Hallo, Waldtraut Lewin: „Ich bleibe hier, denn Juden gehören nach Europa“

Fast fast jedes ihrer Lebensjahre hat Waldtraut Levin ein Buch veröffentlicht. Stolze 70 sind es mittlerweile. Jetzt wagt sich die Autorin an Anne Frank. Sie entstaubt die Ikone und versetzt das jüdische Mädchen in die heutige Zeit mit Diskothek und Hakenkreuz-Schmierereien. Waldtraut Lewin nennt es behutsam „eine Annäherung“.

Leipziger Buchmesse 13. März 2015. Foto Detlef M. Plaisier (9)Ausgewiesene Kennerin des Judentums durch ihr umfassendes Werk „Der Wind trägt die Worte“, erfuhr Waldtraut Lewin erst mit 13 Jahren durch ihre Mutter von ihren jüdischen Wurzeln. „Ich habe das sofort angenommen.“ 1956, mit 19 Jahren, sah sie im Berliner Schloßpark Theater eine Aufführung vom „Tagebuch der Anne Frank“ mit der jungen Johanna von Koczian in der Titelrolle. „Das Theater stand in Tränen“, erinnert sich Waldtraut Lewin. Der Funke war entfacht. Heute haben Millionen von Menschen in aller Welt das bewegende Tagebuch gelesen. „Anne Frank war fast noch ein Kind“, erklärt Autorin Lewin den Hype um Anne Frank. „Viele Passagen treffen auch heute noch das Lebensgefühl junger Menschen. Vor allem war es ein Einzelschicksal, das zur Identifikation taugt.“

Quelle: www.randomhouse.de
Quelle: www.randomhouse.de

Ja, das Buch von Waldtraut Lewin ist eine Liebeserklärung. „Ich spiele mit Anne Frank, natürlich mit großem Respekt.“ Spiel, das heißt: Anne verläßt das Versteck in der Prinsengracht und hat zeitversetzt 70 Jahre später die Chance, ihre Jugend zu leben. Am Ende kehrt Anne nach Israel zurück. „Vielleicht kann man ein kleines bisschen etwas bewirken. Dass nicht geschossen wird, zum Beispiel. Dass man sich näher kommt.“ So erfüllt Waldtraut Lewin das Vermächtnis von Anne Frank aus ihrem Tagebuch, wo es heißt: „Ich will fortleben, auch nach meinem Tod.“

Waldtraut Lewin blieb das Schicksal von Anne Frank durch einen mutigen und vermögenden Großvater erspart, der als Jude in der deutschen Gesellschaft angepasst lebte und für die Familie mit Bestechung einen gefälschten Ariernachweis kaufte. Den aktuellen Aufruf der israelischen Politik, die Juden Europas mögen in das gelobte Land zurückkehren, hält Waldtraut Lewin für ein Deckmäntelchen zum Bau neuer Siedlungen. „Juden sollten sich nicht aus Europa vertreiben lassen, nur weil ein paar verrückte Typen mal wieder hetzen. Juden gehören seit Jahrhunderten nach Europa. Ich bleibe hier.“

Foto von Waldtraut Lewin in der LVZ-Autorenarena: Detlef Plaisier

Hallo, Carlo Strenger: „Israel braucht einen neuen Premier“

1958 in eine streng jüdisch-orthodoxe Familie in der Schweiz hineingeboren, lehrt Carlo Strenger heute als Professor der Psychologie und Philosophie an der Universität Tel Aviv. In seinem neuen Buch „Israel – eine Einführung in ein schwieriges Land“ legt er seine Wahlheimat auf die Couch und kommt zu dem Ergebnis: „Manchmal frage ich mich, wie dieser Staat überhaupt funktioniert.“

Leipziger Buchmesse 12. März 2015. Foto Detlef M. Plaisier (102)Strenger analysiert nicht nur theoretisch, er mischt sich ein: 2003 verstärkte er das Kompetenzteam der Arbeitspartei zur israelischen Parlamentswahl. Strengers aktuelle Analyse ist schonungslos: Das Verhältnis zwischen Israel und Europa sei „objektiv furchtbar“. Israel geriere sich einerseits als Vertreter einer liberalen Demokratie nach westlichem Vorbild und betreibe andererseits eine repressive Siedlungspolitik. Seit sechs Jahren trage Ministerpräsident Netanjahu die Shoah zu allen unmöglichen Situationen anklagend wie einen Schild vor sich her. Klare Ansage: „Es wird Zeit für einen neuen Premier.“

