Ein Albtraum

Mir träumte in der Nacht, dass ich wenige Tage vor der Veröffentlichung des Buches an einem Herzinfarkt verstorben sei. Im Text meines Vaters wird nur wenig gestorben, mal auf dem Schlachtfeld des Krieges, mal in einem der Emslandlager. Doch es ist alles sanft, seicht, für mich zu distanziert. So werde ich einigen Kapiteln des Originaltextes den Kommentar eines Experten hinzufügen. Es ist meine Aufgabe als Herausgeber, den Text nicht nur behutsam anzugleichen, sondern auch, wo notwendig, in den historischen Kontext zu stellen.

Es gibt Ostfriesland, und es gibt das Emsland…

Es gibt Ostfriesland, und es gibt das Emsland. Wenn ich heute dort hindurchfahre, sehe und spüre ich keine Grenze. Für meinen Vater war Ostfriesland das Paradies, das Emsland dagegen der Vorhof zur Hölle. Die Kapitelüberschriften machen das sehr deutlich: Er erzählt über die „Bockhorster Hexenjagd“ und erinnert sich „Heiden müssen draußen bleiben“. Da steht das liberale lutherische und lutherisch-reformierte Ostfriesland dem dogmatisch strengen katholischen Emsland gegenüber. Da wurde seine Mutter, meine Großmutter, der Hexerei beschuldigt – nicht im Mittelalter, sondern in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts. Da durfte mein Vater als Schüler evangelischen Glaubens nicht an der Beerdigung einer katholischen Mitschülerin teilnehmen.

Leipziger Erfolgsautoren signieren bei Lehmanns

Zwei der erfolgreichsten Leipziger Autoren signieren in den nächsten Tagen bei Lehmanns Media in der Grimmaischen Straße.

Zum Nikolaustag am verkaufsoffenen Sonntag, dem 6. Dezember, signiert Sabine Ebert von 14 bis 15 Uhr ihre historischen Romane um die Freiberger Hebamme Marthe und die Leipziger Völkerschlacht.

Freitag, den 11. Dezember, präsentiert Bernd-Lutz Lange zusammen mit seinen ehemaligen academixer-Kollegen Katrin Hart und Peter Treuner die brandneue CD „aMESSEment – Die sächsische Hitparade 1980-1990“ im Rahmen einer Signierstunde von 17 bis 18 Uhr. Die drei Künstler signieren gern die Nostalgie-CD mit einer persönlichen Widmung. Das ist doch mal ein sinnvolles Geschenk im WeihnachtsPassagenEinkaufstrubel!

Wie schreibt man eigentlich eine „gute“ Rezension?

Mein geschätzter Autorenkollege Ruprecht Frieling, von Freunden unbescheiden „Prinz Rupi“ genannt, hat hierzu eine äußerst praktische Anleitung verfasst. Nicht jedes Buch sei zum Rezensieren geeignet: „Wo das Werk stumm bleibt, sollte man deshalb vielleicht auch als Rezensent still bleiben.“ Und da leider auch der Aufbau einer Besprechung von selbst ernannten Rezensenten nicht immer beachtet wird, macht Frieling klare Vorgaben:

Eine klassische Rezension beginnt mit einer kurzen Einführung in Gegenstand und Genre des Werkes und enthält meistens eine kurze Inhaltsangabe… Da es verschiedene Türen gibt, durch die man ein Buch betreten kann, wird bereits ein Kurzinhalt individuell gefärbt sein und möglicherweise im Subtext verraten, welchen Kurs die Rezension einschlägt. Dabei sind jene Rezensionen besonders gelungen, wo es gelingt, die Diktion des Autors des zu besprechenden Buches nachzuempfinden und auch seine Wortwahl berücksichtigt wird. Wichtig ist, verständlich zu formulieren ohne zu vereinfachen…“

Mit welchen Fragen sich eine Rezension auseinandersetzen sollte, hat Frieling in einer Checkliste zusammengefasst. Die gibt’s hier ganz kostenlos zum Nachlesen und Befolgen.

