Fotos: Sandra Gräfenstein & Detlef M. Plaisier
Traditionsschiffertreffen
Man kennt sich und trifft sich
Fokko ist beliebt
Skulpturenenthüllung am Volksbank-Kreisel
Historische Festmeile
Festumzug
Schmuck der Wieken und der Nachbarn
Journalist | Autor | Verleger
Fotos: Sandra Gräfenstein & Detlef M. Plaisier
Traditionsschiffertreffen
Man kennt sich und trifft sich
Fokko ist beliebt
Skulpturenenthüllung am Volksbank-Kreisel
Historische Festmeile
Festumzug
Schmuck der Wieken und der Nachbarn
Vorab: Ich verabscheue es, mich für meinen Glauben rechtfertigen zu müssen. Und ich werde ihn auch nicht erklären. Er gehört zu mir, und ich erwarte, dass Menschen in meinem Umfeld dies akzeptieren.
Im vergangenen Jahr durfte ich zum 500jährigen Reformationsjubiläum eine Bibelausstellung im Gemeindehaus der Rhauderfehner Hoffnungskirche kuratieren. Mir wurde klar: Dieses Thema betrifft mich über das Feierjahr hinaus. In diesem Jahr, zu 500+1, stand der Gottedienst unter dem Motto „Reformationstag feiern?“. Ja, mit Fragezeichen. Der Anlass lag auf der Hand: Erstmals war der Reformationstag in diesem Jahr auch in Niedersachsen Feiertag. Was steht hinter dieser Entscheidung? Hätte es geeignetere Tage gegeben?
Zu einem kleinen Gedankenaustausch im Rahmen des Gottesdienstes hatte die Kirchengemeinde die Regionalpolitiker Johanne Modder, Ulf Thiele und Geert Müller eingeladen. Bei allen trennenden politischen Grundeinstellungen wurde schnell klar: Hinter dem Reformationstag als zusätzlichem Feiertag stehen alle, trotz gangbarer Alternativen wie dem Tag der Verfassung, dem Europatag, dem Tag der Menschenrechte oder dem Buß- und Bettag. „Ein Tag, an dem man sich reiben kann und der dauerhaft zur Diskussion anregt“, meinte Ulf Thiele. Johanne Modder rief zur Einkehr auf, „was die Reformation mit uns gemacht hat.“
Nachdenklicher äußerte sich Rhauderfehns Bürgermeister Geert Müller. Man müsse den Sinn des Reformationstages sicher noch lange erklären, so seine Einschätzung, „weil viele Menschen eben recht einfach denken“. Sein Wunsch sei es, immer das Verbindende zwischen den Menschen und den Religionen zu erkennen: „Wenn wir im Geist von Matthäus 7,12 leben, entsteht ein christliches Schneeballsystem, und das hilft uns allen.“
Und der Gottesdienst? Ostfriesland ist anders im Glauben. Rhauderfehn auch. Und die Hoffnungskirche erst recht. Ohne Soli Deo Gloria (wie es zum Beispiel in Ihren auf der Orgel in der Kapelle der Evangelisch-freikirchlichen Gemeinde Westoverledingen steht und wie Johann Sebastian Bach jede seiner Kompositionen zeichnete), ohne „Eine feste Burg ist unser Gott“, ohne Talare fehlt mir etwas an diesem Tag. Ich kann mich mit Gospel und modernen Kirchenliedern nur schwer anfreunden zu so einem festlichen Anlass – trotz meiner Worte zur Eröffnung der Bibelausstellung im vergangenen Jahr:
„Kern des Wortes „Reformation“ ist Reform.
Reform – das geht immer nach vorne.
Reform, das muss nicht gleich so eine Revolution bedeuten wie bei Luther. Reform kann auch heißen: Jeder schaue in sich hinein, was er in seinem Umfeld ändern kann, schon länger ändern wollte, wozu ihm bislang der Mut fehlte.“
Mein Kopf schwirrt von Fachbegriffen rund um historische Mühlen, die jetzt meinen Wortschatz bereichern: Billhammer und Luftfurche, Läuferstein und Bodenstein, Haue und Schluckloch… Gestern kamen die Teilnehmer am Ausbildungskurs für Freiwillige Müller der Mühlenvereinigung Niedersachsen-Bremen zu einem Übungstag in der Hahnentanger Mühle Westrhauderfehn zusammen. Auf dem Programm stand Steineschärfen. Weil der Bodenstein in Hahnentange in exzellentem Zustand ist und sicher noch eine Generation ohne Nachbearbeitung übersteht, mussten die Teilnehmer mit dem Billhammer nur wenige Furchen ausarbeiten.
