Der Deutsche Mühlentag 2018, traditionell am Pfingstmontag, war ein Fest für Veranstalter und Gäste. Viele nutzten das Fahrrad für eine kleine Mühlen-Rundtour bei strahlender Sonne. Ich war wieder mit Sandra Gräfenstein unterwegs, die gerade ihre einjährige Ausbildung zur Freiwilligen Müllerin absolviert. Schon jetzt verstärkt sie in Westrhauderfehn das Team der Hahnentanger Mühle. Danke an die Firma Herrenholzer Schinken Gebr. Schwarte in Börger für das Leihauto, nachdem unser treuer Corsa „Franz“ vor dem Wochenende nach 220.000 Kilometern unerwartet verschieden war.
Station 1: Galerieholländer Wichers mit Teescheune in Weener-Stapelmoor
In Stapelmoor gibt es eine ganz besondere Konstellation: Anne-Else, Johanne, Titia und Wilma Wichers, die vier Töchter des letzten Müllermeisters Heinz Beene Wichers, betreiben nach dem Tod des Vaters im Jahr 2009 die Mühle weiter. Gemeinsam hatte das Quartett schon 1997 erfolgreich die Prüfung zum Freiwilligen Müller bestanden. Mich hat bei dem Besuch besonders das Zusammenspiel der Initiativen vor Ort beeindruckt: Landfrauen, Dorfverein, Mühlenverein – alle packten gemeinsam an für ein gutes Gelingen. Danke für die spontane Mühlenführung: Sie hat mein technisches Grundverständnis, das sich nur knapp oberhalb der Nulllinie bewegt, ein gutes Stück verbessert.
Station 2: Mühle Frisia, Müllermeister Jan Eiklenborg Leer-Logabirum
Müllermeister Jan Gerhard Eiklenborg kümmert sich seit Beginn des Ausbildungsgangs zum Freiwilligen Müller mit Herzblut um die Schulung des Nachwuchses. Knapp 400 freiwillige Müllerinnen und Müller haben seitdem ihren Befähigungsnachweis erhalten. Die Mühle Eiklenborg wurde 1895 vom Großvater Jan Gerads Eiklenborg errichtet. Noch immer voll funktionsfähig, verfügt die Mühle heute über zwei Schrotgänge (ein Wind-, ein Motorantrieb), einen Walzenstuhl als Haferquetsche, eine Hammermühle und eine Sägerei mit Horizontalgattersäge. „Nebenbei“ werden noch 300 Legehühner versorgt. Das Hühnerfutter wird natürlich in der Mühle produziert – eine prima Übung für die angehenden Freiwilligen Müller in der praktischen Ausbildung.
Bei unserem Besuch kamen wir auf der Galerieebene der Mühle mit Alwin Eilers, Ausbildungsassistent bei Jan Eiklenborg, und einem holländischen Müllermeister ins Gespräch, der in Deutschland und den Niederlanden den Titel Müllermeister führen darf. Da war das Volksfest auf dem Mühlengelände für einige Zeit vergessen, und ich fühlte mich wieder in meinem Motto bestätigt: Geht raus und redet miteinander! Wir werden wiederkommen – mit Ideen und großer Begeisterung.
Übrigens: Den Beruf Müller gibt es in Deutschland offiziell nicht mehr. Seit Mai 2017 lautet die Berufsbezeichnung technologisch kühl ‚Verfahrenstechnologe/-in Mühlen- und Getreidewirtschaft‘. Der letzte Auszubildende, der noch die bisherige Berufsbezeichnung verwenden darf, ist Scott Hennigfeld, der seine Ausbildung in Meyers Windmühle in Bardowick / Landkreis Lüneburg absolviert. Das ZDF hat ein Portrait über ihn gedreht. Ein toller junger Mann!
Glück zu für alle, die sich dem Erhalt des Kulturdenkmals Mühle widmen!
Copyright der Fotos: Sandra Gräfenstein, Detlef M. Plaisier, Meyers Windmühle Bardowick (1). Plakat zum Deutschen Mühlentag: Deutsche Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung e.V.