Erstes Treffen mit dem Acabus-Verlag

Schon nach dem ersten Lesen war mir klar: Dies ist mehr als eine Familienbiografie. Dies ist ein Sittengemälde der ausgehenden 1920er und 1930er Jahre, und es rührt an Tabus. Auf der Leipziger Buchmesse 2013 wurde mir von Christian Senft, dem damaligen Geschäftsführer von bilandia.de, der Acabus Verlag empfohlen. Als Imprint der Diplomica Verlag GmbH in Hamburg gibt es hier unter anderem ein kleines feines Biografie-Programm. Ich schickte eine Leseprobe. Nach zwei Monaten bekam ich Antwort:

„Wir haben Ihre Leseprobe geprüft und sie hat uns gut gefallen. Ich würde mich freuen, wenn Sie mir weitere Seiten schicken würden.“

Das war im Mai 2013, vor zweieinhalb Jahren. Vor drei Wochen durfte ich in Dresden auf der Literaturmesse schriftgut Acabus-Verleger Björn Bedey persönlich kennenlernen. Zwei Norddeutsche, die Plattdeutsch sprechen und sich im Osten treffen. Wir besprachen den Fortschritt des Manuskriptes und neue Ideen nach meiner Ostfriesland-Woche im Oktober. Es tut gut, am Ende des Gespräches mit dem Satz verabschiedet zu werden „Schön, dass du bei uns an Bord bist“. Dass ich nun über zwei Jahre an einer vermeintlich simplen Biografie arbeite, hat natürlich Gründe…

Alles begann 2006 und ist doch wie gestern

„Als mein Vater im März 2006 in Hannover starb, lebte ich gerade einige Monate in Leipzig. Wenige Tage später fuhr ich in meine Geburtsstadt. Ich wusste, es würde eine unangenehme Reise werden. Die zweite Frau meines Vaters hatte ich nie akzeptiert. Sie gehörte für mich nicht zur Familie.

Ich wusste von einem gemeinsamen Testament. So galt es für mich nur, Erinnerungsstücke zu sichern. Und dann war da dieses Manuskript. Ich hatte nichts davon gewusst, mein Vater hatte es nie erwähnt. Vielleicht wollte er mir so erzählen, was in den Jahren vor seinem Tod ungesagt geblieben war. Ich nahm den Text mit, ohne große Worte. Ich sah ihn viele Jahre nicht mehr an. Mit einem Psychologen arbeitete ich die Beziehung zu meinem Vater auf.

2013 entschloss ich mich, ohne es zuvor wieder geöffnet zu haben, zu einer Bearbeitung. Was ich dann las, war wie ein Faustschlag…“

Persönlicher Glückwunsch: Leipziger Tourismuspreis 2015 geht an den Direktor der Leipziger Buchmesse

Oliver Zille liest in der Moritzbastei zur Leipziger Buchmesse 2014. Foto Detlef M. Plaisier
Oliver Zille liest in der Moritzbastei zur Leipziger Buchmesse 2014. Foto Detlef M. Plaisier

Oliver Zille, Direktor der Leipziger Buchmesse, wurde heute mit dem Leipziger Tourismuspreis 2015 in der Kategorie „Persönlichkeiten“ ausgezeichnet.

„Ausgebuchte Hotels, zufriedene Gastronomen, ausgelastete Taxis und glückliche Autoren – über 250.000 Besucher strömen jedes Jahr zur Leipziger Buchmesse. In diesem Jahr waren Aussteller und Autoren aus 42 Ländern vertreten. Dass sich die Buchmesse, die von manchen Mitbewerbern nach der Wiedervereinigung schon totgesagt wurde, so gut entwickelt hat, ist ein großes Verdienst von Oliver Zille“, so die Begründung der Jury.

Die Buchmesse ist für mich einer der Höhepunkte des Veranstaltungsjahres. Ich habe mich dort als Leser und Journalist immer gut betreut gefühlt. Herzlichen Glückwunsch!

