Rezension: Martin Compart, Die Lucifer-Connection

Mit einer scheinbaren Bagatelle beginnt für den Privatdetektiv Gill eine kriminalistische Reise in die Abgründe der menschlichen Seele: Ein Junge, Michael Heimkann, sitzt weinend in seinem Büro und möchte den privaten Ermittler engagieren, weil sein kleiner, schwarzer Kater plötzlich verschwunden ist. Eigentlich möchte der ehemalige Geheimagent und Söldner ablehnen, doch er hat ein weiches Herz und liebt Katzen, weshalb er den Fall doch annimmt.

Quelle: evolver-books.at
Quelle: evolver-books.at

Wer hat die Kinder ermordet?
Gill gelingt es schließlich, die Katze zu finden. Diese wurde von professionellen Fängern aufgegriffen. Die Katze befindet sich in einem hervorragend geschützten Lagerhaus zusammen mit Hunderten von Artgenossen. Gill erfährt, dass die Tiere bei satanischen Ritualen geopfert werden sollen, was der Detektiv aber zu verhindern weiß.

Zwischenzeitlich hat ein Schatzjäger mit seiner Wünschelrute einen grausigen Fund gemacht: Er ist auf ein Massengrab mit Dutzenden von Kinderleichen gestoßen. In diesem Fall ermittelt Polizeidirektorin Alexa Bloch, Gills beste und wohl einzige Freundin. Sie hat ihm einmal das Leben gerettet, weshalb Gill für sie durch die Hölle und wieder zurück gehen würde.

Eine Nummer zu groß?
Bei einem Treffen sprechen die Polizistin und der Detektiv über ihre aktuellen Fälle und beschließen, den Stand der Ermittlungen abzustimmen. Denn sie sind unabhängig voneinander offensichtlich einem international agierenden Netzwerk von Satanisten auf die Spur gekommen. Diese Abstimmung soll schließlich Alexas Leben retten. Denn sie verspricht sich beim Satanisten-Beauftragten der katholischen Kirche, mit dem sie sich zu einem privaten Abendessen verabredet hat, weitere Erkenntnisse. Bei diesem Treffen stellt sich jedoch heraus, dass ausgerechnet der Mann der Kirche der Kopf der Satanisten ist.

Er entführt Alexa und verschleppt sie auf eine Sklavenfarm, auf welcher ein liberianischer Warlord Frauen als Gebärmaschinen hält, um die Kinder an die Satanisten zu verkaufen. Doch es gelingt Gill, sich an die Spur zu heften, eine kleine Privatarmee aufzustellen, die Farm dem Erdboden gleichzumachen und die Freundin zu befreien. Auch der Kopf der Satanisten entkommt ihm nicht. Weil dem Detektiv der Tod für dieses Monster in Menschengestalt als zu human erscheint, verdammt er ihn zu einem Schicksal, das schlimmer scheint als die Hölle…

Einfach fesselnd
Stellenweise badet der Autor regelrecht in Klischees, die der Leser aus Groschenromanen der 1960er Jahre kennt. Etwa, wenn er den Bordellbetreiber Klaus beschreibt, genannt „Karibik-Klaus“, der Gill den Rücken mit Geld und logistischer Unterstützung freihält. Geht es um die Schilderungen der grauenhaften Taten, zieht er sich jedoch auf die Rolle eines objektiven und neutralen Berichterstatters zurück, sodass ekel- und grauenhafte Details erst im Kopf des Lesers entstehen.

Mein Fazit
Martin Compart gelingt es meisterhaft, die Bilder der einzelnen Szenen nicht nur zu beschreiben, sondern im Kopf des Lesers zu erzeugen. Die Lucifer-Connection macht neugierig auf mehr, ist aber kein Lesestoff für schwache Nerven.

