Rezension: Eka Kurniawan, Tigermann

Eka Kurniawan, einer der stimmgewaltigsten Erzähler Indonesiens, entführt den Leser in die exotische Welt seines Landes. Genauer gesagt, in einen kleinen, dörflich geprägten Vorort einer Stadt an der südlichen Küste der Insel Java, wo jeder jeden kennt.

Quelle: www.ostasien-verlag.de
Quelle: www.ostasien-verlag.de

Der Inhalt
Eka Kurniawan steigt direkt in die Erzählung ein, die mit einem brutalen Mord beginnt. Täter ist der erst 20jährige Margio, der als von allen geschätzter Treiber bei der Wildschweinjagd arbeitet. Er hat überraschenderweise seinen Nachbarn getötet – durch einen Biss in die Kehle. Als er für diese Tat zur Rede gestellt wird, rechtfertigt er sich mit den Worten: „Nicht ich habe ihn getötet. Es gibt einen Tiger in meinem Körper“.

Eka Kurniawan schildert die Hintergründe der Tat. Das Werk kreist um schwierige Verhältnisse in der Familie ebenso wie um die Beziehungen zwischen den Nachbarn im dörflichen Indonesien und die Unsicherheiten, die mit der ersten Liebe verbunden sind. Auf weniger als 250 Seiten zeichnet der Autor ein dichtes Bild der sozialen Struktur in dieser Gesellschaft und eine präzise psychologische Darstellung des Hauptcharakters. Zugleich bringt er mit dem im südostasiatischen Raum verbreiteten Tigermythos ein magisches Element in sein Werk ein. Dabei zeichnet sich Eka Kurniawan durch einen äußerst eleganten Erzählstil sowie eine meisterhafte psychologische Betrachtung und Deutung der Handlung seines Protagonisten aus.

Mein Fazit
„Tigermann“ ist eine der beeindruckendsten Neuerscheinungen der asiatischen Literatur des Jahres 2015. Eka Kurniawan vermag es meisterhaft, Leser in die Mythologie der Inselwelt Indonesiens zu entführen.

Eka Kurniawan, Tigermann
Aus dem Indonesischen übersetzt von Martina Heinschke
OSTASIEN Verlag, 2015
Online bestellen: http://www.reihe-phoenixfeder.de/bestellformular.html
Autor der Rezension: Harry Pfliegl