Quelle: www.suhrkamp.de
Quelle: www.suhrkamp.de

Carlo Strenger tischt unbequeme Wahrheiten auf: „Die Verletzungen von Menschenrechten in Russland, China, dem Iran und Serbien stellen alles in den Schatten, was Israel je getan hat. Aber niemand bestreitet ernsthaft das Existenzrecht dieser Staaten.“ Das Ziel der Staatsgründung Israels habe sich in das Gegenteil verkehrt: „Israel ist der Jude unter den Ländern geblieben, der einzige Staat mit ständiger Existenzgefährdung.“ Und dennoch: Im aktuellen Wahlkampf tauche das Wort FRIEDEN nicht auf. Wer als Partei davon spreche, werde als „psychiatrisch gestört“ und realitätsfern abgestempelt.

Es sei legitim, so Carlo Strenger, Israel für seine Siedlungspolitik zu kritisieren. Dies dürfe aber nie dazu führen, Israel als Land selbst in Frage zu stellen. Ein versöhnlichen Lichtblick sieht Carlo Strenger nicht: „In den nächsten Jahrzehnten wird sich der Nahe Osten in ein furchtbares Chaos verwandeln.“ 

Foto Carlo Strenger: Detlef M. Plaisier

Oliver Zille in der Bloggerlounge: Der Technokrat mit Bloggerherz

Er kommt verspätet und wirkt gehetzt, und auch die Technik will nicht funktionieren. Buchmesse-Direktor Oliver Zille ist in der Bloggerlounge angekündigt für ein Gespräch mit den akkreditierten Bloggern. Aus dem Gespräch wird ein Monolog, gewürzt mit drei Zwischenfragen, gedrängt auf zwölf Minuten. Zu fremd sind sich beide Seiten. Aufschlussreich ist es dennoch.

 

Bloggerlounge Leipziger Buchmesse 13. März 2015. Foto Detlef M. Plaisier (40)„Ich habe großen Respekt vor der Arbeit der Blogger, vor allen, die versuchen, den großen Literaturmarkt mit jährlich 80.000 Titeln zu vermitteln.“ Guter Einstieg, doch es lohnt sich, genauer hinzuhören. „Unser Job als Messe ist es, die Vermittlung von Literatur zu organisieren. Es war an der Zeit, den Bloggern auf der Buchmesse einen eigenen Arbeitsort einzurichten und ihre Arbeit für Leser und Verlage sichtbar zu machen. Wir stellen die Lounge als neutrale Plattform hin, und jeder Verlag hat ganz individuelle Strategien, wie er mit Bloggern zusammenarbeitet. Und ja, es ist erstmal ein Experiment. Sagen Sie uns als Blogger, was Sie brauchen.“

An anderer Stelle spricht Zille davon, es gehe um neue Wege, „wie wir bestimmte Botschaften oder bestimmte Inhalte an die Öffentlichkeit bringen“. Dafür sei die Aktion Bloggerpaten „ein probates Mittel“. Eine Vorlage für heftige Reaktionen, so wie für den Bloggerpaten Thomas Hummitzsch auf seiner Seite intellectures.de, wo er rückblickend bitter resümiert, er habe sich „in naiver Pose kaufen lassen“.

Ich teile diese Einschätzung nicht. Ich halte es eher für naiv, für Blogger den Status einer geschützten Spezies zu reklamieren und die berechtigten wirtschaftlichen Interessen der Messe auszublenden. Es geht hier um eine Annäherung, ein Kennenlernen und Ausloten, wozu auch Irrwege und Missverständnisse auf beiden Seiten gehören. Ich gebe zu: Es ist nicht einfach, Oliver Zille auf den ersten Blick ins Herz zu schließen. Sein Herz für Blogger schlägt jedoch laut hörbar. Im eigenen Interesse sollten Literaturblogger, ob bisher auf der Buchmesse akkreditiert oder nicht, ihre Bedürfnisse äußern. Annäherung braucht Geduld. „Auch wir müssen noch lernen, bei Bloggern Strukturen und Qualitäten zu erkennen“, gesteht Oliver Zille ein. Selbst einen Preis der Leipziger Buchmesse für Literaturblogger habe man „scharf im Blick“. Sollte das nicht Ermutigung genug sein für einen offenen Dialog?