Ausruhen war dennoch nicht angesagt: Um den Bodenstein schärfen zu können, musste der darüber liegende Läuferstein mit dem Steinkran angehoben und zum Ablegen um 180° gedreht werden. Da heißt es schon mal eine Etage höher klettern, balancieren und die nötige Kraft mit viel Fingerspitzengefühl dosieren – Handwerk im besten ursprünglichen Sinn.
Christian Burchardt und Hartmut Heinen, seit vielen Jahren aktive Freiwillige Müller in Hahnentange, unterstützen den Nachwuchs mit ihrem Praxiswissen. Mit sanfter Hand, nur machmal mit lauter Ungeduld, gab Müllermeister Jan Eiklenborg den Ton an. Er hat inzwischen mehr als 300 Freiwillige Müller erfolgreich zur Prüfung geführt – ein Beitrag zur Kulturgeschichte der Region, der gar nicht hoch genug bewertet werden kann. Glück zu!
Alle Fotos: © Detlef M. Plaisier
«Manche Bilder entstehen einfach aus Zufall im richtigen Moment.» Martin Stromann ist Bildredakteur des Ostfriesland Magazins in Norden und seit über zwei Jahrzehnten einer der profiliertesten Fotografen der ostfriesischen Heimat. Bis zu siebenmal im Jahr steigt er in eine Cessna (mit Piloten) und hält die Wattenlandschaft zwischen Ems und Jade in einzigartigen Fotografien fest. Das Fehn- und Schiffahrtsmuseum Westrhauderfehn zeigt jetzt in der Sonderausstellung „Wattenflug“ eine Auswahl davon.
„Eine herausragende Ausstellung!“ urteilte Jörg Furch, ehemaliger (und für immer einziger) Gemeindedirektor von Westrhauderfehn, in seiner Laudatio. Furch weiß, wovon er spricht: Mit acht Jahren machte ihn sein Großvater mit einer Plattenkamera mit doppeltem Bodenauszug bekannt (Kenner werden mit der Zunge schnalzen) und zeigte ihm das Entwickeln und Vergrößern monochromer Aufnahmen mit einem selbstgebauten Gerät. Mit zehn Jahren bekam Jörg Furch seine erste Kamera geschenkt, eine 24×24 mm Bilora Radix Kleinbildkamera, die immer noch funktioniert. Das Sammeln von Fotoapparaten hat Jörg Furch inzwischen aufgegeben. Sein Urteil aber hat sich über Jahrzehnte verfestigt: „Heute kann fast jeder fotografieren, aber Fotografie war und bleibt eine Kunst.“
„Mal eben von oben was fotografieren“ – so einfach ist das nicht, erzählt Martin Stromann. Das Flugzeug startet nur bis Windstärke sechs, „und bei offenem Fenster oder noch besser einer Maschine ohne Tür musst du dich da oben anziehen wie im Winter, mit Mütze und Schal.“ Eine Stunde Flug mit Fotografieren, so Stromann, sei wie eine Stunde Karussellfahrt – kein klarer Gedanke mehr möglich. „Und am schlimmsten ist das Gefühl, wenn du von oben Seehunde zählst – immer schön in Zehnerpaketen.“ Was entschädigt dafür? „Der ostfriesische Indian Summer“, meint Martin Stromann, wenn der Queller der Salzwiesen sich im Herbst rot färbt, oder das Gebiet zwischen Borkum und Juist, dass er liebevoll „ostfriesische Südsee“ nennt.
Himmel und Wolken, Mensch und Tier – die Fotografie von Martin Stromann aus der Luft und „erdverwachsen“ bewegt sich zwischen Reportage, Dokumentation und Kunst. Was heute in der Ausstellung „Wattenflug“ fasziniert, kann morgen bei einem Besuch vor Ort schon wieder ganz anders aussehen.
Die Ausstellung „Wattenflug“ ist bis einschließlich 30. September 2018 im Fehn- und Schiffahrtsmuseum Westrhauderfehn, Rajen 5, während der allgemeinen Öffnungszeiten zu sehen.
Fehn- und Schiffahrtsmuseum
Ostfriesland Magazin
Alle Fotos: © Detlef M. Plaisier
Der Deutsche Mühlentag 2018, traditionell am Pfingstmontag, war ein Fest für Veranstalter und Gäste. Viele nutzten das Fahrrad für eine kleine Mühlen-Rundtour bei strahlender Sonne. Ich war wieder mit Sandra Gräfenstein unterwegs, die gerade ihre einjährige Ausbildung zur Freiwilligen Müllerin absolviert. Schon jetzt verstärkt sie in Westrhauderfehn das Team der Hahnentanger Mühle. Danke an die Firma Herrenholzer Schinken Gebr. Schwarte in Börger für das Leihauto, nachdem unser treuer Corsa „Franz“ vor dem Wochenende nach 220.000 Kilometern unerwartet verschieden war.
