Rezension: Rupert Dance und Lillian A. Darling, Blaue Feen & Weiße Königinnen – die Essenz der Märchen

Eine deutsch-britische und eine deutsche Autorin, die sich bereits die ersten Sporen in der literarischen Welt verdient haben, wollen gemeinsam ein Märchenbuch verfassen. Weil ihre ersten Publikationen in anderen literarischen Genres liegen, erscheint es nur logisch, dass sie das Gemeinschaftsprojekt unter Pseudonym veröffentlichen. Das Duo Rupert Dance und Lillian A. Darling beweist, dass selbst Geschichten von Völkern, die längst das Antlitz der Erde verlassen haben, bis heute nichts von ihrer Magie und Faszination verloren haben. Erhältlich ist die Sammlung in der Kindle Edition als E-Book.

Quelle: amazon.de
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Bekannte Motive und unbekannte Geschichten
In einem einleitenden Kapitel gibt das Autorenduo einen persönlich angehauchten Einblick in die Welt der Märchen und schildert einige Hintergründe zu diesem literarischen Sujet. Die bekannten Märchensammler wie die Brüder Grimm haben die Märchen nicht frei ersonnen, sondern Geschichten gesammelt, die seit Generationen im Volksmund erzählt wurden, oft um der einfachen Bevölkerung moralische Werte und Tugenden zu vermitteln. Und nicht selten reichen die Geschichten der Märchen zurück bis in die römische, griechische oder keltische Mythologie.

Anschließend erzählen Rupert Dance und Lillian A. Darling abwechselnd 17 Geschichten. Als Vorlage dienen größtenteils Märchenmotive, die der Leser aus den Werken von Hans Christian Andersen oder den Brüdern Grimm kennt. Aber auch moderne Märchen, etwa ein Drehbuch, werden märchenhaft interpretiert. Dance und Darling konzentrieren sich dabei größtenteils auf die eher unbekannteren Geschichten der großen Märchenerzähler. Märchen-Evergreens wie „Dornröschen“ oder „Schneewittchen“ dürfen natürlich nicht fehlen, diese werden jedoch in Gedichtform verarbeitet.

Alte Geschichten im modernen Gewand
Die Sprache der beiden Autorinnen ist märchenhaft und zugleich modern. Dieser nicht einfache Spagat gelingt ihnen durch alle Geschichten hindurch bestens. Da vor jedem Märchen die ursprüngliche Quelle oder das jeweilige Märchenmotiv genannt wird, kann der interessierte Leser nachvollziehen, welche Details einer vielleicht schon bekannten Geschichte abgewandelt wurden und inwieweit die Handlung vom scheinbaren Original abweicht. Für den Kenner ergibt sich dabei so manch überraschende Wendung.

Mein Fazit
Mit „Blaue Feen & Weiße Königinnen“ ist eine rundum gelungene Märchensammlung entstanden. Diese richtet sich eher an ein erwachsenes Publikum, welches die Vorlagen kennt und gewiss Spaß daran hat, die Unterschiede aufzuspüren. Man mag sich fragen, ob ein neues Märchenbuch nun wirklich noch sein muss. Im Fall von „Blaue Feen & Weiße Königinnen“: Eindeutig Ja! Hier wird nicht nacherzählt, sondern neu interpretiert. Und das ist verdammt spannend.

Rupert Dance und Lillian A. Darling, Blaue Feen & Weiße Königinnen – die Essenz der Märchen
Kindle Edition, 2015
Online bestellen: http://amzn.to/1MOgTTW
Autor der Rezension: Harry Pfliegl

Rezension: Michael Cunningham, Die Schneekönigin

Inspiriert durch die Märchen von Hans Christian Andersen, verwebt Cunningham in seinem Roman magische Elemente mit der Lebens- und Gefühlswelt zweier Brüder.

Zum Autor
„The Hours“ wurde für Michael Cunningham, geboren 1952, der Durchbruch. Auf den Pulitzerpreis und PEN/Faulkner Award folgte die umjubelte Verfilmung mit Nicole Kidman in der Hauptrolle. Sein Roman „Fünf Meilen bis Woodstock“ bot ebenfalls Stoff für die Kinoleinwand. Cunningham lebt in New York City und unterrichtet Kreatives Schreiben an der Columbia.

Quelle: www.randomhouse.de
Quelle: www.randomhouse.de

Ein himmlisches Licht scheint auf die Tragik des Alltags
An einem kühlen Novemberabend des Jahres 2004 befindet sich der 38jährige Barrett Meeks auf dem Heimweg durch den Central Park. Seine Gedanken kreisen um seine letzte Beziehung, die vor wenigen Tagen mit einer schlichten SMS beendet wurde. Langsam macht die leidenschaftliche Wut der Verbitterung über sein gescheitertes Liebesleben Platz. Als er in den Himmel blickt, wird dieser plötzlich von einem hellen, fast göttlichen Licht erhellt, das nur er zu sehen scheint. Liegt darin ein Omen für kommende Ereignisse?