Privat liest Oliver Zille übrigens keine Blogs, um sich Anregungen für neue Lektüre zu holen. „Schenken Sie mir nie Bücher. Ich traue niemandem zu, meinen literarischen Geschmack einzuschätzen. Als Leser ist es mir komplett schnurz, was andere über Bücher denken. Ich lese lieber ein Buch als eine Rezension über ein Buch, denn Lebenszeit ist knapp.“

Foto Bloggerlounge: Detlef M. Plaisier

Hallo, André Herzberg: „Ich gehe als Jude dahin, wo ich Leute kenne“

André Herzberg Leipziger Buchmesse 11. März 2015. Foto Detlef M. Plaisier (11)Manchmal wird mir bewusst, dass ich kein Kind des Ostens bin. Viele der Zuhörer um mich herum kennen André Herzberg als Frontmann der Band „Pankow“, haben Platten zum Signieren mitgebracht. Ich bekomme heute einen ersten Eindruck von André Herzberg als Autor und Mensch. Man hatte mich vorgewarnt: Achte auf seinen Hut. Ohne ihn ist der Herzberg nackt. Und richtig, der schwarze Hut, ständiger Begleiter auf Konzerten und Lesungen, ist wieder dabei.

André Herzberg stellt sein Buch „Alle Nähe fern“ vor. Unschwer erkennbar ist es ein autobiographischer Roman über die Familie Herzberg, die im Text Zimmermann heißt. André Herzberg verknüpft einhundert Jahre deutsche Geschichte mit drei ganz unterschiedlich geprägten Generationen der eigenen Familie. Er beobachtet, erzählt, plaudert, träumt, wertet und geht hart ins Gericht mit dem Verrat der Väter an der Generation der Söhne, der sich vom Kaiserreich bis ins vereinigte Deutschland zieht.

Quelle: www.ullsteinbuchverlage.de
Quelle: www.ullsteinbuchverlage.de

Über dieses Gift zu schreiben, bekennt André Herzberg im Gespräch, habe ihm ein Stück „Leichtigkeit und Abstand“ verschafft. Ein schwieriger Spagat, denn gleichzeitig sollte das Buch unterhaltsam sein und nach dem Wunsch des Verlages ein Jahrhundert auf 270 Seiten pressen. Herzberg wählte nach einigen Versuchen Präsens als durchgängige Zeitform. „Ich habe immer Angst, Leute zu langweilen. Deswegen fasse ich mich beim Schreiben kurz, und bei der Musik mache ich Krach“, kokettiert er.

Gibt es einen neuen Antisemitismus in Deutschland? André Herzberg zögert: „Ich weiß nicht, ob der so neu ist oder ob er nur ein anderes Gesicht hat. Würde ich Kinder religiös erziehen, überlegte ich schon, wo ich sie hingehen lasse und wie ich sie schützen kann.“ Den Schabbat begeht André Herzberg zuhause in der Familie, und wenn er sich zu seiner Religion bekennt und ausgeht, wählt er vertraute Pfade und Menschen. „Wir religiösen DDR-Juden sind in der Gemeinde nur noch eine Handvoll Leute“, sagt er nachdenklich. Über sein Jüdischsein konnte André Herzberg bis heute nicht mit seinem Vater sprechen…

Foto André Herzberg: Detlef M. Plaisier

Hallo, Gabriele Krone-Schmalz: „Der Westen nimmt die Signale Russlands nicht wahr“

Sie könnte problemlos große Hallen füllen wie Mario Barth. Was sie zu sagen hat, ist weit entfernt von Comedy. Gabriele Krone-Schmalz redet über Russland, ihr geliebtes Land, das sie im Herzen trägt. Und ja, ich mag sie. Nicht, weil ich ihrer Sichtweise in allen Facetten zustimme. Was ich schätze, ist ihre wohltuend differenzierte Analyse weitab von Pauschalierungen und Bashing. Nicht alle Zuhörer, die in acht Reihen vor dem Blauen Sofa stehen, sehen das so.

Leipziger Buchmesse 12. März 2015. Foto Detlef M. Plaisier (36)Russland sei mehr als ein geographischer Begriff, sagt Gabriele Krone-Schmalz. Russland müsse man empfinden, und das gelte auch jenseits des Urals. Das Verhältnis Russlands zur Ukraine sei immer speziell gewesen. „Brudervolk“ habe da einen ganz besonderen Klang. Das erfordere dann natürlich auch besonderes Finderspitzengefühl bei politischen Entscheidungen. Den Menschen in der Ukraine wäre viel erspart geblieben, so Krone-Schmalz, hätte der Westen nicht auf eine Entscheidung zur Blockzugehörigkeit gedrängt. So sei eine Vorbildfunktion der Ukraine als Brücke zwischen Ost und West abgewürgt worden.