Station 1: Galerieholländer Wichers mit Teescheune in Weener-Stapelmoor
In Stapelmoor gibt es eine ganz besondere Konstellation: Anne-Else, Johanne, Titia und Wilma Wichers, die vier Töchter des letzten Müllermeisters Heinz Beene Wichers, betreiben nach dem Tod des Vaters im Jahr 2009 die Mühle weiter. Gemeinsam hatte das Quartett schon 1997 erfolgreich die Prüfung zum Freiwilligen Müller bestanden. Mich hat bei dem Besuch besonders das Zusammenspiel der Initiativen vor Ort beeindruckt: Landfrauen, Dorfverein, Mühlenverein – alle packten gemeinsam an für ein gutes Gelingen. Danke für die spontane Mühlenführung: Sie hat mein technisches Grundverständnis, das sich nur knapp oberhalb der Nulllinie bewegt, ein gutes Stück verbessert.
Station 2: Mühle Frisia, Müllermeister Jan Eiklenborg Leer-Logabirum
Müllermeister Jan Gerhard Eiklenborg kümmert sich seit Beginn des Ausbildungsgangs zum Freiwilligen Müller mit Herzblut um die Schulung des Nachwuchses. Knapp 400 freiwillige Müllerinnen und Müller haben seitdem ihren Befähigungsnachweis erhalten. Die Mühle Eiklenborg wurde 1895 vom Großvater Jan Gerads Eiklenborg errichtet. Noch immer voll funktionsfähig, verfügt die Mühle heute über zwei Schrotgänge (ein Wind-, ein Motorantrieb), einen Walzenstuhl als Haferquetsche, eine Hammermühle und eine Sägerei mit Horizontalgattersäge. „Nebenbei“ werden noch 300 Legehühner versorgt. Das Hühnerfutter wird natürlich in der Mühle produziert – eine prima Übung für die angehenden Freiwilligen Müller in der praktischen Ausbildung.
Bei unserem Besuch kamen wir auf der Galerieebene der Mühle mit Alwin Eilers, Ausbildungsassistent bei Jan Eiklenborg, und einem holländischen Müllermeister ins Gespräch, der in Deutschland und den Niederlanden den Titel Müllermeister führen darf. Da war das Volksfest auf dem Mühlengelände für einige Zeit vergessen, und ich fühlte mich wieder in meinem Motto bestätigt: Geht raus und redet miteinander! Wir werden wiederkommen – mit Ideen und großer Begeisterung.
Übrigens: Den Beruf Müller gibt es in Deutschland offiziell nicht mehr. Seit Mai 2017 lautet die Berufsbezeichnung technologisch kühl ‚Verfahrenstechnologe/-in Mühlen- und Getreidewirtschaft‘. Der letzte Auszubildende, der noch die bisherige Berufsbezeichnung verwenden darf, ist Scott Hennigfeld, der seine Ausbildung in Meyers Windmühle in Bardowick / Landkreis Lüneburg absolviert. Das ZDF hat ein Portrait über ihn gedreht. Ein toller junger Mann!
Glück zu für alle, die sich dem Erhalt des Kulturdenkmals Mühle widmen!
Copyright der Fotos: Sandra Gräfenstein, Detlef M. Plaisier, Meyers Windmühle Bardowick (1). Plakat zum Deutschen Mühlentag: Deutsche Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung e.V.
In Deutschland öffnen am Pfingstmontag rund 1000 Wind-, Wasser-, Dampf- und Motormühlen zum Deutschen Mühlentag für interessierte Besucher. 2018 wird bereits der 25. Mühlentag gefeiert.
In den benachbarten Niederlanden findet der Nationale Mühlentag am zweiten Wochenende im Mai statt. Ich hatte die Gelegenheit, am 12. Mai 2018 an einer Bus-Rundreise mit der Mühlenvereinigung Niedersachsen-Bremen zu ausgesuchten Mühlen beim Nachbarn teilzunehmen. Dabei waren vor allem Freiwillige Müller, die sich an allen Haltepunkten fachkundig austauschten. Begleitet wurde ich von Sandra Gräfenstein, Auszubildende zur Freiwilligen Müllerin an der Hahnentanger Mühle in Westrhauderfehn. Ohne ehrenamtlichen Einsatz wären die Unterhaltung und der Betrieb vieler Mühlen gar nicht mehr möglich.
Es bleiben nette Menschen, neue Kontakte und viele Ideen für die eigene Arbeit. Und einige kleine Dinge zwischen den Stationen, so etwa der Organist in der protestantischen Kirche in Warffum , der für mich auf der Orgel „Großer Gott wir loben dich“ spielte.
Danke an alle, die mir diesen Tag ermöglicht und gestaltet haben.