Rezension zu Marie Moutier: Liebste Schwester, wir müssen hier sterben oder siegen. Briefe deutscher Wehrmachtssoldaten.

Muss ein weiteres Buch zum Thema Zweiter Weltkrieg wirklich noch sein, mag sich der Leser bei der ersten Betrachtung von „Liebste Schwester, wir müssen hier sterben oder siegen“ vielleicht fragen. Diese Frage erübrigt sich jedoch beim zweiten Blick auf das umfangreiche Buch. Es beleuchtet die Geschehnisse an den Kriegsschauplätzen in Europa, Russland und Afrika aus einer Perspektive, die in der offiziellen Geschichtsschreibung eher eine Randnotiz darstellt.

Quelle: www.randomhouse.de
Quelle: www.randomhouse.de

Briefe von der Front an die Heimatfront
In einer allgemeinen Einführung schildert die französische Historikerin und Germanistin Marie Moutier ihre Herangehensweise und so manche Problematik, die sich aus der Auswahl der Briefe ergab, als sie aus dem umfangreichen Fundus der Berliner Museumsstiftung Post und Telekommunikation ihre Auswahl an Feldpostbriefen deutscher Soldaten in die Heimat getroffen hatte. Wie die Autorin im Vorwort schreibt, hat sie diese Auswahl unter verschiedenen Gesichtspunkten getroffen. Einerseits sollten die Feldpostbriefe von allen Kriegsschauplätzen aus allen Phasen des Krieges stammen. Andererseits differenzierte sie auch nach den Adressaten der Briefe. Schließlich haben sich die Soldaten in Briefen an die Partnerin anders ausgedrückt als etwa in Briefen an die Eltern. Ergänzt wird das Werk durch ein Vorwort des Historikers Timothy Snyder.

Ein Blick in die Seele der Soldaten
Marie Moutier verzichtet komplett auf eine Wertung der Briefe. Sie schildert lediglich in kurzen Einführungen den Kriegsschauplatz und den zeitlichen Zusammenhang. Dies gibt dem Leser insofern eine Hilfestellung, als viele Soldaten an unterschiedlichen Fronten gekämpft haben und von einzelnen Soldaten mehrere Briefe aus verschiedenen Phasen des Krieges abgedruckt werden.

Durch die Auswahl der Briefe gelingt es der Autorin, ein menschliches Bild von Soldaten zu zeichnen, die allzu oft zu unmenschlichen Taten gezwungen wurden. In einzelnen Fällen lässt sich auch die persönliche Entwicklung der Soldaten nachverfolgen: Die anfängliche Begeisterung für den Krieg und das nationalsozialistische Regime weicht mit zunehmendem Kriegsverlauf der Skepsis über den Ausgang der Schlachten. Mitläufer wurden in vielen Fällen zu stummen Widerständlern, die an der Front einfach nur überleben wollten.

Mein Fazit
„Liebste Schwester, wir müssen hier sterben oder siegen“ gibt einen menschlichen Einblick in die schrecklichsten Jahre, die Europa während des 20. Jahrhunderts durchlebt hat. Das Werk hätte durchaus das Potenzial, im Rahmen des Geschichtsunterrichtes eingesetzt zu werden. Denn obwohl ihre Großeltern noch direkt oder indirekt vom Krieg betroffen waren, wirkt der Zweite Weltkrieg für die nach dem Mauerfall Geborenen als eine andere, ferne, ja fremde Epoche und ist oft zu abstrakt, um die Zusammenhänge wirklich begreifen zu können.

Marie Moutier: Liebste Schwester, wir müssen hier sterben oder siegen
Originaltitel: Lettres de la Wehrmacht. Übersetzt von Michael von Killisch-Horn
Karl Blessing Verlag, 2015
Online bestellen: https://www.buchhandel.de/buch/-Liebste-Schwester-wir-muessen-hier-sterben-oder-siegen–9783896675521
Autor der Rezension: Harry Pfliegl