„Russland verstehen“ heißt der neue Titel von Gabriele Krone-Schmalz. „Ich kann nicht verstehen, warum die Mehrheit der veröffentlichten Meinung eine semantische Umwidmung des Begriffes vornimmt.“ Verstehen bedeute doch nicht automatisch auch Verständnis und damit Zustimmung für ein Handeln, sondern zunächst das Bestreben, den Gegenstand an sich zu erfassen. Nur dann könne man intelligent und angemessen handeln. Genau das sei die Grundaufgabe von Journalisten in einer Demokratie: Wer wählen dürfe, müsse auch wissen, worüber er abstimmt. Die Streitkultur in Deutschland, so beklagt Gabriele Krone-Schmalz, habe während der jüngsten Diskussion um Russland und die Ukraine arg gelitten. „Mit Propaganda kann man in allen Ländern gut umgehen. Ich wünsche mir eine zivilisiertere Diskussion in Deutschland, ohne pauschale Propagandakeule.“

Quelle: www.chbeck.de
Quelle: www.chbeck.de

Krone-Schmalz wirbt in aufgeheizten Zeiten um Verständnis. „Und selbst wenn die Gefahr besteht, dass ich mit meiner Meinung vor einen falschen Karren gespannt werde, so werde ich aus Angst doch nicht schweigen.“ Staatsmann Putin oder Teufel Putin? „Genau dieses Denken will ich nicht. Jeder Politiker ist machtorientiert, überall.“ In der ersten Amtszeit Putins seien viele Signale von Russland aus gesendet worden, die der Westen nicht wahrgenommen habe.“ So haben viele Russen jetzt den Eindruck, der Westen wolle sie einfach nicht. „Feindbilder sind verdammt langlebig“, warnt die Russlandkennerin. „Und alle wollen doch Frieden“.

Ob sie Angela Merkel einen Rat für ihren nächsten Besuch bei Putin geben wolle? Gabriele Krone-Schmalz souverän: „Sie können sicher sein, dass ich das hier nicht sage.“

Ein Besucher vor mir schüttelt mehrfach den Kopf. Ich frage ihn, warum. Es habe nach dem Zusammenbruch der UdSSR sehr wohl viele Versuche gegeben, Russland in den westlichen Einflussbereich einzubinden. Russland habe sich jedoch dagegen gesperrt, weil es die Rolle als gleichberechtigter Partner nicht akzeptieren wollte und dem Land eine Führungsrolle vom Westen abgeschlagen wurde.

Foto Gabriele Krone-Schmalz: Detlef M. Plaisier

Rezension: Anne Köhler, Ich bin gleich da

Anne Köhler erzählt die Geschichte der Köchin Elsa, die in ihrem Beruf weit mehr sieht als nur ein Mittel zum Broterwerb oder eine Berufung. Nur beim Kochen kann sie ihre Sorgen, ihre Vergangenheit und die Probleme des Alltags vergessen. Zugleich bietet ihr die Arbeit in der Küche die Chance, ihrem Ziel – dem Meer – näherzukommen.

Die Sehnsucht nach der See hat Elsa von ihrem Vater übernommen, der verstarb, als er nachts während der Maifeiern in ihrem Heimatort in den Wäldern rund um die Maifeuer herum gestreift war. Elsa macht sich auch Jahre später noch Vorwürfe: Sie hätte rechtzeitig Hilfe holen können, so meint sie, wäre sie bei ihrem Vater und nicht so lange beim Maivergnügen geblieben.

Quelle: www.dumont-buchverlag.de
Quelle: www.dumont-buchverlag.de

Die Welt wird zu eng
Mit dem Tod des Vaters wird Elsa das Zuhause zu eng. Sie bricht die Schule ab und absolviert in einem anderen Ort eine Ausbildung zur Köchin. Anschließend wechselt sie mehrmals die Arbeitsstelle und arbeitet sich Stück für Stück weiter nach Norden, um eines Tages am Meer zu leben, das ihr Vater so sehr liebte.