Nachfolgend einige Impressionen von einem wunderbaren Sonnentag in der Provinz Groningen. Glück zu!
Copyright aller Fotos: Sandra Gräfenstein / Detlef M. Plaisier
Station 1: Mühle (Molen) „Adam“ in Delfzijl
Infos zur Mühle: https://www.youtube.com/watch?v=TKQreWnZkYA *** https://molendatabase.nl/nederland/molen.php?nummer=315
Station 2: Molen „Eva“ in Usquert
Infos zur Mühle: https://www.youtube.com/watch?v=wfSw-bC0Paw *** https://www.molendatabase.nl/nederland/molen.php?nummer=372
Zwischenstopp: Freilichtmuseum „Het Hoogeland“ in Warffum
Infos: https://www.hethoogeland.com/de/
Station 3: Westerhornermolen (Poldermolen) in Grijpskerk
Infos zur Mühle:
https://www.molendatabase.nl/nederland/molen.php?nummer=328
Station 4: Molen „Wilhelmina“ in Noorderhoogebrug
Infos zur Mühle: https://www.youtube.com/watch?v=N_qroB3wTZE *** https://www.youtube.com/watch?v=5DyqseFcTeE *** https://www.molendatabase.nl/nederland/molen.php?nummer=348
Das Fehn- und Schiffahrtsmuseum in Westrhauderfehn sucht zum 1. Oktober 2018 eine/n Leiter/in. Die Ausschreibung kann hier eingesehen werden. Bewerbungsschluss ist der 6. April 2018.
Nach einem halben Jahr kontinuierlicher Arbeit ist heute der Mühlenbrief der Hahnentanger Mühle in Westrhauderfehn aus der Druckerei gekommen. Ich danke Stefan Wiemker von Wiemker Media in Rhede für seine tatkräftige Unterstützung und eine lange Nacht beim Setzen.
Dazu erklärt Detlef M. Plaisier:
„Pressearbeit ist mehr als das Verteilen von Pressemitteilungen. Der Mühlenverein Hahnentange teilt das Schicksal vieler Vereine: Es fehlt der Nachwuchs im Ehrenamt. Es kommt dringend darauf an, einen festen und verlässlichen Helferstamm aufzubauen. Das erfordert Querdenken und viele Gespräche. Ebenso sehe ich es als meine Aufgabe an, gemeinsam mit dem Vorstand für die Mühle neue Nutzerkreise zu erschließen. Die Hahnentanger Mühle ist Technikerlebnis und kreativer Ort zugleich. Wir werden unseren Mitgliedern und Freunden bald neue attraktive Angebote unterbreiten.“
Detlef Plaisier. Bild: Strehler
Von Marion Janßen
Im Buch „Bubis Kinnertied“ schreibt Detlef Plaisier über die Jugend seines Vaters in Westrhauderfehn. An diesem Freitag liest er daraus vor.
General-Anzeiger: Herr Plaisier, Sie haben ein Buch über die Lebensgeschichte Ihres Vaters in Westrhauderfehn geschrieben. Wieso?
Detlef Plaisier: Mein Vater hinterließ mir bei seinem Tod 2006 eine Biografie, die Grundlage dieses Buches ist. Er behandelt darin seine Kindheit in Ostfriesland und im Emsland bis zu seiner Einberufung als 16-Jähriger. Ich habe während der Arbeit an dem Buch in Leipzig gewohnt. Ich war also auf Informationen aus dem Internet und Kontakte vom Fehn angewiesen. Ich bin dankbar, dass mich so viele Menschen unterstützt haben.
GA: Haben Sie Westrhauderfehn kennengelernt?
Plaisier: Mein Vater hat Anfang der 1950er Jahre aus beruflichen Gründen Ostfriesland verlassen. Ich bin in Hannover geboren. Ostfriesland kannte ich nur von Besuchen. Doch mein Vater hat immer von seiner Heimat erzählt und sich auch Rituale von dort bewahrt. Ich pflege das Grab meiner Großeltern am Untenende, und es gibt noch lebende Verwandte.
GA: Wie lange haben Sie an dem Buch gearbeitet?
Plaisier: Ich habe mich fünf Jahre nicht getraut, den Text aus dem Nachlass zu öffnen, in der Angst, mich erwarte Unangenehmes; ein Familienbild würde zerstört. Und so war es: Ich erfuhr, dass mein Großvater im Lager Börgermoor gearbeitet hatte, meine Großmutter führte die NS-Frauenschaft. Um das zu verarbeiten, zog ich einen Psychotherapeuten hinzu. Vom Auffinden des Textes bis zur Veröffentlichung sind fast elf Jahre vergangen.
Detlef Plaisier liest an diesem Freitag ab 19.30 Uhr beim Klönabend im Fehn-und Schiffahrtsmuseum. Eintritt: 3 Euro.