Barrett kehrt nach diesem Erlebnis in die abgelebte Wohnung in Bushwick zurück. Mit ihm leben dort sein älterer Bruder Tyler und dessen schwer krebskranke Verlobte Beth. Während Barrett sich nach seinem Studium an einer Eliteuniversität mit einem Job als Verkäufer in der kleinen Szeneboutique begnügt, wo er sich ganz seinen Gedanken zur Welt hingeben kann, müht sich der talentierte, aber gescheiterte Musiker Tyler, den perfekten Song zu schreiben. Als Beth, geschwächt von Krankheit und Medikamenten, schläft, versucht er zwischen Kaffee und den heimlichen Kokaindröhnungen ein Lied aufs Papier zu bringen, um seiner Geliebten ein besonderes Hochzeitsgeschenk zu machen.

Einige Monate später scheint Beth beinahe genesen, was Barrett in seinem Glauben an eine höhere Macht bestärkt. Tyler hingegen kämpft nun mit Schuldgefühlen und dem Ehealltag.

Zwischen der Handlung
Der Roman beleuchtet episodenhaft das (Zusammen-)Leben einer kleinen Personengruppe um die Meeks-Brüder und legt den Fokus nicht auf die großen Ereignisse wie die bevorstehende Hochzeit oder die spätere plötzliche Genesung Beths, sondern konzentriert sich auf deren emotionalen Effekt bei den Protagonisten. Die Erzählung beschränkt sich auf das Vorher und Nachher, die wichtigen Informationen zu den einschneidenden Erlebnissen werden dem Leser nur häppchenweise durch die Überlegungen der Figuren zugespielt. Durch den Wechsel der Erzählperspektiven schafft Cunningham genügend Raum, um die Motivation jeder Figur offenzulegen. Doch dieses Konzept weist in der Ausführung einige Mängel auf, denn die Gedanken der Figuren kreisen meist um die Figur selbst, die eigenen Probleme, das eigene Leid – ohne von der Stelle zu kommen. Ein Bezug zu Andersens Märchen wird nur in kleinen Momenten geschlagen, in denen Cunningham die Geschichte des zersplitterten Zauberspiegels aufgreift; die „echte“ Schneekönigin ist eher Inspiration als Leitmotiv.

Mein Fazit
Die Mischung aus minimaler Handlung und egozentrischen Figuren hat mich nicht überzeugt. Nach einem starken Einstieg flacht das Buch zusehends ab, verliert sich in den Gedankenschaukeleien der Protagonisten, bis der Roman schließlich ohne jegliche Auflösungen endet. Was ist passiert, Mr. Cunningham?

Michael Cunningham, Die Schneekönigin
Luchterhand Literaturverlag, 2015
Online bestellen: https://www.buchhandel.de/buch/Die-Schneekoenigin-9783630874586
Autorin der Rezension: Jasmin Beer

Burg Sooneck ist eine Burg der Märchen und Rosen…

… wenn es nach den Vorstellungen des „Burgennetzwerkes Romantischer Rhein“ geht, das bei der „Romantischer Rhein Tourismus GmbH“ im Loreley Besucherzentrum angesiedelt ist. Dies ist die touristische Regionalagentur, die unter anderem für die Vermarktung des Rheintals zwischen Bingen/Rüdesheim und Remagen/Unkel inklusive der UNESCO Welterbestätten und des Oberen Mittelrheintals (Achtung Burgenblogger!) sowie der Prädikatswanderwege zuständig ist. Das Burgennetzwerk wiederum wird ideell betrieben von eben jener Tourismus Gesellschaft und der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (die kennen Burgenblogger-Bewerber ja auch schon). Leider kann der künftige Burgenblogger nicht mehr davon profitieren, denn das Netzwerk schließt seine Pforten exakt am ersten Tag des Burgenbloggeramtes.

Das Netzwerk hat die vom Namen unverfängliche Homepage www.der-rheinreisende.de eingerichtet und lädt hier unter dem Motto „Das Geheimnis der Kletterrosen“ zu „Märchentagen auf der Burg Sooneck“ ein. Die Rosen, so heißt es dort, seien die letzten Erkennungszeichen der Burg Sooneck nach dem Abzug der Ritter und Burgfräulein. Kinder zwischen fünf und zehn Jahren sollen in eineinhalb Stunden bei einer Märchenführung erfahren, welche Geheimnisse die Rosen bergen. Schließlich bleibt etwas für immer geheim, wenn man es „sub rosa“, also unter einer Rose, sagt…

Eine schöne Idee. Die ersten Führungen vom 19. bis 22. August sollen demnächst fortgeführt werden.