Gefangen im XXL-Tempel
Als Anne Köhler in die Geschichte einsteigt, arbeitet Elsa in einem XXL-Restaurant irgendwo in der Mitte Deutschlands. Dort gilt nur eine Maxime: Groß und günstig muss es sein für den Gast. Scheinbar hat sich Elsa mit der Situation hier arrangiert, zumal sie eine Beziehung mit einem Kollegen eingeht. Dieser ist zwar liebenswert und möchte mit Elsa zusammen eine Zukunft aufbauen, denkt aber nicht über die Arbeit im XXL-Lokal oder die Stadtgrenzen hinaus. Als Elsa gekündigt wird, wagt sie den großen Sprung, reist nach Hamburg und findet eine Anstellung in einem Sterne-Restaurant. Sie lernt einen neuen Mann kennen, mit dem sich ihr Leben zu ändern scheint und stellt sich zu guter Letzt sogar den Schatten der Vergangenheit.

Kopfkino vom Feinsten
Die große Stärke des Romans besteht in der detaillierten Charakteristik der Personen. Anne Köhler zeichnet die Figuren liebevoll mit all ihren Marotten und Stärken, sodass im Kopf des Lesers unweigerlich ein Bild der Person entsteht. Die Autorin erzeugt ein sensibles Kopfkino, von dem „Ich bin gleich da“ lebt.

Mein Fazit
Wer eine actionreiche Handlung oder gar die Diskussion grundlegender moralischer Werte liebt, dürfte von „Ich bin gleich da“ enttäuscht sein. Denn Anne Köhler schildert „nur“ den Alltag und das seelische Innenleben einer ganz einfachen Frau. Das macht sie jedoch mit einer fesselnden Brillanz, wie es nur wenigen Autoren gelingt. Die erzählerische Stärke bei scheinbaren Nichtigkeiten macht „Ich bin gleich da“ zu einer der faszinierendsten Neuerscheinungen der jüngsten Vergangenheit.

Anne Köhler, Ich bin gleich da
Dumont, 2015
Online bestellen: https://www.buchhandel.de/buch/Ich-bin-gleich-da-9783832197513
Autor der Rezension: Harry Pfliegl

Leipzig liest im Waldstraßenviertel: Alles dreht sich um jüdisches Leben

Der Bürgerverein Waldstraßenviertel hat sich im 24. Jahr seines Bestehens mit rund 300 Mitgliedern zum größten Stadtteilverein der Messestadt entwickelt. Entsprechendes Gewicht haben die Aktivitäten des Vereins. Ein Schwerpunkt der Arbeit ist das Erbe der jüdischen Vergangenheit, unter anderem in einer gesonderten Arbeitsgemeinschaft. Zur Leipziger Buchmesse 2015 lädt der Bürgerverein zu drei attraktiven Lesungen rund um jüdisches Leben ein.

Quelle: www.chbeck.de
Quelle: www.chbeck.de

Donnerstag, den 12. März liest die Politikwissenschaftlerin Souad Mekhennet aus „Dr. Tod. Die lange Jagd nach dem meistgesuchten NS-Verbrecher“ (engl. Originaltitel „The Eternal Nazi: From Mauthausen to Cairo, the Relentless Pursuit of SS Doctor Aribert Heim„). Journalistisch brillant und gleichermaßen fesselnd wird die Geschichte des NS-Arztes Aribert Heim erzählt, genannt der „Schlächter von Mauthausen“. Er tauchte kurz vor seiner Verhaftung 1962 in Kairo unter und lebte dort bis zu seinem Tod 1992 weitere 30 Jahre unerkannt ein bürgerliches Leben. Die Autorin, Jahrgang 1978, arbeitet unter anderem für FAZ, ZDF und NYT. Ihre Eltern stammen aus Marokko und der Türkei.

Freitag, den 13. März ist die Autorin und Filmemacherin Christa Spannbauer mit Buch und Dokumentarfilm „Mut zum Leben. Die Botschaft der Überlebenden von Auschwitz“ zu Gast. Sie portraitiert, 70 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz, vier Zeitzeuginnen und ihren Weg zurück in ein Leben, das nie so wieder sein wird wie früher.

Samstag, den 14. März geht es um Deutschland, Israel und eine große Liebe. Ina Dentler erzählt in ihrem Roman „Zerbrochenes Deutsch. Zweimal Berlin – Haifa“ von der Liebe ihrer Protagonistin zu einem israelischen Kampfpiloten und der überraschenden Begegnung mit der eigenen jüdisch-deutschen Familiengeschichte.

Alle Lesungen finden statt in den Räumen des Bürgervereins, Hinrichsenstraße 10. Beginn ist jeweils um 19:00 Uhr. Der Eintritt ist frei.