Martin Compart, Die Lucifer-Connection
EVOLVER BOOKS, Wien 2011
Online bestellen: https://www.buchhandel.de/buch/Die-Lucifer-Connection-9783950255843
Autor der Rezension: Harry Pfliegl

Rezension: r.evolver, The Nazi Island Mystery

Der Autor r.evolver entführt den Leser in „The Nazi Island Mystery“ in ein Paralleluniversum, welches gegenüber der Gegenwart des Lesers 20 Minuten in der Zukunft liegt. In diesem Paralleluniversum wurde das Dritte Reich nicht von den Alliierten besiegt. Die Heldin Kay Blanchard, Agentin des britischen Geheimdienstes, muss ins Herz des Vierten Reiches eindringen, um das Verschwinden eines Wissenschaftlers aufzuklären. Garniert wird diese Pulp-Geschichte von plötzlich auftauchenden Ufos, die für intergalaktische Reisen werben, sowie von außerirdischen Kommunisten und Imperialisten, die ihren Kampf der Ideologien auf der Erde austragen.

Quelle: www.evolverbooks.com
Quelle: www.evolverbooks.com

Abgefahren

Kate Blanchard gelingt es in Wien, eine Spur aufzunehmen, die sie auf eine geheimnisvolle Insel im Mittelmeer führt. Dort betreiben die Nazis ein geheimes Forschungslabor, in dem genetische Experimente durchgeführt werden. Für ihre Ermittlungen tarnt sich Kate Blanchard als Wissenschaftlerin. Wenige Tage nach ihrem Eintreffen geraten die Experimente außer Kontrolle und menschenfressender, grüner Schleim übernimmt die Anlage. Schließlich gelingt es der Agentin, das Rätsel um den verschwundenen Wissenschaftler zu lösen. Jener hat nämlich seinen Tod lediglich inszeniert, weil er dem kindlichen Klon von Pol Pot das Schicksal ersparen wollte, als Anschauungsobjekt in einer nationalsozialistischen Freakshow zu enden.

Tempo, Tempo, Tempo

So durchgeknallt wie sich der Handlungsstrang liest, peitscht r.evolver den Leser durch die Handlung in „The Nazi Island Mystery“. Dieser Pulp-Roman war bereits in den 1990er Jahren als Fortsetzungsroman im Netzmagazin evolver erschienen, lange bevor literarische Größen wie Stephen King das Internet als neues Medium entdeckt hatten. In Buchform erschien der Roman zum zehnjährigen Jubiläum, nachdem sich die Verantwortlichen des Netzmagazins dazu entschlossen hatten, künftig auch einen „richtigen Verlag“ mit „richtigen Büchern“ zu betreiben. Im Zuge der Neuauflage wurden einzelne Passagen ausgeweitet und das Gesamtwerk insgesamt geschliffen.

Sex, Drugs & Rock´n´Roll sind die Elemente, auf denen r.evolver seine Geschichte aufbaut. Er bringt damit den Leser, zusammen mit den zahllosen wirren Details und irren Wendungen, an die Grenzen seiner Vorstellungskraft. Trotzdem gelingt es ihm, eine runde und in sich schlüssige Story zu präsentieren, zumindest wenn der Leser bereit ist, den abgesteckten Handlungsrahmen für die Dauer der Geschichte als solchen zu akzeptieren.

Mein Fazit

Pulp-Literatur wird vom literarischen Establishment gern als Schund abgetan. Wer sie dennoch mag, wird „The Nazi Island Mystery“ lieben. Dass ausgerechnet eine Fortsetzung des Nationalsozialismus den Hintergrund für eine unterhaltsam aufgebaute Geschichte bildet, ist sicher Geschmackssache, doch insgesamt hat der Autor seine wichtigste Aufgabe hervorragend gelöst: den Leser ein paar Stunden lang richtig gut zu unterhalten.

r.evolver, The Nazi Island Mystery
EVOLVER BOOKS, 2010
Online bestellen: https://www.buchhandel.de/buch/The-Nazi-Island-Mystery-9783950255805
Autor der Rezension: Harry Pfliegl