Die Schweizer sind immer pünktlich. Sie essen viel Käse. Und sie sind reich. Von wegen. Wie die Schweiz wirklich tickt, verraten Martin Walker und Anica Jonas jeden Morgen um 09:45 Uhr im Schweizer Forum in der Glashalle. Das vergügliche Viertelstündchen hat so manche Überraschung bereit.
Sind die Schweizer langsam? Na ja, schon etwas gemütlich. Deswegen heißt die Schweizer Version von „Mensch ärgere dich nicht“ ja auch „Eile mit Weile“. Und ordentlich sind die Nachbarn auch: Die Mülltrennung ist perfekt geregelt (mal abgesehen vom Mülltourismus in Gemeinden mit niedrigen Gebühren), und die Schweiz hat die höchste europäische Recyclingquote ganz ohne Pfand. Natürlich sind die Schweizer extrem höflich. Man soll im Umgang mit ihnen nie zu forsch sein. Bitte, Danke, ein schöner Tag und ein guter Weg sind Pflicht. Mit der Sprache ist das so eine Sache: Warum heißt das offizielle Schweizer Wörterbuch wohl Idiotikon …. Die Deutschschweizer nennen ihre Söhne am liebsten Noah und Luca, Franzosen und Italiener bevorzugen Gabriel. Royals gibt es in der Schweiz auch, zum Beispiel die Apfelkönigin, die Kuhkönigin (vier Beine) und die Braunviehkönigin (zwei Beine). Und mit der bunten direkten Demokratie sind die Schweizer nicht immer so wirklich glücklich …
Ein amüsanter Tagesauftakt, bevor die Hallen öffnen. Davor spielt „Doppelbock“ ebenfalls ein Viertelstündchen mit Landstreichermusik auf: nicht immer melodisch, aber laut und schrill bis unter das Hallendach.
Martin Walker und Anica Jonas, Die Schweiz für die Hosentasche. Was Reiseführer verschweigen. Fischer TaschenBibliothek, 2014.