar“ heißt. Aufklärung gibt’s am Donnerstag, 17. März ab 20:15 Uhr.

Seine „Wanderungen durch die Weltgeschichte“ dokumentiert Manuel Andrack „Schritt für Schritt“. Es geht auf 16 Touren unter anderem gen Rom, in die Sächsische Schweiz und rund um den Thunersee. Der Autor gewann zweimal zusammen mit Harald Schmidt den Deutschen Fernsehpreis. Heute arbeitet er als Produzent, Moderator und Autor für Magazine, Bücher und seinen Blog. Die Wanderung startet am  Freitag, 18. März um 20:15 Uhr.

Das zweite Debut gehört Dora Heldt. Die gelernte Buchhändlerin aus Hamburg stellt ihren Kriminalroman „Böse Leute“ vor. Einbruch, zwei Tote und ein dunkles Familiengeheimnis – und das alles auf Sylt. Aufgeklärt wird durch ein Rentnerquartett, das eigentlich ein bequemes Leben haben könnte. Ermittlungsbeginn: Samstag, 19. März ab 20:15 Uhr.

Der letzte Tag der Buchmesse gehört „Lehmanns Familienlesesonntag“. Von 13 bis 18 Uhr lesen unter anderem die Jungautorinnen Daniela Pusch, Elisabeth Denis und Lara DeSimone mit ihren Mentoren Rita Falk und Stefan Valentin Müller. Amanda Koch entführt Kinder ab sechs Jahre in die „Sternenwelt“ zum kleinen Stern Sirrah, und Andrea Schomburg zeigt Leseanfängern, wie das ABC-Lernen Spaß macht. Besonderer Tipp: Stefanie Gerstenberger und Marta Martin, Mutter und Tochter, haben gemeinsam einen Generationenroman geschrieben. „Zwei wie Zucker und Zimt“ ist aber auch für Väter geeignet.

Karten können unter www.lehmanns.de reserviert werden.

Ich wage mich an die ersten handschriftlichen Notizen

Ich wage mich an die ersten handschriftlichen Notizen meines Vaters.

„Meine Eltern stammten beide aus kinderreichen Familien. Meine Onkel und Tanten habe ich nicht alle kennengelernt, aber wenn mich mein Gedächtnis nicht im Stich lässt, müssen es 16 an der Zahl gewesen sein.“

Ja, das stimmt. Mein Großvater hatte fünf Geschwister, meine Großmutter derer elf. Zwei Kinder meiner Großmutter fallen mir besonders auf:

Ich bin am 17. November geboren. Margarethe Harms wurde am 18. November 1891 geboren und starb im Januar 1893, gerade mal ein Jahr alt. Folkert Harms wurde am 19. November 1893 geboren. Er fiel im Juli 1915 als Soldat in Russland.

Danke für ein erfolgreiches Jahr – gewinnt ein Buch!

Auch für Blogger heißt es gegen Ende des Jahres Bilanz zu ziehen.

Ich danke für 30.800 Aufrufe im Jahr 2015, Kommentare und anregende Diskussionen zu den veröffentlichten Rezensionen.

Danke an alle Autoren für ihre Zeit und ihre Begeisterung.

Schule BockhorstZum Dank soll es für alle, die mich lesen und mir folgen, noch ein ‪#‎Gewinnspiel‬ zu ‪#‎Weihnachten‬ geben. Ich verlose zweimal je ein Exemplar meiner Biografie „Bubis Kinnertied“. Und da das Buch noch nicht erschienen ist, gibt’s einen Gutschein, der sofort nach Erscheinen eingelöst werden kann, natürlich gerne mit Wunschwidmung.

Wer in den Lostopf hüpfen will, sagt mir bitte auf meiner Autorenseite auf Facebook unter dem Gewinnspiel-Post (nur dort!) etwas zum Thema „Biografie“. Zum Beispiel: Was ist daran so Besonderes? Welche stehen bei euch im Bücherregal? Und wen würdet ihr gerne mal persönlich kennenlernen?

Das Gewinnspiel endet mit der letzten Sekunde des Jahres 2015.

Viel Erfolg und Danke für euer Interesse! Auf ein tolles Jahr 2016 mit vielen spannenden Leseentdeckungen!

https://www.facebook.com/autor.detlefplaisier